OeNB-Pressekonferenz zu Krediten, Einlagen und Zinssätzen österreichischer Banken
Wien (oenb) - Das Kreditwachstum inländischer Unternehmen stieg 2017 in einem positiven wirtschaftlichen
Umfeld auf den höchsten Wert seit Mai 2009 an. Auch die Kreditvergabe an private Haushalte entwickelte sich
in Österreich äußerst positiv. Nicht zuletzt aufgrund historisch niedriger Zinssätze gab es
2017 neben den schon über die letzten Jahre hinweg steigenden Volumina im Bereich der Wohnbaufinanzierung
auch eine Ausweitung bei Konsumkrediten.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) veröffentlichte im Rahmen einer Pressekonferenz die aktuelle Entwicklung
bei Krediten, Einlagen und Zinssätzen. Dabei berichtete Dr. Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung
Statistik, dass „das Jahreswachstum der an inländische Unternehmen vergebenen Kredite im Dezember 2017 mit
4,8 % den höchsten Wert seit Mai 2009 (5,5 %) erreichte, was auch im Zusammenhang mit steigenden Anlageinvestitionen
stehen dürfte. Ab November 2017 trugen erstmals seit 2014 alle Laufzeitenkategorien positiv zum Kreditwachstum
nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich bei.“
Mit 143 Mrd EUR wies das Kreditvolumen nichtfinanzieller Unternehmen bei österreichischen Banken im Dezember
2017 den historisch höchsten Wert auf. Zusätzlich finanzierten sich österreichische Unternehmen
mit rund 15 Mrd EUR bei Banken mit Sitz in anderen Euroraum-Ländern, wobei der größte Anteil davon
mit rund 11 Mrd EUR auf Banken mit Sitz in Deutschland entfiel. Die dort mit 1,27 % gegenüber 1,46 % in Österreich
günstigeren Kreditkonditionen bei Großkrediten (über 1 Mio EUR) könnten dabei eine Rolle spielen.
Auch bei den privaten Haushalten entwickelte sich die Kreditvergabe in Österreich mit einer Jahreswachstumsrate
von 3,5 % positiv. Neben den schon über die letzten Jahre positiven Wachstumsraten im Bereich der Wohnbaufinanzierung
drehte 2017 auch die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite ins Plus, was vor allem auch mit dem steigenden privaten
Konsum zusammenhängt.
Haushalte sichern sich das geringe Zinsniveau ab
„Die Zinskonditionen im Neugeschäft lagen in Österreich sowohl für private Haushalte im Bereich
der Konsumkredite (4,69 %) wie auch für Klein- und Mittelbetriebe (1,89 %) unter jenen des Euroraums. Historisch
niedrige Zinssätze waren weiterhin bei Wohnbaukrediten zu verzeichnen (1,85 %), wobei es in diesem Segment
zwischen den Ländern des Euroraums nur geringe Unterschiede zu beobachten gab“, so Turner.
Im Umfeld historisch niedriger Zinssätze sicherten sich private Haushalte das günstige Zinsniveau weiterhin
mit vermehrten Fixzinsbindungen im Kreditbereich längerfristig ab, was insbesondere im Neugeschäft bei
Wohnbaukrediten zu erkennen ist. Lag der Anteil von Krediten mit anfänglicher Zinsbindung von über 10
Jahren im Jahr 2012 noch bei 2 %, stieg dieser im Jahr 2017 auf 27 % deutlich an.
Steigendes Einlagenvolumen der Haushalte
Trotz weiterhin vorherrschender negativer Realzinsen stieg auch das Einlagenvolumen privater Haushalte im Jahr
2017 weiter an. Insgesamt betrug das Wachstum im Jahr 2017 3,4 % und entsprach damit einer Ausweitung um 8 Mrd
EUR auf insgesamt 244 Mrd EUR. Verantwortlich dafür waren – wie schon in den Jahren zuvor – ausschließlich
täglich fällige Einlagen. Grund für die geringe Attraktivität längerfristig gebundener
Einlagen dürften die geringen Zinssaufschläge für Einlagen mit Bindungsfrist sein. Parallel dazu
investierten private Haushalte 2017 im Ausmaß von netto 3,7 Mrd EUR in Investmentfonds.
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