Milchverarbeiter: Trendwende auf Milchmärkten bringt Stabilisierung der Auszahlungspreise
Wien (pwk) - „Nach der zweijährigen Krise am Milchmarkt konnten damit die Einkommen der heimischen
Milchbauern endlich wieder stabilisiert werden“, erklärte der Präsident der Vereinigung Österreichischer
Milchverarbeiter, Helmut Petschar, zur aktuellen Situation auf den Milchmärkten. Die Umsätze der heimischen
Milchverarbeiter sind im Jahr 2017 mit ca. 2,7 Mrd. Euro um 10,2 Prozent gestiegen, dies aufgrund höherer
Verarbeitungsmengen, vor allem aber aufgrund höherer Verwertungspreise, besonders bei fetthaltigen Produkten.
Das Ergebnis vor Steuern (EvS) bezogen auf den Umsatz der heimischen Milchverarbeiter kam im Jahr 2017 mit ca.
1,4 Prozent auf einem niedrigen Niveau zu liegen.
Österreich konnte im Jahr 2017 im Außenhandel deutliche Zuwachse erreichen: Mit einem Exportwert von
1,18 Milliarden Euro (+4,7 Prozent) konnten die bisherigen Rekordzahlen des Jahres 2014, dem letzten Jahr vor der
Milchkrise, wieder erreicht werden, gestiegen sind aber auch die Importe, diese betrugen 2017 rund 781 Millionen
Euro (+8,6 Prozent). Insgesamt konnte die heimische Milchwirtschaft einen positiven Exportsaldo von 402 Millionen
Euro erreichen, vor allem gegen Ende des Jahres gab es deutliche Zuwächse beim Außenhandelssaldo.
Außenhandelsplus von 4,7 Prozent, Käse wichtigstes Exportprodukt
Wichtigstes Außenhandelsprodukt der Milchwirtschaft ist Käse, hier wurden 142.000 Tonnen um 576
Millionen Euro zum Durchschnittspreis von 4,07 Euro je kg exportiert, während 113.000 Tonnen um 447 Millionen
Euro (Durchschnittspreis 3,97 Euro je kg) importiert wurden. Zweitwichtigste Produktkategorie sind flüssige
Milch und Milchprodukte. Hier wurden im Export 305 Millionen Euro erlöst, während 82 Millionen Euro für
Importe ausgegeben wurden.
Die österreichische Milchwirtschaft setzt auch im Außenhandel auf die Qualitätsstrategie. „Die
Entwicklungen im Jahr 2017 haben gezeigt, dass auch im Ausland mit Qualitätsprodukten Erfolge zu erzielen
sind. Die hohen Qualitätsstandards der heimischen Milchwirtschaft sind eine gute Ausgangsbasis für die
weitere Exportentwicklung“, so Petschar. Die heimische Milchwirtschaft hat auch im letzten Jahr weitere Maßnahmen
zur Schärfung der Qualitätsstrategie gesetzt, vor allem im Bereich Tierwohl, bei nachhaltiger Fütterung
und beim Verzicht auf den Einsatz von bedenklichen Pflanzenschutzmitteln.
„Eine kompromisslose Qualitätsstrategie wird als notwendig erachtet, um den gestiegenen Anforderungen der
Konsumenten gerecht zu werden, sie soll auch bestmögliche Voraussetzungen in der Vermarktung der Produkte
im Export schaffen“, ergänzte Petschar, der gleichzeitig darauf verweist, dass das Regierungsprogramm eine
Reihe von positiven Ansätzen zur Verbesserung der Situation am Milchmarkt enthält und auch die Exportinitative
„go international“ sehr wertvoll für die Betriebe ist um Zukunftsmärkte zu identifizieren.
Erzeugermilchpreise stiegen um 19 Prozent auf 42,12 Cent/kg
Die Erzeugermilchpreise sind 2017 von 35,41 Cent auf 42,12 Cent/kg um 19 Prozent gestiegen (Milch mit natürlichen
Inhaltsstoffen, ab Hof, inkl. MwSt.). Der Wert für Milch mit 4 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß exkl.
MwSt. und Qualitätszuschläge stieg von 28,09 auf 34,05 Cent. Diese Preisanstiege sind vor dem Hintergrund
der Preisrückgänge in den vorangegangenen zwei Jahren zu sehen und verweisen auf die hohe Volatilität
am Milchmarkt.
Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld der österreichischen Molkereien an die heimischen Landwirte lag
mit 50.585 Euro um 27,4 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres, und brachte für die heimischen
Milchbauern nach zwei sehr schwierigen Jahren eine dringend benötigte Verbesserung bei den bäuerlichen
Einkommen.
Die weitere Entwicklung am Milchmarkt wird einerseits von der internationalen Entwicklung der Angebots- und Nachfrageverhältnisse
abhängen, die auch in Österreich die Richtung vorgeben werden. Zunächst stärken die aktuellen
Entwicklungen am Butter- und Fettmarkt die Situation, die gute Konjunktur der Weltwirtschaft und gute Exporte lassen
aufsteigenden Konsum hoffen, Gefahr kommt vom starken Euro, weiters von Maßnahmen durch einzelne Handelspartner
und den nach wie vor hohen Interventionsbeständen an Magermilchpulver. Insgesamt wird weiter mit einer hohen
Volatilität am Markt zu rechnen sein.
„Zu einem wesentlichen Anteil wird die Entwicklung der heimischen Milchwirtschaft aber von der Bereitschaft des
österreichischen Handels und der heimischen Konsumenten abhängen, inwieweit die höheren Qualitäten
der heimischen Milchprodukte im Einkaufsverhalten mitgetragen und abgegolten werden,“ schloss Petschar.
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