Erbhof, das ist Ehrensache

 

erstellt am
10. 04. 18
13:00 MEZ

Schwaiger zeichnete 13 Bauernhöfe aus / Mindestens 200 Jahre in Familienbesitz / Kurzinterview mit Familie Zauner aus Göming
Salzburg (lk) - Erbhof. Bei diesem Begriff hat man Bilder, meistens automatisch in Schwarz-Weiß, im Kopf. Als noch mit Pferden geerntet wurde, die harte Arbeit am Feld und im Haus, viele denken an die Großeltern oder noch weiter zurück. Ein Erbhof muss in Salzburg mindestens 200 Jahre in Familienbesitz sein. 13 von ihnen zeichnete Landesrat Josef Schwaiger aus: "Sie haben Kriegswirren, Unwetter, Notzeiten und persönliche Schicksalsschläge er- und überlebt. Ohne nachhaltiges Wirtschaften wäre das nicht möglich gewesen", betonte Schwaiger bei der feierlichen Übergabe der Zertifikate im Kuenburgsaal der Salzburger Residenz.

Bäuerin und Bauer sein, das heißt das große Ganze im Blick zu haben, nicht so schnell aufzugeben. Auf rund 1.000 Erbhöfe in Salzburg trifft das besonders zu, sie sind ein Spiegelbild unserer eigenen Geschichte. 13 Familien erhielten am 9. April die Auszeichnung, fünf davon aus Göming. "Das hat einen besonderen Grund. Dort arbeitet Isidor Giglmayr momentan an einer Hofchronik und stieß auf viele Betriebe, die seit mindestens 200 Jahren in Familienbesitz sind", erklärt Schwaiger. Die Geehrten kommen aber auch aus St. Georgen, Abersee, Goldegg, Leogang, Nußdorf, Kuchl, Abtenau und Faistenau.

Der älteste Hof ist diesmal 314 Jahre in Familienbesitz
"Für mich ist die Verleihung immer ein besonderer Anlass, weil die Familien die Höfe mit so viel Fleiß bewirtschaften. Sie haben ihre Tradition immer im Blick, verlieren die Zukunft aber nie aus den Augen. Erbhof, das ist eine Ehre, die man sich hart erarbeiten muss", so Schwaiger. Der älteste Hof ist dieses Mal 314 Jahre alt, es ist das Franzenbauerngut der Familie Zauner in Göming. Der "jüngste" ist seit 1818, also genau 200 Jahre, in Familienbesitz. Es ist das Krögnerwirtgut der Familie Felber, ebenfalls in Göming.

Die 13 neuen Erbhöfe von Abtenau bis St. Georgen
Lippenbauernhof, Familie Absmanner, Göming, seit 1757
Ehringerhof, Familie Buchwinkler, Göming, seit 1762
Krögnerwirtgut, Familie Felber, Göming, seit 1818
Gut Oberweng, Familie Gruber, Goldegg, seit 1816
Weicklgut, Familie Hauthaler, St. Georgen, seit 1791
Bartlgut zu Stockach, Familie Laimer, Abersee, seit 1812
Wimbachgut, Familie Langegger, Leogang, seit 1817
Webergut, Familie Maislinger, Nußdorf, seit 1817
Ruckergut, Familie Mühlthaler, Kuchl, seit 1794
Mirtlbauerngut, Familie Stummvoll, Göming, seit 1813
Unterbichlgut, Familie Tanzberger, Faistenau, seit 1815
Unterwallinggut, Familie Wallinger, Abtenau, seit 1810
Franzenbauerngut, Familie Zauner, Göming, seit 1704

Nächste Generation am Franzenbauerngut schon bereit
Monika und Helmut Zauner vom Franzenbauerngut in Göming schauen auf mehr als drei Jahrhunderte Familiengeschichte zurück. Die beiden haben bei der Ehrung zum Erbbauernhof schon die nächste Generation mitgebracht, denn Sohn Christoph (14) wird einmal die Landwirtschaft und Milchproduktion übernehmen.

LMZ: Habt Ihr schon einen Platz für die Erbhoftafel?

Monika Zauner: "Ja, natürlich. Sie kommt ganz sicher gleich neben die Eingangstür. Die Auszeichnung sehen wir als große Ehre."

LMZ: Leben bei Euch am Hof mehrere Generationen zusammen?

Monika Zauner: "Meine Mutter Frida Buchwinkler lebt mit uns, also drei Generationen unter einem Dach. Ich habe den Hof als Tochter übernommen, und das sehr gerne. Wir waren fünf Schwestern und kein Bub, aber heute ist das ja kein Problem mehr. Mir war schnell klar, dass ich den Hof weiter führen will.

LMZ: Und dann kam auch noch der passende Mann dafür?

Monika Zauner: "Genau, das ist auch sehr wichtig, ohne ihn ginge es nicht. Und Christoph will an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Kleßheim den Meister machen. Dann können wir die Familientradition fortsetzen."

Erbhof, diesen Titel bekommt nicht jeder
Die Voraussetzungen, um Erbhof zu werden, sind genau festgelegt: Mindestens 200 Jahre in Familienbesitz, er muss von dieser selbst bewohnt und bewirtschaftet worden sein, die Bezeichnung geht verloren, wenn das Anwesen an Personen geht, die nicht zur Nachkommenschaft gehören und so verkleinert wird, dass es nicht mehr für den Unterhalt der Familie ausreicht. Ob alles erfüllt wird und damit das auch nachgewiesen werden kann, darum kümmern sich die fleißigen Mitarbeiter des Landesarchivs, in diesem Fall vor allem Oskar Dohle und Ulrike Engelsberger. 15 Prozent der Höfe in Salzburg werden übrigens wie bei Familie Zauner von Frauen übernommen.

 

 

 

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