27. April - 9. Juni 2018 in der Galerie Krinzinger
Wien (kunstnet) - Marina Abramovic ist eine Pionierin der Performance als visuelle Kunstform. Seit den 1970er
Jahren benutzt sie ihren Körper als Subjekt und als Medium in ihren strapaziösen Langzeit- Performances,
um physische, mentale und emotionale Grenzen zu testen - oft riskiert sie sogar ihr Leben auf der Suche nach erhöhtem
Bewusstsein, Transzendenz und Selbstverwandlung. Das Konzept der Zeit ist in den Arbeiten der serbischen Künstlerin
ein ebenso wichtiger Aspekt wie die Einbindung des Publikums, so auch bei der Aktion Thomas Lips (1975) in der
Galerie Krinzinger und in ihren Performances Seven Easy Pieces (2005) im Guggenheim Museum, New York, The Artist
is Present (2010) im Rahmen ihrer gleichnamigen Retrospektive im MoMA, New York oder 512 Hours (2014) in der Londoner
Serpentine Gallery.
Two Hearts beschäftigt sich mit dem Herzen als Sitz der Seele, der moralischen Identität und des Menschseins.
Zwei oder mehrere Herzen zu haben, bedeutet, dass verschiedene Versionen des Selbst in einem wohnen. Marina Abramovics
Ausstellung vereint eine Gruppe an Werken die Dualitäten behandeln und Themen wie das Selbstportrait, die
weibliche Energie und die weibliche Identität, die von Beginn an elementarer Bestandteil des künstlerischen
Schaffens waren.
Die Ausstellung bespielt die Haupträume, den Showroom und das Kabinett der Galerie Krinzinger. Zu sehen sind
großformatige Fotoarbeiten und Leuchtkästen, die sich mit Leben und Tod, dem Spirituellen und Physischen,
Licht und Dunkelheit, Existenz und Leere und dem Thema Jungfrau und Kriegerin als Verkörperung der menschlichen
Geschichte der Moral auseinandersetzen. Unter anderem sind die Leuchtkästen Carrying Elvira (2006) und Virgin
Warrior (2006), das Portrait with Maracas (2006), Me and Me II, eine Fotografie aus dem Jahr 2008, sowie aktuelle
Arbeiten, darunter fünf neue Lichtboxen Untitled (2018), eine Skulptur aus der Serie Communicator (2012 -
2018), die Serie Study for A Monument (a, b, c,
d) (2018) und die überarbeitete Filmfassung von Dragon Heads (1990 - 1992, 2018) zu sehen.
Seit Beginn ihrer Karriere in Belgrad in den frühen 1970er Jahren leistet Marina Abramovic mit ihren Performances
als eine visuelle Kunstform Pionierarbeit und schafft einige ihrer wichtigsten frühen Werke. Der Körper
war immer ihr Subjekt und Medium. In ihren Arbeiten, die die einfachen Handlungen des täglichen Lebens ritualisieren,
lotet sie ihre körperlichen und mentalen Grenzen aus und hält Schmerzen, Erschöpfung und Gefahr
auf ihrer Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation stand. Von 1975 bis 1988 traten Abramovic und
der deutsche Künstler Ulay zusammen auf und beschäftigten sich mit Beziehungen der Dualität. Abramovic
kehrte 1989 zu Soloauftritten zurück.
Marina Abramovics Arbeiten - Performances, Sounds, Fotografien, Videos, Skulpturen und transitorische Objekte für
den menschlichen und nicht-menschlichen Gebrauch - waren bereits in zahlreichen Einzelausstellungen in den USA
und Europa und in vielen großen internationalen Gruppenausstellungen z.B. auf der Biennale di Venezia (1976
und 1997) und auf der documenta VI, VII und XI in Kassel zu sehen. Für ihre außergewöhnliche Videoinstallation/Performance
Balkan Baroque in Reaktion auf den Jugoslawienkrieg wurde Marina Abramovic 1997 mit dem Goldenen Löwen als
"Beste Künstlerin" ausgezeichnet. 2003 erhielt sie den Bessie Preis für ihre 12-tägige
Performance The House with the Ocean View in der Sean Kelly Gallery, New York. 2005 fand die Premiere der Performancereihe
Seven Easy Pieces im Solomon R. Guggenheim Museum, New York statt.
2008 wurde ihr von Bundespräsident a.D. Heinz Fischer das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft
und Kunst verliehen. 2011 folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts (Hon. RA), London. Mit
ihrer Retrospektive The Artist is Present (2010) im MoMA, New York, die auch ausschlaggebend war für den gleichnamigen,
von Thyssen- Bornemisza Art Contemporary koproduzierten Film, erhielt sie 2012 nach der europäischen Filmerstaufführung
auf den 62. Internationalen Filmfestspielen Berlin den "PanoramaPublikumsPreis" in der Kategorie "Dokumentarfilm".
Im selben Jahr feierte Abramovics Opernperformance The Life and Death of Marina Abramovic, unter der Regie von
Robert Wilson, Premiere im Teatro Real in Madrid und das partizipative Projekt The Abramovic Method fand zum ersten
Mal im PAC in Mailand statt.
2016 erschien ihre packende Autobiografie Walk Through Walls. Von 20. April bis 12. August 2018 ist die Retrospektive
The Cleaner in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen. Zuvor wurde The Cleaner im Moderna Museet, Stockholm, im
Louisiana Museum of Modern Art, im Humlebæk und im Henie Onstad Kunstcenter, Høvikodden präsentiert.
Im September 2019 wandert die Retrospektive in den Palazzo Strozzi nach Florenz. Zeitgleich mit ihrer Ausstellung
Two Hearts in der Galerie Krinzinger zeichnet die Denkwerkstatt GLOBART Marina Abramovic als bedeutendste Performancekünstlerin
der Gegenwart mit dem GLOBART AWARD 2018 aus. Die Verleihung findet am 25. April 2018 im Kunsthistorischen Museum
Wien statt.
Ursula Krinzinger und Marina Abramovic blicken auf eine jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit zurück.
Bereits 1975 sind in der Galerie Krinzinger in Innsbruck unter dem Titel Photo Documentation of Performances Rhythms
10, 2, 5, 4, 0 ausgewählte Arbeiten von Marina Abramovic und ihre Performance Thomas Lips zu sehen. Zehn Jahre
später überzeugt die Künstlerin mit der Arbeit Photographic Documentation of Performance 3 in der
Gruppenausstellung Symbol Tier (1985) ebenfalls in der Innsbrucker Galerie. 1992 überrascht Marina Abramovic
in der Galerie Krinzinger mit ihrer Einzelausstellung Transitory Objects, zu welcher der gleichnamige Katalog erschienen
ist, auch das Wiener Kunstpublikum. 2012 zeigt Marina Abramovic unter dem Titel With Eyes closed I see Happiness
im Rahmen einer Einzelausstellung Selbstportraits und Objekte. 2017 war die Serie Holding Emptiness (2012) in der
Gruppenausstellung ICON zu sehen. Marina Abramovic, 1946 in Belgrad geboren, lebt und arbeitet in New York.
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