Salzburg (salzburg research) - Die Digitalisierung greift in viele unserer Lebensbereiche ein und schafft neue
Möglichkeiten, so auch für die Mobilität von Morgen. Echtzeit-Verkehrsdaten helfen beispielsweise
Verkehrsflüsse digital zu beobachten und den Verkehr gezielt zu steuern. Ab Mai 2018 wird wieder ein selbstfahrender
Kleinbus im Gemeindegebiet von Koppl unterwegs sein. Verkehrslandesrätin Dr. Brigitta Pallauf überzeugte
sich von zukunftsweisender Forschungsarbeit der Salzburg Research Forschungsgesellschaft.
Effiziente, umweltfreundliche und leistbare Mobilität ist eine allgegenwärtige Herausforderung unserer
Zeit. Salzburg Research forscht an digitalen Technologien zur Verbesserung des Mobilitätssystems. „Die Digitalisierung
bietet uns die Chance, die bestehende Verkehrsinfrastruktur effizienter zu nutzen bzw. auch völlig neue Wege
in der Mobilität zu erproben. Dazu zählen sowohl ein objektiver Blick auf das Verkehrsgeschehen bzw.
dessen zukünftige Entwicklung wie auch die Erweiterung des öffentlichen Verkehrsangebotes durch automatisierte
Fahrzeuge“, sagt Verkehrslandesrätin Dr. Brigitta Pallauf.
Echtzeitverkehrsinformation sucht Freiwillige
Bereits seit einigen Jahren wird der Verkehrsfluss auf Salzburgs Straßen mittels Floating Car Data (FCD),
also Daten aus fahrenden Fahrzeugen, beobachtet. So können Staus oder auch Verzögerungen nach Unfällen
in Echtzeit erhoben und Maßnahmen zur Verkehrssteuerung eingeleitet bzw. objektiv bewertet werden. Bürgerinnen
und Bürger können diese Daten im Internet live abrufen und Fahrten punktgenau planen. Die anonymisierten
Daten werden von Freiwilligen – sowohl Unternehmen wie auch Privatpersonen - zur Verfügung gestellt. Zahlreiche
Salzburger Unternehmen sind mit ihren Fuhrparkdaten bereits dabei. Privatpersonen können mit Hilfe der Staufux-App
Verzögerungen melden. Je mehr Fahrzeuge ihre Daten übermitteln, umso genauer kann die aktuelle Verkehrslage
angezeigt werden.
Gemeinsam mit Salzburg Research sucht das Land Salzburg Unternehmen, die ihre Fuhrparkdaten zur Verfügung
stellen. Dafür gibt es nun auch finanzielle Unterstützung: Unternehmen, die ihre Fahrzeuge mit einem
GPS-fähigen Telematiksystem ausstatten und die Daten der Salzburg Research zur Verfügung stellen, erhalten
vom Land Salzburg 50 Euro pro Fahrzeug. Für die bereitgestellten Daten garantiert Salzburg Research vollständige
Anonymisierung, auch die neue Datenschutzgrundverordnung, die am 25. Mai in Kraft tritt, wird bereits eingehalten.
Die aktuelle Verkehrslage kann im Internet unter srfg.at/verkehrslage bzw. mit der StauFux-App auf mobilen Endgeräten
abgerufen werden. Weitere Informationen zur finanziellen Unterstützung sind auf der Internetseite des Landes
Salzburg einsehbar.
Autonome Fahrzeuge als Chance für den öffentlichen Verkehr
Ab Mai 2018 wird wieder testweise ein selbstfahrender Kleinbus in der Gemeinde Koppl unterwegs sein. „Selbstfahrende
Kleinbusse könnten im öffentlichen Personennahverkehr als Zu- und Abbringer zu intermodalen Mobilitätsknoten
oder zur Erschließung von Ortszentren eingesetzt werden. Damit würden sie den bestehenden öffentlichen
Verkehr ergänzen und attraktiver machen“, sagt Landesrätin Dr. Brigitta Pallauf.
Der 2017 von Salzburg Research über sieben Monate hinweg im Mischverkehr getestete selbstfahrende Kleinbus
brachte die Grenzen und Herausforderungen von selbstfahrenden Fahrzeugen zutage. In über 240 Testfahrten wurden
874 Personen befördert. Die Fahrleistung des getesteten Shuttles blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück.
„Das getestete Modell ist nach internationaler Klassifizierung maximal in Automatisierungsstufe 3 „bedingte Automatisierung“
einzustufen“, so Salzburg Research-Forscher Karl Rehrl. „Das bedeutet, dass ein menschlicher Operator für
viele Fahrmanöver unerlässlich ist, um Fahrmanöver zu überwachen und freizugeben.“
Das Shuttle konnte ausschließlich vordefinierte Strecken automatisiert bewältigen und war nur in beschränktem
Maße fähig, die Fahrumgebung zu überwachen und darauf zu reagieren. „So halten diese Fahrzeuge
beispielsweise bei Hindernissen zuverlässig an, sind jedoch nicht in der Lage, diesem Hindernis auszuweichen.
Diese Aufgabe musste die Begleitperson manuell übernehmen“, sagt Rehrl. Ähnliche Herausforderungen, bei
denen die Begleitperson mithelfen musste, waren Linksabbiegen oder das Ausfahren aus Bushaltestellen. Testfahrten
bei Schnee oder zu heftigem Regen mussten abgebrochen werden. Eine der größten Herausforderungen ergibt
sich aus der Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern. „Eine Einführung hoch- bzw. vollautomatisierter
Fahrzeuge auf zweckbestimmten, abgesperrten bzw. gekennzeichneten Strecken wäre bereits jetzt möglich.
Außerhalb dieser geschützten Bereiche ist ein Einsatz auf öffentlichen Straßen im Mischverkehr
jedoch erst in einigen Jahren realistisch“, ist Rehrl überzeugt.
Das Nachfolgeprojekt Digibus Austria steht kurz vor dem Start: Ein hochkarätiges Konsortium unter der Leitung
der Salzburg Research Forschungsgesellschaft wird den zuverlässigen und sicheren Betrieb von automatisierten
Shuttles in den kommenden 3 Jahren erforschen und erproben. Das Projekt wird von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
sowie dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert.
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