Shoah – wie war es menschlich möglich?

 

erstellt am
28. 03. 18
13:00 MEZ

Eine Ausstellung im Rahmen des Gedenk- und Erinnerungsjahrs 2018, kuratiert von der Gedenkstätte Yad Vashem – Museumsabteilung, Jerusalem von 11. April – 30. Juni 2018
Wien (segal) - "Der Abgeordnete Popper hat behauptet, der Antisemitismus wird einmal zugrunde gehen. Gewiß, meine Herren, wird er einmal zugrunde gehen, aber erst dann, wenn der letzte Jude zugrunde gegangen sein wird." Das ist ein Zitat von Dr. Karl Lueger aus der Rede in der Sitzung des Hauses der Abgeordneten des österreichischen Reichsrats am 26. Mai 1894, Stenographisches Protokoll Seite 14622.

Dr. Karl Lueger (1897-1910), Bürgermeister von Wien, nützte die Ängste des Kleinbürgertums und der Gewerbetreibenden vor Konkurrenzdruck und Industrialisierung, indem er die Verantwortung dafür dem Einfluss der Juden zuschrieb. Er war damit der erste Politiker, der Antisemitismus erfolgreich als Mittel der Politik einsetzte.

Antisemitismus in Österreich vor 1938. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden in Europa die ersten Ideen von biologisch verschiedenen "Menschenrassen", darunter auch die Vorstellung des Bestehens einer besonderen, von anderen Menschen unterschiedenen jüdischen "Rasse". Dies wurde zur Grundlage des heute nach wie vor vorhandenen und verbreiteten rassistisch begründete Antisemitismus, der Jüdinnen und Juden bestimmte, angeblich angeborene negative Eigenschaften zuschreibt und sie für vermeintliche oder tatsächliche Missstände in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur verantwortlich macht.

Schon in den Stunden vor und vor allem dann nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich in den Morgenstunden des 12. März 1938 fielen alle Schranken - gewalttätiger Antisemitismus und Hass auf politische Gegner brachen hervor. Jüdinnen und Juden wurden aus Wohnungen gezerrt und unter dem boshaften Beifall der Umstehenden öffentlich gedemütigt. Geschäfte wurden beschmiert und geplündert, Nationalsozialisten und deren Sympathisanten nutzten die ersten Wochen nach dem "Anschluss" zu schrankenlosen Bereicherungen.

Die Propaganda für die inszenierte Volksabstimmung am 10. April 1938 über den "Anschluss" Österreichs an Nazi Deutschland war allgegenwärtig.

Erst im Mai 1938 wurden diese "Arisierungen" in geregelte Bahnen gelenkt, um Gewinne aus den Beraubungen auch für den NS-Staat und für verdiente NS-Unterstützer zu sichern. Dieser Raubzug sowie Berufsverbote und Wohnungskündigungen sollten jegliche Existenzgrundlage der jüdischen Bevölkerung zerstören und diese möglichst rasch aus dem Deutschen Reich vertreiben. Außerdem konnten so in ihrem Ausmaß auch von Historikern und Historikerinnen nur schwer zu beziffernde Werte unter der Bevölkerung verteilt werden.

Unzählige Österreicherinnen und Österreicher profitierten auf diese Weise auf die eine oder andere Art von dieser nationalsozialistischen Beraubungspolitik - sie erhielten Wohnungen, Möbel, sonstige Vermögenswerte, Arbeitsplätze, unliebsame geschäftliche Konkurrenz wurde beseitigt. Das NS-Regime konnte sich so die Unterstützung zahlreicher "Volksgenossen" sichern.

Die Ausstellung "Shoah - wie war es menschlich möglich?" von Yad Vashem erzählt die gesamte Geschichte der Shoah. Besucherinnen und Besucher erhalten einen fundierten historischen Überblick über die schrecklichen Ereignisse dieses präzedenzlosen Menschenverbrechens an den Jüdinnen und Juden in Europa zwischen 1933 und 1945.
Die Ausstellung nimmt sich der wichtigsten Aspekte der Shoah an, zeigt dabei auch persönliche Geschichten und lässt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen.
19 Tafeln wurden dazu von der Museum Division von Yad Vashem entwickelt, 4 weitere Tafeln mit Österreich-Bezug wurden in Wien hinzugefügt, deren Erarbeitung von Univ. Doz.in Dr.in Brigitte Bailer-Galanda und Universitätsprofessor DDr. Oliver Rathkolb wissenschaftlich begleitet wurde.

Neben den chronologischen Ereignissen widmet die Ausstellung sich auch thematischen Kapiteln: der jüdische Reaktion, der Haltung der Mehrheit der Menschen, der ‚Gerechten unter den Völkern' (Righteous Among The Nations).

"Es war mir ein großes Anliegen, diese wichtige Ausstellung gerade im Gedenkjahr 2018 nach Wien zu bringen und hier zu zeigen", sagt Milli Segal, Ausstellungsleiterin für Österreich. "Ich bedanke mich sehr herzlich beim Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 und dem BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung, für die Förderung sowie bei Univ. Prof. Dr. Heinz Engl, Rektor der Universität Wien, für die Bereitschaft, die Ausstellung an der Universität zu zeigen. Mein großer Dank gilt auch Univ. Doz.in Dr.in Brigitte Bailer-Galanda und Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb für die Unterstützung beim Zustandekommen der Österreich Tafeln."

"Ich bin selbst Jüdin der 2. Generation, der Generation, die ohne Großeltern und mit Eltern, die mit Glück die Shoah überlebt haben, aufgewachsen ist", so Milli Segal. "Es ist mir wichtig, aufzuzeigen, was geschehen kann, wenn Menschenverachtung und das Nicht- zurückschrecken vor Mord an Unschuldigen die Oberhand gewinnt. Es gibt keine Sicherheit, dass solche Gräueltaten nicht wieder geschehen können! Daher dürfen wir nicht aufhören, durch Projekte wie diese Ausstellung, dafür Sorge zu tragen, dass wir uns erinnern."

11. April – 30. Juni 2018
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 8 – 22 Uhr, Samstag/Sonntag 8 – 19 Uhr
Ort: Universität Wien - Hauptgebäude
1010 Wien, Universitätsring 1 (1. Stock, Bibliotheksgang)
Der Eintritt ist frei

Dies Ausstellung wurde von der Museumsabteilung Yad Vashem
(Bereich Wanderausstellungen) produziert.

Design: Tarazi Studio Ausstellungsorganisation für Österreich: Agentur Milli Segal
Umsetzung für Österreich: Werkstatt Lichtenthal Werbe GmbH

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.millisegal.at

 

 

 

 

 

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