LH Kaiser bei Eröffnung durch US-Botschaftsrat Hubler
Washington/Wien/Klagenfurt (lpd) - „70 Jahre Marshallplan in Österreich“: Diese Wanderausstellung der
US-Botschaft in Österreich und des Landesarchivs Kärnten ist bis 27. April im Landesarchiv in der Klagenfurter
St. Ruprechter Straße zu sehen. Eröffnet wurde sie am Abend des 11. April vom amerikanischen Botschaftsrat
Stephen A. Hubler in Anwesenheit von Landeshauptmann Peter Kaiser. Die Ausstellung gestaltet haben Günter
Bischof und Hans Petschar, die auch eine umfassende Publikation über den Marshallplan als erfolgreichstes
wirtschaftspolitisches Projekt der Nachkriegszeit herausgebracht haben. In der Ausstellung wird auf zwölf
großformatigen, von der amerikanischen Botschaft zur Verfügung gestellten Schauwänden die Entstehung
des Marshallplans – eigentlich „European Recovery Program“ (ERP) – erläutert, der sogar heute noch in Form
von ERP-Krediten zur Wirtschaftsförderung beiträgt.
Kaiser hob die „hehren Ziele“ des Marshallplans hervor, gegen Hunger, Armut und Verelendung vorzugehen. „Die großartige
Idee des Marshallplans ist auch heute noch Bestandteil unserer Geschichte“, sagte er. Diese Grundidee der „Hilfe
zur Selbsthilfe“ gelte es, beispielsweise in Volkswirtschaften Afrikas umzusetzen. Kaiser merkte aber auch an,
dass es nicht die Summen alleine seien, es müsste auch das dahinterstehende Denken stimmen. Die Wirtschaft
in Österreich und Kärnten sei jedenfalls durch ERP-Kredite aufgebaut worden und auch heute noch seien
Mittel aus dem Fonds wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftsförderung. „2017 waren es 410 Projektförderungen
mit einem Kreditvolumen von 71,4 Mio. Euro“, so Kaiser.
Botschaftsrat Hubler zitierte in seiner Eröffnungsrede den früheren US-Präsidenten Lyndon B. Johnson,
der 1966 die Kraft, Ausdauer, Energie und den Spirit des österreichischen Volkes beim Wiederaufbau lobte.
„Auch Kärnten und seine Bevölkerung haben ihren Beitrag geleistet. Sie können stolz auf sich sein“,
so Hubler, der sich bei allen bedankte, die zur Umsetzung der Ausstellung beigetragen haben.
Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl meinte angesichts der bis heute dauernden Nachwirkung des Marshallplans, dass
sich dieser zu einem „Perpetuum mobile“ entwickelt habe. Wadls Stellvertreter Thomas Zeloth hielt einen Vortrag
über den „Marshallplan und Kärnten“.
Der Marshallplan lief in den Jahren 1948 bis 1952 als Hilfsprogramm der USA für 16 westeuropäische Staaten.
Benannt ist er nach seinem Initiator, dem amerikanischen Außenminister George C. Marshall, der 1953 den Friedensnobelpreis
erhielt. Österreich war einer der größten Nutznießer und erhielt Hilfen vor allem in Form
von Waren, die in Österreich verkauft wurden. Der Gesamtwert der Warenlieferungen betrug 962 Millionen Dollar
(in heutiger Kaufkraft fast neun Milliarden Dollar). Die Einnahmen aus den Warenverkäufen flossen auf ein
Sonderkonto, von dem Kredite an österreichische Unternehmen vergeben wurden. 1961 wurde dieser ERP-Fonds in
österreichische Hände übergeben. Aus ihm fließen auch heute noch bedeutende Investitionsmittel
in die österreichische Wirtschaft. Das Austria Wirtschaftsservice (AWS) verwaltet seit 2002 den Fonds, der
jährlich mit 500 bis 600 Millionen Euro dotiert ist.
Besuchen kann man die Ausstellung „70 Jahre Marshallplan in Österreich“ von Montag bis Donnerstag zwischen
8.00 und 15.30 Uhr sowie am Freitag von 8.00 bis 12.30 Uhr. Die Eröffnung wurde von einem Quartett des Kärntner
Landeskonservatoriums musikalisch umrahmt. Anwesend waren u.a. auch Markus Schweiger von der Marshallplan- Jubiläumsstiftung
und Landesamtsdirektor Dieter Platzer.
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