Wien (öaw/imba) - Am 20. März wurde am IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften – die Österreichische Gesellschaft für Stammzellforschung gegründet.
Diese „Austrian Society for Stem Cell Research“ (ASSCR) hat das Ziel, die wichtigsten Akteure der nationalen Stammzellforschung
zu vernetzen.
Neue Technologien in der modernen Stammzell- und Organoidforschung bringen völlig neue Chancen für die
Medizin und beachtliche Wertschöpfung für die Wirtschaft. Auch in Österreich haben sich bereits
international renommierte wissenschaftliche Gruppierungen etabliert, die anerkannte Expertise in verschiedenen
Bereichen der Stammzellforschung besitzen. Dies reicht von der Grundlagenforschung bis hin zu bereits erfolgreichen
klinischen Anwendungen.
In anderen europäischen Ländern haben sich längst große Initiativen zur Vernetzung und Bündelung
der Forschungsaktivitäten in diesem aufstrebenden Feld gebildet. Österreich schließt nun mit der
Gründung der neuen Gesellschaft für Stammzellforschung auf.
„Nur mit vereinten Kräften und durch aktive Einbindung aller Beteiligter können wir verantwortungsbewusste
Innovation und langfristige Akzeptanz dieser spannenden Technologie gewährleisten. Obwohl Österreich
ein kleines Land ist, haben wir bereits einige international beachtete Erfolge errungen,“ sagt Jürgen Knoblich,
Stammzellpionier, Vizedirektor des IMBA und Mitglied des ASSCR Gründungskomitees. 2013 sorgte er mit der Entwicklung
sogenannter „Gehirnorganoide“ weltweit für Aufsehen. Die aus menschlichen Stammzellen gezüchteten Gehirnmodelle
erlauben erstmals die Erforschung von Neurologischen Krankheiten wie Epilepsie, Alzheimer, Schizophrenie oder Parkinson.
„Gerade in diesen spannenden Zeiten braucht es Synergien zwischen Grundlagenforschern und klinischen Experten,“
so Knoblich.
Ein wesentliches Ziel der Gesellschaft ist daher, einen interdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaftlern,
Patienten, Ärzten, aber auch unter Einbezug von Politikern, Meinungsbildnern oder Lehrenden zu fördern.
Gerade mit Wissensvermittlern und Lehrern hofft man auf einen fruchtbaren Dialog, um objektiv aufzuklären
und zu informieren, junge Menschen für die moderne Stammzellbiologie zu gewinnen und so den wissenschaftlichen
Nachwuchs in Österreich zu stärken.
Eine wichtige Säule der neuen Initiative ist somit auch eine zentrale Öffentlichkeitsarbeit: Gesellschaftlicher
Dialog, Bildungsinitiativen und Informationskampagnen rund um das Thema Stammzellen sollen einer breiten Öffentlichkeit
Einblicke geben, Chancen aufzeigen, aber es auch möglich machen Kritik anzubringen und offene Diskussionen
zu führen.
Frank Edenhofer, stv. Leiter des Institute of Molecular Biology der Universität Innsbruck und frisch gewählter
Präsident der Austrian Society for Stem Cell Research ist überzeugt: „Themen wie Bioethik müssen
offen angesprochen werden. Auch müssen alle Interessierten sich informieren können, was Stammzellen leisten,
aber eben auch, was nicht möglich sein wird. So können wir in Österreich eine offene und konstruktive
Atmosphäre zu Austausch, Impulsgebung und Kritik schaffen.“ Auch werde es durch die bessere Vernetzung gelingen,
den Platz Österreichs auf der Landkarte der weltweiten Stammzellforschung weiter auszubauen und Synergien
in optimaler Weise zu nutzen, sei es über die gegenseitige Bereitstellung von Technologien, gemeinsamen Trainingsprogrammen
oder koordinierten Forschungsprojekten – so Frank Edenhofer. Neben ASSCR Präsident Edenhofer und Jürgen
Knoblich finden sich weitere Größen der heimischen und internationalen Stammzellforschung im ASSCR Gründungskomitee
Markus Hengstschläger, Leiter des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität
Wien, Senior Scientist Elly Tanaka vom IMP – Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie und Johann Bauer,
Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie des Uniklinikums Salzburg.
Johann Bauer bringt abschließend auch noch ein weiteres Anliegen aller Beteiligten auf den Punkt: „Am Ende
des Tages ist unser aller gemeinsames Ziel natürlich, die Fortschritte der Stammzellforschung in konkrete
medizinische Anwendungen weiterzuentwickeln, die den Menschen zu Gute kommen.“ Ein schönes Beispiel ist Bauers
Forschungserfolg im Bereich der Epidermolysis Bullosa, wo einem „Schmetterlingskind“ gesunde, aus eigenen, genmodifizierten
Stammzellen gezüchtete Haus großflächig transplantiert werden konnte.
Über IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie gehört zu den führenden biomedizinischen Forschungsinstituten
in Europa. Im Fokus stehen medizinisch relevante Fragestellungen aus den Bereichen Stammzellbiologie, RNA-Biologie,
Molekulare Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut befindet sich am Vienna BioCenter, einem dynamischen Konglomerat
aus Universitäten, akademischer Forschung und Biotechnologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein Institut der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, der führenden Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich.
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