Wien (bmlv) - Terroristen stürmen ein Konzert in einem Einkaufszentrum in Simmering, erschießen Besucher,
nehmen Geiseln, in Panik rennen Menschen davon. Das war in der Nacht auf den 11. April die Übungsannahme militärischer
und polizeilicher Spezialeinsatzkräfte aus sechs Ländern in Wien. Bei einem CJSOCT-Workshop ("Combined
Joint Special Operations Counter Terrorism") wurde die Zusammenarbeit im urbanen Umfeld trainiert.
Realistisches Übungsszenario
Dabei handle es sich um ein sehr realistisches Szenario, betonten Verteidigungsminister Mario Kunasek sowie Oberst
Horst Hofer, der Kommandant des Jagdkommandos. Die Übung fand unter Leitung des Jagdkommandos mit 30 Soldaten
statt, weiters waren 50 internationale Spezialeinsatzkräfte - militärische Experten aus Polen, Dänemark,
Schweden und den USA sowie Polizeieinheiten aus Deutschland und Dänemark - im Einsatz.
Gegen 22:00 Uhr stürmten vermummte Terroristen die Veranstaltung im Obergeschoß des Einkaufszentrums
Simmering. Zahlreiche Schüsse waren zu hören, Panik brach aus, Überlebende und Täter rannten
in sämtliche Ebenen des Gebäudes. Mit mehreren Geiseln verschanzten sich die Terroristen in einem Geschäftslokal.
Die genaue Ausgangslage war für die Spezialeinsatzkräfte zunächst unklar, ebenso wie viele Attentäter
es gab.
Die Beamten mussten die Umgebung sichern, sich ein Lagebild verschaffen, situativ reagieren. Rasch stürmten
sie das Lokal, setzten die Attentäter außer Gefecht. Militärische Notfallsanitäter übernahmen
die Erstversorgung der Verwundeten, die typische Verletzungsmuster nach Terroranschlägen aufwiesen. Als die
Lage unter Kontrolle war, kamen Rettungskräfte des Österreichischen Roten Kreuzes hinzu und transportierten
die Verletzten ab.
Training in Einkaufszentrum
Seit letzter Woche trainierten die Spezialeinsatzkräfte in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland
ihre Zusammenarbeit, der Workshop dauert noch bis Freitag. Geprobt werden "möglichst viele vorstellbare
Szenarien und welche, die schon in ähnlicher Form in der Realität passiert sind", so Oberst Hofer.
Erstmalig hatten die Spezialeinsatzkräfte die Möglichkeit, in einem Einkaufszentrum in einem Ballungszentrum
unter realen Bedingungen zu trainieren. Diese Möglichkeit des Übens hat man nicht jeden Tag, den Eigentümern
des Einkaufszentrums gebühre Dank, sagte Minister Kunasek. Bis 04:00 Uhr wurden verschiedene Szenarien geübt.
Man müsse "immer vorbereitet sein auf den schlimmsten Fall", sagte Kunasek. Dies hätten die
Spezialeinsatzkräfte "heute hier in beeindruckender Art und Weise gezeigt".
80 Beamte aus sechs Ländern beteiligt
"Wir lernen alle voneinander, keiner ist besser oder schlechter, aber es gibt verschiedene Herangehensweisen",
erklärt Oberst Hofer. Die Verständigung der Soldaten und Polizisten untereinander erfolgte in englischer
Sprache. "Jeder versucht, für sich das Beste von allem herauszunehmen", so Hofer. Das Jagdkommando
passe seine Verfahren und Abläufe permanent an das, was als aktuelle Bedrohung angenommen wird, an.
Minister Kunasek betonte, dass weiter in das Bundesheer investiert wird. "Bei den Spezialeinsatzkräften
darf man nicht sparen", sagte Kunasek. Man müsse mit der Zeit gehen und da sei es notwendig, weiter zu
investieren.
|