Innovative Sanierung des Gründerzeitgebäudes Mariahilfer Straße 182; Rundgang
durch das revitalisierte, teils rekonstruierte und durch einen DG-Ausbau erweiterte Gebäude
Wien (rk) - Nach 20 Monaten Bauzeit konnte die Sanierung des vor rund vier Jahren durch eine Gasexplosion
schwer beschädigten Gründerzeithauses an der Oberen Mariahilfer Straße abgeschlossen werden. Am
21. März luden Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal, das Architekturbüro
Trimmel Wall Architekten, der wohnfonds_wien sowie die Immobilienverwaltung Brun zu einer Besichtigung des neuen
Vorzeigebeispiels der Wiener Stadterneuerung ein.
„Rund 800.000 Wienerinnen und Wiener leben mittlerweile in einem Gebäude, das gefördert saniert wurde.
Das ist eine Leistung, die weltweit ihresgleichen sucht, zumal die Förderungen der Stadt an eine deutliche
Verbesserung der Wohnqualität und des Klima-und Umweltschutzes sowie einen umfassenden Schutz der Mieterinnen
und Mieter gekoppelt sind“, betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
„Das Gründerzeitgebäude an der Oberen Mariahilfer Straße ist ein weiteres – und wegen der äußerst
schwierigen Ausgangslage für eine Sanierung – herausragendes Beispiel dafür. Die Stadt Wien hat seine
Rettung und Revitalisierung mit Fördermitteln im Umfang von 4,4 Millionen Euro unterstützt. Darüber
hinaus befindet sich das Haus in einem aktuellen Blocksanierungsgebiet und ist Teil der Internationalen Bauausstellung,
IBA_Wien. Es ist deshalb auch Gegenstand eines zukunftsweisenden Forschungsprojekts, das künftig die Wärmedämmung
von reich gegliederten Gründerzeithausfassaden ermöglichen soll“, so Ludwig weiter.
„Gerade auch der 15. Bezirk mit seinen historisch geprägten Vierteln profitiert seit Jahren von der sanften
Stadterneuerung, die maßgeblich zu einer Steigerung der Wohn- und Lebensqualität beiträgt. Das
Gründerzeitgebäude an der Oberen Mariahilfer Straße 182 befindet sich im Blocksanierungsgebiet
Rustendorf, dem vierten Blocksanierungsgebiet, das in den letzten vier Jahren in Rudolfsheim-Fünfhaus gestartet
wurde. Dass das Gebäude äußerst gelungen saniert wurde und nun ein optisches und wohnliches Highlight
darstellt, freut mich außerordentlich. Das ist ein wichtiger Impuls für die Aufwertung seiner Umgebung
und für die lokale Wirtschaft“, unterstrich Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal.
Innovativer Dämmputz für reich gegliederte Gründerzeit-Fassaden
„Es gab einige schwierige bautechnische Hürden zu überwinden“, erklärte Architekt Günther Trimmel.
„Die Wiederherstellung und Rekonstruktion der stadtbildprägenden Gründerzeitfassaden war eine Herausforderung
für alle Beteiligten. Für die Bestandsfassade Denglergasse wurde zum ersten Mal in Wien an einer gegliederten
Fassade ein Aerogel-Hochleistungsdämmputz verwendet. Dies ist Teil eines Forschungsprojektes, wobei die technische
Universität Wien das Monitoring dazu durchführt. Es ist an den bereits vorhandenen Messergebnissen erkennbar,
dass eine Reduktion des Wärmedurchgangskoeffizienten auf etwa die Hälfte erreicht werden kann.“
„Wir konnten den ambitionierten Zeitplan einhalten“, betonte Architektin Isabella Wall. „In diesen Tagen findet
mit der Gestaltung der Geschäftslokale und den Fassadenarbeiten im Erdgeschoss die Sanierung des Gründerzeithauses
ihren erfolgreichen Abschluss. Im Spannungsfeld zwischen Altbaucharakter und Modernisierung entstanden hier auf
einer Wohnnutzfläche von 2.360 Quadratmetern 20 Altbau- und 9 Dachgeschoßwohnungen.“
Gründerzeit-Fassaden können bislang nicht mit einer Wärmedämmung versehen werden, da dadurch
ein Großteil der Gliederung und des Schmucks verloren gehen würde. Eine innovative Entwicklung – der
Aerogel-Hochleistungsdämmputz – könnte hier eine zukunftsweisende Lösung bieten. Zum ersten Mal
in Wien wird eine gegliederte Fassade mit Fensterfaschen und Gesimsen mit diesem Wärmedämmputz ausgeführt.
