Nach einem Allzeithoch Ende 2017 setzt der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator seine
leichte Abwärtstendenz im März mit einem Rückgang auf 4,4 Punkte fort
Wien (bank austria) - Nach einem ausgezeichneten Start ins Jahr 2018 haben sich mittlerweile die Anzeichen
vermehrt, dass das rasante Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft etwas an Schwung einbüßt.
„Der nach dem Allzeithoch des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators Ende 2017 einsetzende leichte Abwärtstrend
hat sich im März mit einem Rückgang auf 4,4 Punkte weiter fortgesetzt. Damit liegt der Indikator jedoch
immer noch auf einem sehr hohen Niveau, das abgesehen vom aktuellen Konjunkturzyklus zuletzt im Frühjahr 2007
erreicht wurde“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Trotz der leicht sinkenden Tendenz seit dem Jahreswechsel erreichte der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
in den ersten drei Monaten 2018 einen durchschnittlichen Wert von 4,5 Punkten und hat damit sogar den Quartalsrekord
aus dem Frühjahr 2007 eingestellt. „Getragen von der hervorragenden Stimmung im ersten Quartal 2018, die zu
einem Quartalsrekord des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators beitrug, fiel das Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn
sehr kräftig aus. Die österreichische Wirtschaft hat einen fulminanten Start ins Jahr 2018 hingelegt
und konnte im ersten Quartal nach unserer Schätzung um etwa 3 Prozent im Jahresvergleich zulegen“, so Bruckbauer.
Die aktuellen Rahmenbedingungen für die österreichische Wirtschaft sind weiterhin günstig. Hinter
dem Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im März steht eine insgesamt leichte Stimmungsverschlechterung.
„Der Optimismus in der heimischen Industrie hat im März unter den Verunsicherungen durch protektionistische
Tendenzen im internationalen Handel sowie der Verschärfung geopolitischer Risiken gelitten und zusammen mit
einem schwieriger werdenden Exportumfeld den UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator nach unten gedrückt.
Dagegen hat sich die Stimmung bei den Konsumenten sowie in den binnenorientierten Bereichen, wie am Bau, gegenüber
dem Vormonat nicht verändert oder ist sogar besser geworden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl.
Neben der geringfügig nachlassenden Stimmung in der österreichischen Wirtschaft weisen auch einige Frühindikatoren
seit dem Jahresbeginn auf eine Verlangsamung der Konjunktur hin. Zudem geben auch die Signale seitens der Aktienmärkte
Anlass zur Sorge, jedoch nicht Grund zur Panik, denn ausgehend von einer Phase der Hochkonjunktur ist ein moderater
Rückgang einiger Indikatoren nicht überraschend. „In den kommenden Monaten wird sich das Wirtschaftswachstum
in Österreich aufgrund weniger Unterstützung durch die Investitionen und in geringerem Ausmaß auch
des Konsums wie erwartet etwas verlangsamen. Trotzdem wird Österreichs Wirtschaft 2018 mit 2,8 Prozent erneut
stark wachsen. Für 2019 gehen wir weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent aus“, so Pudschedl.
Allerdings gesellen sich zum leicht rückläufigen Wachstumstrend zusätzliche Risiken mit hohem Störpotenzial
für die weitere Konjunkturentwicklung. Die protektionistischen Maßnahmen im Außenhandel ausgehend
von den USA, die global weiter zunehmen könnten, sowie die Verschärfung geopolitischer Dissonanzen mit
Russland könnten die zu erwartende Konjunkturverlangsamung beschleunigen.
Arbeitslosenquote sinkt kaum noch
Angesichts der guten Konjunktursituation wird sich die Verbesserung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt
fortsetzten. 2017 war erstmals seit 2011 die Arbeitslosenquote in Österreich zurückgegangen, von 9,1
auf 8,5 Prozent im Jahresdurchschnitt. Bis März 2018 ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sogar auf
7,8 Prozent gesunken. „Mit nachlassender konjunktureller Unterstützung ist in den kommenden Monaten mit einem
geringeren Beschäftigungswachstum zu rechnen. Damit wird sich angesichts eines weiterhin stark steigenden
Arbeitskräfteangebots der Rückgang der Arbeitslosigkeit einbremsen. Wir erwarten für das Gesamtjahr
2018 bei einem Beschäftigungsanstieg von 2,2 Prozent bzw. absolut fast 80.000 Personen einen Rückgang
der Arbeitslosenquote auf 7,7 Prozent im Jahresdurchschnitt“, meint Pudschedl. Der seit dem Jahr 2011 aufgrund
der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit vorherrschende starke Anstieg des Arbeitskräfteangebots von jährlich
zumindest 50.000 Personen wird sich weitgehend ungebrochen fortsetzen. Das bedeutet, dass die Beschäftigung
in Österreich zumindest in diesem Ausmaß steigen muss, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Angesichts
des moderateren Wachstumstempos der österreichischen Wirtschaft im Jahre 2019 wird sich das Beschäftigungswachstum
weiter verlangsamen. 2019 wird die Arbeitslosenquote daher nur noch auf 7,6 Prozent sinken.
Inflation steigt im Sommer über 2 Prozent im Jahresvergleich
Die Teuerung hat sich im ersten Quartal 2018 auf durchschnittlich 1,8 Prozent im Jahresvergleich verringert. Aufgrund
des höheren Ölpreises wird die Inflation in den kommenden Monaten die Marke von 2 Prozent jedoch wieder
überschreiten, trotz des anhaltend dämpfenden Effekts durch die Kursstärke des Euros. „Im Jahresdurchschnitt
2018 erwarten wir mit 2,0 Prozent eine geringfügig niedrigere Inflation als im Vorjahr. Auch 2019 rechnen
wir bedingt durch einen anhaltenden Preisdruck vor allem bei Dienstleistungen mit einer Teuerung im Bereich von
rund 2 Prozent. Die Inflation in Österreich wird damit weiterhin spürbar über dem Vergleichswert
im Euroraum liegen, das zehnte Jahr in Folge“, so Bruckbauer.
Zinsanhebung durch EZB 2019 zu erwarten
Im Euroraum lag die durchschnittliche Inflation im ersten Quartal 2018 bei nur 1,3 Prozent. Der anhaltende Rückgang
der Produktionslücke sollte jedoch für einen flachen Aufwärtstrend der Kerninflation sorgen. Daher
wird die Europäische Zentralbank ihre quantitative Lockerung Ende 2018 voraussichtlich abschließen und
Mitte 2019 mit einer Anhebung des Einlagenzinssatzes beginnen.
„Die Normalisierung des Zinsniveaus im Euroraum wird nach unserer Einschätzung Mitte 2019 mit einer Erhöhung
des Einlagenzinssatzes um 20 Basispunkte einsetzen. Erst später im Jahr 2019 sollte ein weiterer Schritt beim
Einlagenzins die Phase der Negativzinsen nach fünf Jahren beenden. Dann ist auch eine Anhebung des Refinanzierungssatzes
auf 0,25 Prozent wahrscheinlich“, erwartet Bruckbauer.
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