Wilhelmine Seeber feierte 100. Geburtstag
Innsbruck (ikm) - Die Feier der hundertjährigen Wilhelmine Seeber fand weder bei ihr Zuhause noch in
einem Seniorenheim statt. Die Geburtstagsgesellschaft versammelte sich im Gasthaus Goldenes Dachl in der Altstadt,
jenem Lokal in dem die rüstige Seniorin seit 30 Jahren beinahe täglich anzutreffen ist. „Dass Sie sich
heute Zeit für mich nehmen, ehrt mich sehr“, begrüßte das Geburtstagskind Bürgermeisterin
Mag.a Christine Oppitz-Plörer und fügte hinzu: „Ich freue mich so, mir kommen fast die Tränen.“
Der Lebensweg einer starken Frau
Aufgewachsen in einem Heim, zählte Wilhelmine Seeber in der Schule stets zu den Klassenbesten. Sie arbeitete
als Dienstmädchen, später als Vorarbeiterin in einer Teigwarenfabrik. Diese räumte sie am Wochenende
auf, um sich ihre Fortbildung finanzieren zu können. Ihr Fleiß zahlte sich aus, denn aufgrund ihrer
Fertigkeiten erlangte sie eine Stelle bei der Tiroler Tageszeitung. Während des Krieges verschlug es Wilhelmine
Seeber nach Brüssel, Mailand und Verona. Am Rückweg nach Innsbruck, wurde sie am Brenner ohne entsprechende
Papiere abgewiesen. Daraufhin kam sie bei Südtiroler Bauern unter, half bei der Kinderbetreuung und flickte
Socken. Den Grenzübergang am Brennerpass überquerte sie letztendlich versteckt in einem Viehwagen. Zurück
in Innsbruck musste sie allerdings feststellen, dass ihre Wohnung längst von anderen bewohnt wurde. „Sie erzählen
Innsbrucker Geschichte“, kommentierte Bürgermeisterin Oppitz-Plörer: „Ihr Leben sollte verfilmt werden.“
Gemeinsam durch schwere und schöne Jahre
Ihren inzwischen verstorbenen Mann lernte Seeber 1938 kennen, 1940 wurde geheiratet. Die darauffolgenden Jahre
waren nicht leicht: Ihr Mann wurde eingezogen und Wilhelmine Seeber wusste jahrelang nicht, ob sie sich jemals
wieder sehen würden. Nach dem Krieg erlebten die beiden allerdings noch viele schöne Jahre. Ihre gemeinsame
Leidenschaft war unter anderem das Motorradfahren. Gemeinsam befuhren sie sogar den Großglockner. „Ich sehe
meinen Mann wieder, ansonsten ginge er mir ab“, erklärte die Jubilarin und beeindruckte das Innsbrucker Stadtoberhaupt
mit dieser Lebensweisheit: „Sie sind ein unglaublich positiver Mensch“, stellte diese fest.
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