Wirtschaftliche Stabilität im Euroraum: Höchststand seit 2001 - Österreich:
Solides Wachstum bringt Aufstieg auf Platz 5 - Ausblick: Verbesserung durch Reformanstrengungen möglich
Wien (allianz) - Nach einem Rückschlag im vergangenen Jahr hat sich die wirtschaftliche Stabilität
im Euroraum wieder etwas verbessert: Im Durchschnitt aller untersuchten Länder liegt der Gesamtindikator,
der die Stabilität des Wachstums abbildet, mit aktuell 6,8 von möglichen 10,0 Punkten auf dem höchsten
Stand seit 2001. Dies geht aus dem aktuellen „Allianz Euro Monitor“ hervor, der eine Bewertung der Stabilität
und Gesundheit der Euro-Volkswirtschaften anhand eines ausgewählten Indikatorensets ermöglicht. Österreich
schafft im EWU-Vergleich einen Sprung nach vorne und zählt damit neben Irland zu den Aufsteigern des Jahres.
„Nach einer mehrjährigen Durststrecke holt Österreich endlich wieder auf. Um einen ‚Stockerlplatz‘ zu
erreichen, sollte Österreich den konjunkturellen Rückenwind nutzen und die Entschuldung weiter vorantreiben“,
kommentiert Martin Bruckner, Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG und Chief Investment Officer der Allianz
Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der aktuellen Allianz Studie. Hier sei nicht nur der Staat gefragt, sondern
auch der Privatsektor, wo der Schuldenabbau in den letzten Jahren kaum vorangekommen ist.
Österreich: Aufstieg im Ranking, stabiles Wachstum
Die wirtschaftliche Stabilität hierzulande hat sich laut Euro Monitor erheblich verbessert: Von einem
Gesamtscore von 6,5 Punkten im vergangenen Jahr steigerte sich die Alpenrepublik auf 7,2 Punkte und belegt damit
im Ranking aktuell Platz 5. „Österreich konnte einige Plätze gutmachen. Zu verdanken ist dies unter anderem
der Kräftigung des Wirtschaftswachstums“, erklärt Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE. Im
Hinblick auf die Einzelindikatoren wurde Österreich bei insgesamt zehn von zwanzig höher als im Vorjahr
eingestuft, darunter die Arbeitslosenquote, Arbeitsproduktivität und das strukturelle, staatliche Defizit.
Eine Verschlechterung ergab sich lediglich bei einem einzigen Indikator, der Verschuldungsquote der nichtfinanziellen
Unternehmen. Zu einer Trendumkehr ist es hierzulande bei der Arbeitslosenquote gekommen, die 2017 erstmals seit
sechs Jahren wieder gesunken ist. Spürbar verlangsamt hat sich 2017 außerdem der in den Jahren davor
recht deutliche Zuwachs der Lohnstückkosten. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung macht sich auch
bei den Staatsfinanzen bemerkbar: Die öffentliche Schuldenstandquote ist 2017 erstmals seit Jahren deutlich
gefallen. Nicht so günstig sieht es allerdings bei der Verschuldung der nichtfinanziellen Unternehmen aus,
die nach wie vor eine verhältnismäßig hohe und weitgehend stagnierende Verschuldungsquote aufweisen.
EWU-Vergleich: Deutschland vor Niederlande und Slowenien
Im EWU-Vergleich liegt Deutschland mit einem Gesamtindikator von 8,1 Punkten unverändert auf Platz 1,
dicht gefolgt von den Niederlanden mit 8,0 Punkten. Die beiden Spitzenreiter sind die einzigen untersuchten Länder,
die in der Gesamtbewertung des Euro Monitors die Note „Gut“ erhalten und somit eine „ausgewogene Entwicklung“ aufweisen.