Das Forschungsprojekt wird an der Fassade des Gebäudes an der Seite Denglergasse auf einer Fläche von
ca. 205 m² umgesetzt. Das technische Monitoring umfasst Messungen des Wärmestroms durch die straßenseitige
Bestandsfassade vor und nach Aufbringen des Aerogeldämmputzes.
Bester Wohnkomfort, massive Senkung des Heizwärmebedarfs
Im Rahmen der umfassenden Sanierung wurden eine Neuorganisation der Wohnungsgrößen und Grundrisse, sowie
eine Anpassung an den Stand der Technik umgesetzt.
Die rekonstruierten Fassaden des Gebäudes an der Mariahilfer Straße sowie im Innenhof wurden mit
einer Hanfdämmung ausgestattet, eine kontrollierte Wohnraumlüftung eingerichtet, der Dachgeschoßausbau
im Passivhausstandard errichtet sowie eine Solaranlage am Dach installiert. Auch für Elektromobilität
wurde vorgesorgt: 7 der 8 Parkplätze in der neuen Parkgarage wurden mit Stromanschluss ausgestattet.
Durch die Hofüberbauung im Erdgeschoß erhielten die Wohnungen im 1. Obergeschoß im Innenhof
eine Grünfläche. Im 2. Obergeschoß wurden die Aufenthaltsräume zum Innenhof orientiert und
ein Laubengang/Balkon jeweils an der Schmalseite des Innenhofes angeordnet.
Im 3. Obergeschoß wurde der Hoftrakt zur Liegenschaft Mariahilfer Straße 180 abgezont und zwei Dachgärten
geschaffen. Durch diese städtebauliche Maßnahme hat sich auch die Belichtungssituation im Innenhof erheblich
verbessert.
Das Dachgeschoß wurde zweigeschossig mit 9 Wohnungen ausgebaut, wobei 7 Wohnungen davon Maisonetten sind.
Sämtliche Dachgeschoßwohnungen erhielten im 1. oder 2. Dachgeschoß innenhofseitig jeweils eine
Terrasse oder Loggia.
Im Altbau des Gebäudes konnte eine Reduktion des Heizwärmebedarfs auf 10,67 kWh/m²a – vor Sanierung
betrug dieser 121,09 kWh/m²a – erreicht werden.
Innovatives Sanierungskonzept:
Folgende Maßnahmen sind Teil des innovativen Sanierungskonzeptes, das für den Wiederaufbau der Mariahilfer
Straße 182 umgesetzt wurde:
- Aerogel-Hochleistungsdämmputz: Forschungsprojekt, FFG-Förderung,
205 m²
- Fassadenfläche, 5,5 bis 6 cm Putzstärke, bisher
nur an Feuermauern, erstmals an einer gegliederten Fassade, Monitoring TU Wien
- Hanfdämmung
- Kontrollierte Wohnraumlüftung
- Passivhausstandard im DG-Ausbau
- Solaranlage am Dach
- Elektromobilität
Wohnhäuser mit rund 25.900 Wohnungen aktuell in geförderter Sanierung
Die Stadt Wien investiert seit Jahrzehnten kontinuierlich in die Wohnhaussanierung, die erfolgreich vom wohnfonds_wien,
fonds für wohnbau und stadterneuerung betreut wird.
Aktuell in geförderter Sanierung (in Vorbereitung und in Bau): 372 Wohngebäude mit rund 25.900 Wohneinheiten.
Die Fördermittel der Stadt betragen rund 614 Mio. Euro, die Gesamtsanierungskosten rund 1,1 Mrd. Euro.
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