Leopold Museum zeigt Moderne-
 Vorreiter Anton Romako

 

erstellt am
06. 04. 18
13:00 MEZ

80 Werke werden in umfassendster Ausstellung seit mehr als 25 Jahren präsentiert – Ausstellung bis 18. Juni 2018
Wien (leopold museum) - Anton Romako (1832–1889) zählt zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mehr als 25 Jahre nach der letzten Retrospektive in Österreich zeigt das Leopold Museum ab heute eine umfassende Ausstellung zum Œuvre des Malers, die am gestrigen Donnerstag, 5. April feierlich eröffnet wurde. Mit der Personale „ANTON ROMAKO. BEGINN DER MODERNE“ würdigt das Museum einen Maler, der „unzeitgemäß“ in die Moderne wies und von Künstlern und Kennern des frühen 20. Jahrhunderts wie dem Expressionisten Oskar Kokoschka oder dem Kunstkritiker Ludwig Hevesi geschätzt wurde. Die Sammler Oskar Reichel und Rudolf Leopold erkannten das Genie des Künstlers und vereinten zahlreiche Werke Romakos in ihren Kollektionen.

Für Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger eröffnete der „Stilpluralist“ Anton Romako ein „Experimentierfeld hin zur Moderne“: „Das Leopold Museum kann, mit den Werken aus eigenem Bestand und jenen der Privatsammlung Leopold, auf eine der größten Sammlungen von Anton Romako zurückgreifen, vergleichbar nur mit jener des Belvedere, das als Hauptleihgeber 15 Leihgaben zur Verfügung gestellt hat.“

Anton Romako ist einer der bekanntesten, aber auch widersprüchlichsten Künstler seiner Zeit. Unverständnis und Missachtung begleiteten sein Schaffen, das auf unkonventionelle Art die Grenze zu einer neuen Interpretation des Sichtbaren überschreitet. Das von Schicksalsschlägen gezeichnete Leben Romakos bildet den Hintergrund für das Wirken des Künstlers. Die Suche nach adäquaten Formulierungen für die Fragen der Zeit ist gleichzeitig der Versuch der Bewältigung des persönlichen Schicksals.

Dass das Leopold Museum aktuell auch dem Expressionisten Egon Schiele eine große Schau zum 100. Todestag widmet, sieht Kuratorin Marianne Hussl-Hörmann als „glückliches Zusammentreffen“ des Vorreiters der Moderne im 19. Jahrhundert, Anton Romako, mit Schiele, einem der Hauptvertreter der Wiener Moderne.

Anton Romako wird wie „Malerfürst“ Hans Makart (1840-1884) zu den Historienmalern gezählt. Gerade aufgrund seiner neuen und bahnbrechenden Sichtweise, wie etwa in seinem wohl berühmtesten Gemälde „Tegetthoff in der Seeschlacht bei Lissa“ (1882) schaffte er es einst nicht die Kritiker zu überzeugen und doch gilt er heute als „Weichensteller für die Moderne“.

Bereits in frühen Kindesjahren Vollwaise, hinterlässt Romakos Vater, ein wohlhabender Fabrikant, ihm und seinen Geschwistern ein Vermögen, das – anfänglich von seinem Vormund verwaltet – Anton Romako jahrzehntelang ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglicht. Nach Studien in Wien und München macht er als Genre- und Porträtmaler in Rom Karriere, wo er 20 Jahre seines Lebens verbringt. Mit Sophie Köbel, der Tochter eines deutschen Architekten hat er fünf Kinder. Um 1870 kommt es zu einer merklichen Neuorientierung, die zum Verlust des Erfolges führt. Seine Frau verlässt ihn nach 14 Ehejahren. 1876 kehrte Romako mit den ältesten Töchtern nach Wien zurück, wo er sich zum weitgehend unverstandenen Exzentriker entwickelte. Grelle Farben und nervöse Linien sowie die radikale Reduktion zeitlicher und räumlicher Dimensionen führen eine irritierende Psychologie in die Darstellung ein , ein „Ver-rücken“ der Wirklichkeit, wie es Katalogautor Herbert Giese bezeichnet, und lassen ihn heute als genialer Vorreiter des frühen Expressionismus erscheinen. Zentrale Werke aus dem Schaffen des Künstlers wie der „Italienische Fischerjunge“ (um 1873/75) oder die „überzeichneten“ Porträts des Druckereibesitzers und Technischen Direktors der „Neuen Freien Presse“ Christoph Reisser und seiner Frau Isabella (1885) sind in der Ausstellung ebenso zu sehen, wie die im Auftrag der Kuefsteins entstandenen Bilder, so etwa das „Porträt der Gräfin Maria Magda Kuefstein“ (1885/86).

Sammlerin Elisabeth Leopold erinnerte an den Kunsthistoriker Fritz Novotny, der Romako aus der Vergessenheit herausgeholt hatte. Rudolf Leopold habe ganz bestimmte Werke gesammelt, allen voran die Reisser-Porträts. Zurück in Wien. „wo den Künstler nichts Gutes erwartete“ habe Romako begonnen „in das Herz der Menschen zu schauen“.

Feierliche Eröffnung der Ausstellung
Der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung, die von Direktor Hans-Peter Wipplinger sowie Vorstandsmitglied Elisabeth Leopold feierlich begangen wurde, folgten rund 500 BesucherInnen, darunter der italienische Botschafter Sergio Barbanti, der Botschafter Frankreichs, Jean-Louis Falconi, der ungarische Botschafter János Perényi, Konsul Mag. Andreas Bardeau (Schloss Kornberg), die Leopold Museum-Vorstände Helmut Moser und Carl Aigner, MAK-Generaldirektor Christoph Thun-Hohenstein, Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig, Lentos-Direktorin Hemma Schmutz sowie die Kaufmännische Direktorin des Leopold Museum Gabriele Langer und Secessionspräsident Herwig Kempinger. Neben zahlreichen Privatleihgebern fanden sich KünstlerInnen von Martha Jungwirth bis Walter Vopava, Vertreter aus der Wirtschaft wie etwa der Generaldirektor der NÖ-Versicherung Hubert Schultes oder KPMG-Partner Bernhard Mechtler ein. Gekommen waren auch im Kinsky Managing Partner Christoph la Garde, Kunsthändler Alexander Giese, die Sammler Ernst Ploil, Waltraud und Diethard Leopold, Gerda Leopold sowie Denis Engin. Ebenfalls mit dabei: Die Albertina-KuratorInnen Elisabeth Dutz und Markus Kristan, Belvedere-Kurator Franz Smola, Dorotheum-Expertin Ursula Rohringer, Klimt-Nachfahre Gustav Huber, Leopold Museum-Freundeverein-Vizepräsident Thomas Mondl u.v.m.

Kuratorin Marianne Hussl-Hörmann führt am Freitag, 15.06.2018, 16 Uhr durch die Ausstellung.

Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Beiträgen von Herbert Giese, Ralph Gleis und Marianne Hussl- Hörmann sowie einem Vorwort von Hans-Peter Wipplinger in deutscher und englischer Sprache erschienen. Das 199 Seiten starke Buch aus dem Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln ist um EUR 29.90,- im Leopold Museum Shop erhältlich.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.leopoldmuseum.org

 

 

 

 

 

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