Bei weiterhin hohem Wachstumstempo
 nehmen globale Konjunktursorgen zu

 

erstellt am
13. 04. 18
13:00 MEZ

Nach einem Allzeithoch Ende 2017 setzt der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator seine leichte Abwärtstendenz im März mit einem Rückgang auf 4,4 Punkte fort
Wien (bank austria) - Nach einem ausgezeichneten Start ins Jahr 2018 haben sich mittlerweile die Anzeichen vermehrt, dass das rasante Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft etwas an Schwung einbüßt. „Der nach dem Allzeithoch des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators Ende 2017 einsetzende leichte Abwärtstrend hat sich im März mit einem Rückgang auf 4,4 Punkte weiter fortgesetzt. Damit liegt der Indikator jedoch immer noch auf einem sehr hohen Niveau, das abgesehen vom aktuellen Konjunkturzyklus zuletzt im Frühjahr 2007 erreicht wurde“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Trotz der leicht sinkenden Tendenz seit dem Jahreswechsel erreichte der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator in den ersten drei Monaten 2018 einen durchschnittlichen Wert von 4,5 Punkten und hat damit sogar den Quartalsrekord aus dem Frühjahr 2007 eingestellt. „Getragen von der hervorragenden Stimmung im ersten Quartal 2018, die zu einem Quartalsrekord des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators beitrug, fiel das Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn sehr kräftig aus. Die österreichische Wirtschaft hat einen fulminanten Start ins Jahr 2018 hingelegt und konnte im ersten Quartal nach unserer Schätzung um etwa 3 Prozent im Jahresvergleich zulegen“, so Bruckbauer.

Die aktuellen Rahmenbedingungen für die österreichische Wirtschaft sind weiterhin günstig. Hinter dem Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im März steht eine insgesamt leichte Stimmungsverschlechterung. „Der Optimismus in der heimischen Industrie hat im März unter den Verunsicherungen durch protektionistische Tendenzen im internationalen Handel sowie der Verschärfung geopolitischer Risiken gelitten und zusammen mit einem schwieriger werdenden Exportumfeld den UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator nach unten gedrückt. Dagegen hat sich die Stimmung bei den Konsumenten sowie in den binnenorientierten Bereichen, wie am Bau, gegenüber dem Vormonat nicht verändert oder ist sogar besser geworden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Neben der geringfügig nachlassenden Stimmung in der österreichischen Wirtschaft weisen auch einige Frühindikatoren seit dem Jahresbeginn auf eine Verlangsamung der Konjunktur hin. Zudem geben auch die Signale seitens der Aktienmärkte Anlass zur Sorge, jedoch nicht Grund zur Panik, denn ausgehend von einer Phase der Hochkonjunktur ist ein moderater Rückgang einiger Indikatoren nicht überraschend. „In den kommenden Monaten wird sich das Wirtschaftswachstum in Österreich aufgrund weniger Unterstützung durch die Investitionen und in geringerem Ausmaß auch des Konsums wie erwartet etwas verlangsamen. Trotzdem wird Österreichs Wirtschaft 2018 mit 2,8 Prozent erneut stark wachsen. Für 2019 gehen wir weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent aus“, so Pudschedl. Allerdings gesellen sich zum leicht rückläufigen Wachstumstrend zusätzliche Risiken mit hohem Störpotenzial für die weitere Konjunkturentwicklung. Die protektionistischen Maßnahmen im Außenhandel ausgehend von den USA, die global weiter zunehmen könnten, sowie die Verschärfung geopolitischer Dissonanzen mit Russland könnten die zu erwartende Konjunkturverlangsamung beschleunigen.

Arbeitslosenquote sinkt kaum noch
Angesichts der guten Konjunktursituation wird sich die Verbesserung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt fortsetzten. 2017 war erstmals seit 2011 die Arbeitslosenquote in Österreich zurückgegangen, von 9,1 auf 8,5 Prozent im Jahresdurchschnitt. Bis März 2018 ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sogar auf 7,8 Prozent gesunken. „Mit nachlassender konjunktureller Unterstützung ist in den kommenden Monaten mit einem geringeren Beschäftigungswachstum zu rechnen. Damit wird sich angesichts eines weiterhin stark steigenden Arbeitskräfteangebots der Rückgang der Arbeitslosigkeit einbremsen. Wir erwarten für das Gesamtjahr 2018 bei einem Beschäftigungsanstieg von 2,2 Prozent bzw. absolut fast 80.000 Personen einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,7 Prozent im Jahresdurchschnitt“, meint Pudschedl. Der seit dem Jahr 2011 aufgrund der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit vorherrschende starke Anstieg des Arbeitskräfteangebots von jährlich zumindest 50.000 Personen wird sich weitgehend ungebrochen fortsetzen. Das bedeutet, dass die Beschäftigung in Österreich zumindest in diesem Ausmaß steigen muss, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Angesichts des moderateren Wachstumstempos der österreichischen Wirtschaft im Jahre 2019 wird sich das Beschäftigungswachstum weiter verlangsamen. 2019 wird die Arbeitslosenquote daher nur noch auf 7,6 Prozent sinken.

Inflation steigt im Sommer über 2 Prozent im Jahresvergleich
Die Teuerung hat sich im ersten Quartal 2018 auf durchschnittlich 1,8 Prozent im Jahresvergleich verringert. Aufgrund des höheren Ölpreises wird die Inflation in den kommenden Monaten die Marke von 2 Prozent jedoch wieder überschreiten, trotz des anhaltend dämpfenden Effekts durch die Kursstärke des Euros. „Im Jahresdurchschnitt 2018 erwarten wir mit 2,0 Prozent eine geringfügig niedrigere Inflation als im Vorjahr. Auch 2019 rechnen wir bedingt durch einen anhaltenden Preisdruck vor allem bei Dienstleistungen mit einer Teuerung im Bereich von rund 2 Prozent. Die Inflation in Österreich wird damit weiterhin spürbar über dem Vergleichswert im Euroraum liegen, das zehnte Jahr in Folge“, so Bruckbauer.

Zinsanhebung durch EZB 2019 zu erwarten
Im Euroraum lag die durchschnittliche Inflation im ersten Quartal 2018 bei nur 1,3 Prozent. Der anhaltende Rückgang der Produktionslücke sollte jedoch für einen flachen Aufwärtstrend der Kerninflation sorgen. Daher wird die Europäische Zentralbank ihre quantitative Lockerung Ende 2018 voraussichtlich abschließen und Mitte 2019 mit einer Anhebung des Einlagenzinssatzes beginnen.

„Die Normalisierung des Zinsniveaus im Euroraum wird nach unserer Einschätzung Mitte 2019 mit einer Erhöhung des Einlagenzinssatzes um 20 Basispunkte einsetzen. Erst später im Jahr 2019 sollte ein weiterer Schritt beim Einlagenzins die Phase der Negativzinsen nach fünf Jahren beenden. Dann ist auch eine Anhebung des Refinanzierungssatzes auf 0,25 Prozent wahrscheinlich“, erwartet Bruckbauer.

 

 

 

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