LHStv Geisler: „Es geht um die Sicherheit der Bevölkerung und die künftige Entwicklung“
Innsbruck (lk) - Für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal liegt nun die angepasste Planung vor.
Anregungen der GrundeigentümerInnen aus den drei geplanten Retentionsräumen Kramsach/Voldöpp, Radfeld/Kundl
und Angath wurden in das Projekt ebenso eingearbeitet wie Wünsche der Gemeinden. Das vorliegende Projekt ist
die Basis für die Einreichdetailplanung und die Umsetzung des Hochwasserschutzes im Unteren Unterinntal durch
den noch zu gründenden Wasserverband.
„Was immer möglich war, hat man bei der Linienführung in den Retentionsräumen berücksichtigt.
Bis auf wenige technisch nicht machbare Ausnahmen wurden alle Anregungen aufgenommen“, sieht LHStv Josef Geisler
mit der angepassten Planung für den Hochwasserschutz zwischen Brixlegg und Angath das Machbare erreicht. Die
Inanspruchnahme von landwirtschaftlichem Grund und Boden für Bauwerke wurde weiter reduziert, die Bewirtschaftbarkeit
der Flächen wurde verbessert und künftige Entwicklungsmöglichkeiten berücksichtigt. Auch Ersatz-
und Tauschflächen stehen in der Region im notwendigen Ausmaß zur Verfügung.
Verantwortung wahrnehmen
Jetzt, so Geisler, liege es an den Gemeinden, ihre Verantwortung wahrzunehmen: „Das Land hat alle erdenklichen
Vorleistungen erbracht. Die Detailplanung und die Umsetzung können ab sofort starten, wenn die Gemeinden mitmachen.“
Fünf Gemeinden (Brixlegg, Kramsach, Rattenberg Breitenbach, Wörgl) haben den Planungen sowie dem Beitritt
zum Wasserverband bereits im vergangenen Jahr zugestimmt. In Radfeld und Kundl stehen die Beschlüsse noch
aus. Angath hat sich – obwohl es keinen finanziellen Beitrag zum Hochwasserschutz am Inn leisten müsste –
im Gemeinderat vorerst gegen das Projekt ausgesprochen.
„Es geht um die Sicherheit der Bevölkerung, den Schutz von 2.200 Gebäuden, ein Schadenspotenzial von
360 Millionen Euro und die künftige Entwicklung der Region. Jeder, der sich jetzt noch gegen eine Verbandsgründung
und die Detailplanung ausspricht, verfolgt eine unverständliche Verzögerungstaktik. Wir sind aber nicht
auf dem Bazar oder im Wunschkonzert“, wird LHStv Geisler deutlich. Forderungen wie etwa die Aufhebung des sektoralen
Fahrverbots durch Kundl hätten mit dem Hochwasserschutz rein gar nichts zu tun. Die berechtigten Fragen nach
der Hochwassersicherheit der Brücken seien in der Planung entsprechend berücksichtigt. Über den
Landesbeitrag für das Projekt leisten alle TirolerInnen einen Solidarbeitrag zum Hochwasserschutz.
Rücksicht auf landwirtschaftliche Erfordernisse
Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der agrarischen Grundlagenerhebung rund 150 Einzelgespräche mit GrundeigentümerInnen
in den drei Retentionsräumen geführt. Außerdem ist klar, dass im Zuge des Hochwasserschutzes eine
Neuordnung der landwirtschaftlichen Flächen erfolgen muss. „Die Landwirtschaftskammer hat sich in den verschiedenen
Planungsphasen dieses Großprojektes immer wieder für die Interessen der Grundbesitzer stark gemacht.
Die zuständigen Experten haben gut gearbeitet und sind in der nun vorliegenden Planung bereits auf viele Wünsche
und Anliegen der Betroffenen eingegangen. Auch auf die Erfordernisse der Landwirtschaft wurde Rücksicht genommen,
was sich beispielsweise in reduziertem Flächenverbrauch und geringeren Böschungsneigungen zur besseren
Bewirtschaftbarkeit, widerspiegelt“, bestätigt der Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, Josef Hechenberger,
„in einigen Punkten muss aber noch nachgeschärft werden“.
Naturgemäß habe die Landwirtschaft nach wie vor keine große Freude mit diesem Projekt, denn zur
Umsetzung werden wertwertvolle landwirtschaftliche Böden benötigt, die für die betroffenen Besitzer
für die betriebliche Entwicklung für immer verloren gehen. „Die Grundbesitzer und Landwirte leisten mit
der Zurverfügungstellung dieser Retentionsflächen einen wertvollen Dienst an der Allgemeinheit. Sie haben
bisher konstruktiv mitgearbeitet und dürfen keineswegs als Verhinderer, geschweige denn als Profiteure des
Hochwasserschutzes bezeichnet werden“, so Hechenberger
„Wir konnten rund 90 Prozent der Anregungen und Wünsche aus der agrarischen Grundlagenerhebung und aus den
Rückmeldungen der Gemeinden zur Gänze oder teilweise erfüllen und dabei das Retentionsvolumen von
8,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufrechterhalten“, präsentiert Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft
die integrierte Planung. Möglich sei das auch deshalb, da aufgrund von Gesprächen mit der Staubeckenkommission,
einem Gremium zur fachlichen Begutachtung von Stauanlagen und Talsperren, die Dammhöhen etwas reduziert werden
konnten.
Damm rückt zum Windschutzgürtel
So wird im Retentionsraum Kramsach/Voldöpp der Damm Richtung Dorf um 1,5 Meter niedriger. Auf der Südseite
rückt der Damm näher zum Inn. Der Abschlussdamm im Osten kann wie von den GrundeigentümerInnen gewünscht
abgerückt werden.
In Radfeld ist es gelungen, mit dem westlichen Damm bis zum Windschutzgürtel abzurücken. Damit gewinnt
man weitere 20 Hektar für die künftige landwirtschaftliche Entwicklung. Anstatt von Erddämmen werden
entlang der Autobahn bis zur Kläranlage und um die Kläranlage herum Mauern errichtet. Auch auf der Seite
der Bahntrasse sind im oberen Abschnitt nun Mauern geplant. Aus hydraulischen Gründen und aufgrund der Autobahn-Kontrollstation
nicht möglich ist eine Verschiebung des Einlaufbauwerkes. In Kundl konnte der Damm weiter zur Autobahn abgerückt
werden. Da in Kundl der Rückhalteraum gegenüber den ursprünglichen Planungen bereits in einem früheren
Planungsstadium auf den Bereich nördlich der Bahn beschränkt wurde, gibt es hier keine wesentlichen Änderungen
mehr.
Wesentliche Verbesserungen für die GrundeigentümerInnen gibt es in Angath. Ein Teil der Dämme wird
wesentlich niedriger und der Damm am Inn konnte weiter abgerückt werden. Auf dem Damm Richtung Autobahn ist
eine hochwassersichere Straßenverbindung nach Langkampfen realisierbar. Nicht möglich ist auch hier
die Verschiebung des Einlaufbauwerks.
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