Komplettiert werden die Top 3 wie im Vorjahr von Slowenien mit 7,7 Punkten (+ 0,5 Punkte). Mit einem Plus von 0,8
Punkten konnte Zypern den größten Sprung bei der Gesamtbewertung erzielen. Damit klettert das ehemalige
Krisenland im Ranking im Vergleich zum Vorjahr zwei Ränge nach oben auf Platz 15, nachdem es 2014 noch den
Schlussplatz belegte. Deutliche Verbesserungen im Hinblick auf die Platzierung konnten vor allem Österreich
(von Platz 9 auf Platz 5) und Irland (von Platz 10 auf Platz 6) mit einem Plus von je 0,7 Punkten verbuchen. Am
Ende des Klassements liegen Belgien, Zypern und Griechenland (je 6,2 Punkte) ex aequo auf dem drittletzten Platz,
vor Italien (5,6 Punkte) und Schlusslicht Frankreich (5,4 Punkte).
Insgesamt konnten im aktuellen Euro Monitor fünfzehn Länder eine höhere Bewertung erzielen als 2016,
vier Länder weisen eine geringere Bewertung auf. Etwas verbessert haben sich in den meisten Ländern die
Bewertungen für das Staatsdefizit und die Staatsschuldenquote ebenso wie die Arbeitslosenquoten, das Beschäftigungswachstum
und die Arbeitsproduktivität. Beim Abbau der strukturellen Haushaltsdefizite, der Entwicklung der Exporte
gemessen am Welthandel und der Entschuldung der Unternehmen gab es hingegen Rückschritte, was sich gesamtheitlich
betrachtet in einer nur moderaten Verbesserung niederschlägt. Positiv: Kein Land der Eurozone befindet sich
mehr im als kritisch definierten Bewertungsbereich (1 bis 4 Punkte).
Altlasten der Krise reduziert, günstige Gelegenheit für Reformanstrengungen
Aus konjunktureller Sicht könnte es dem Euroraum zurzeit kaum besser gehen. Ein Ende des Aufschwungs sei
nicht in Sicht, vielmehr habe gerade erst die Hochphase begonnen, so die Studie. Dafür sprechen etwa die EWU-Stimmungsindikatoren,
welche auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau liegen und vereinzelt zuletzt sogar ein neues Allzeithoch
erreicht haben. „Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat dazu beigetragen, dass die Altlasten der Krise in den
letzten Jahren kontinuierlich reduziert wurden“, so Heise, „Dass der Aufräumprozess aber noch nicht abgeschlossen
ist, belegen insbesondere die nach wie vor hohen öffentlichen Schuldenberge sowie erhöhte Arbeitslosenquoten
in vielen EWU-Mitgliedsländern.“ Dabei biete gerade die gute gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung
eine günstige Gelegenheit, die Reformanstrengungen wieder hochzuschrauben. Nicht nur können die mit Strukturreformen
verbundenen wirtschaftlichen Kosten in einem positiven konjunkturellen Umfeld minimiert werden, die Umsetzung kann
auch den aktuellen Konjunkturaufschwung verlängern oder sogar neuen Aufwind verleihen dank des erwarteten
positiven Effekts auf die Wirtschaftsstimmung. „Die Ergebnisse des Euro Monitors sollten als Weckruf verstanden
werden, denn der nächste Abschwung kommt bestimmt“, so Heise abschließend.
Über den Allianz Euro Monitor
Der Allianz Euro Monitor ist ein makroökonomisches Monitoring- und Frühwarnsystem zur Identifizierung
bestehender und neu entstehender gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf
den Risiken, die von einem unausgewogenen Wachstum ausgehen. Der Euro Monitor bewertet die 19 Länder der Eurozone
und stellt eine Rangliste auf. Die Platzierung hängt von dem Beitrag ab, den das jeweilige Land zu einem Wachstum
ohne makroökonomische Ungleichgewichte und damit zur Stabilität des Euroraums insgesamt leistet. Die
Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation in allen Ländern der Euro-Zone.
Die Rangliste setzt sich aus 20 Indikatoren in den vier Schlüsselkategorien „Solidität der Staatsfinanzen“,
„Wettbewerbsfähigkeit“, „Beschäftigung und Produktivität“ und „Private Verschuldung und Auslandsverschuldung“
zusammen. Staaten bekommen in jedem der 20 einzelnen Indikatoren einen Wert zwischen 1 und 10 zugewiesen – je höher
der Wert, desto besser die Performance.
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