Zana Ramadani, Arabella Kiesbauer und Ehsan Ajdari diskutierten mit Schüler/innen einer
Wiener Mittelschule über Rechte und Chancen von Mädchen und Frauen sowie Fragen der Integration
Wien (integrationsfonds) - Am 19. März besuchte die deutsche Frauenrechtlerin und Autorin mit mazedonischen
Wurzeln Zana Ramadani im Rahmen eines Schulbesuchs der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH die GTNMS (Ganztägige
Neue Mittelschule) Schäffergasse in Wien-Wieden. Sie diskutierte gemeinsam mit den ehrenamtlichen Integrationsbotschafter/innen
Arabella Kiesbauer (Fernsehmoderatorin mit Wurzeln in Ghana) und Ehsan Ajdari (Bereichsleiter eines internationalen
Möbelkonzerns mit Wurzeln im Iran) mit den Mädchen und Buben im Alter von 13 bis 15 Jahren, die größtenteils
selbst Migrationshintergrund haben oder sogar selbst als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind. Bei
ihrem Besuch in der Wiener Brennpunktschule sprachen Ramadani, Kiesbauer und Ajdari offen über ihren eigenen
Integrationsweg und diskutierten mit den etwa 70 anwesenden Schüler/innen über die Rechte und Chancen
von Mädchen sowie Fragen der Integration, Kultur und Identität.
Ramadani: „Fühlt euch veralteten Rollenbildern nicht verpflichtet!“
Zana Ramadani (aktuelles Buch „Sexismus: Über Männer, Macht und #Frauen“) war selbst im Alter von
sieben Jahren als Tochter mazedonischer Eltern nach Deutschland gekommen. Sie erzählte den Schüler/innen,
wie sie bereits als kleines Mädchen nicht akzeptieren wollte, von ihrem streng muslimischen Umfeld anders
behandelt zu werden und weniger Freiheiten zu haben als ihre Brüder: „Mit 18 musste ich schließlich
in ein Frauenhaus ziehen, um meiner Familie und ihrem starren, patriarchalischen Frauenbild zu entkommen.“ Es sei
nicht leicht gewesen, sich von den Zwängen der eigenen Familie zu lösen und sich ein eigenständiges,
selbstbestimmtes Leben aufzubauen. „Aber es war notwendig, um mich zu befreien“, so Ramadani. Sie appellierte an
die anwesenden Mädchen: „Ihr seid nicht verpflichtet, die Rollen zu übernehmen, die euch auferlegt werden!
Ihr alle habt ein Recht auf eure eigene Zukunft und euer eigenes Leben!“
Ramadani: „Wer bereit ist, viel zu leisten, kann alles erreichen!“
Sie wies auch auf die Herausforderungen hin, denen die Jugendlichen dabei begegnen werden: „Wer bereit ist,
viel zu leisten, hart zu arbeiten und etwas zu wagen, kann alles erreichen. Aber ich kann euch sagen: Es wird nicht
immer leicht sein – das ist es für niemanden!“ Ramadani wandte sich auch direkt an die Buben im Publikum und
ermutigte auch sie, aus veralteten Rollenzuschreibungen auszubrechen: „Auch ihr dürft frei und selbstbestimmt
leben und müsst nicht einem traditionellen Rollenbild entsprechen. Aber ihr müsst dabei mit den Mädchen
und Frauen zusammenarbeiten. Denn Mädchen haben die gleichen Rechte wie ihr – sie dürfen ebenso frei
über ihre Zukunft entscheiden.“
Kiesbauer: „Offen über Herausforderungen sprechen
Arabella Kiesbauer, deren Vater aus Ghana stammt, berichtete in der Diskussion mit den Schüler/innen offen
von ihren persönlichen Erfahrungen mit Vorurteilen, mit denen sie seit Beginn ihrer Karriere als Fernsehmoderatorin
und Journalistin konfrontiert war: „Nach meiner ersten Fernsehsendung gab es viel negative Kritik, ich wurde auch
beschimpft. Mein Zugang war es damals, diese Probleme direkt anzusprechen und zu thematisieren.“ Es tue gut, offen
über Schwierigkeiten und Herausforderungen zu sprechen, nur so könne man sie aus der Welt schaffen, riet
Kiesbauer den Kindern und Jugendlichen. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement als Integrationsbotschafterin möchte
sie Kinder und Jugendliche vor allem darin bestärken, Engagement an den Tag zu legen und ihr Bestes zu geben:
„Meine Familie, vor allem meine Oma, hat mich immer angespornt, mich anzustrengen und über mich hinaus zu
wachsen. Ich bin der Ansicht, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich möchte!“
Ajdari: „Es zählt, was ihr könnt und was ihr zu leisten bereit seid!“
Vor 15 Jahren kam Ehsan Ajdari als junger Flüchtling aus dem Iran nach Österreich, ohne ein Wort
Deutsch zu sprechen. Im Gespräch mit den Schüler/innen in der Schäffergasse erzählte er von
seinem schwierigen Start in Österreich und wie er die Herausforderungen trotzdem meistern konnte. Heute ist
er in einem international tätigen Möbelkonzern als Bereichsleiter für rund 40 Mitarbeiter/innen
verantwortlich: „Ich wusste, ich muss rasch Deutsch lernen, damit ich die Schule abschließen und studieren
kann. Und ich wusste, dass mir das keiner abnehmen kann und dass es nur mit eigener Leistung klappen wird!“ Auch
Ajdari bestärkte die Jugendlichen darin, ihre Zukunft selbst zu gestalten. „Ich bin rasch aus der Opferrolle
herausgekommen und habe Verantwortung übernommen – und das könnt ihr auch! Strengt euch an, lernt Deutsch
und engagiert euch! Dann tritt eure Herkunft in den Hintergrund und es zählt, was ihr könnt und was ihr
zu leisten bereit seid“, betonte er.
Über ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Seit 2011 geht die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mit ehrenamtlichen Integrationsbotschafter/innen in
Schulen und Vereine, um Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zu motivieren, ihre Chancen in Bildung,
Beruf und Gesellschaft zu nutzen. Rund 60.000 Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund konnten
seitdem von den Schulbesuchen der ehrenamtlich tätigen Integrationsbotschafter/innen profitieren.
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