Creditreform Privatinsolvenzstatistik

 

erstellt am
17. 04. 18
13:00 MEZ

1. Quartal 2018: 52 Insolvenzen pro Werktag – Trendwende bei Privatinsolvenzen, Zuwachs um 56%
Wien (creditreform) - Die Zahlen der Creditreform Privatinsolvenzstatistik für das 1. Quartal 2018 zeigen eine starke Trendwende hin zu massiv wachsenden Schuldenregulierungs- verfahren. Sind die „Privatkonkurse“ im vergangenen Jahr auf das niedrigste Niveau seit 2006 gesunken, betrug die Steigerung in den ersten drei Monaten diesen Jahres fast 56%. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist dabei um rekordverdächtige 63% auf 2.787 Insolvenzen, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge um 12,6% auf 322 Verfahren gestiegen.

Dazu Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform: „Die Reform der Privatinsolvenz vom Herbst 2017 führt nun dazu, dass viele Schuldner ihre aufgeschobenen Insolvenzanträge stellen. Wie erwartet sinkt der Anteil der Zahlungspläne an den Schuldenregulierungsverfahren. Hingegen erfreuen sich die für Gläubiger weniger vorteilhaften Abschöpfungsverfahren – vor allem bei ehemaligen Selbständigen – großer Beliebtheit.“ Die durchschnittliche Höhe der Schulden ist auf rund 100.000 Euro gestiegen.

Bundesländervergleich: 5 von 10.000 Erwachsenen sind zahlungsunfähig/
überschuldet

Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass ohne Ausnahme überall die Privatinsolvenzen gestiegen sind. Den größten Zuwachs verzeichnete das Burgenland mit Plus 196%, gefolgt von Vorarlberg (+111%) und Tirol (+105,6%).
Ein Drittel aller Insolvenzen ereignete sich in der Bundeshauptstadt. 8 von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. Österreichweit wurden etwa 5 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Conclusio und Ausblick
Der erwartete Insolvenztsunami ist eingetreten und wird über das gesamte Jahr neue Insolvenzen anschwemmen. Schuldner haben ihre Insolvenzanträge bewußt bis 1.11.2017 zurückgehalten, um nun in den Genuss einer schnelleren und billigeren Entschuldung zu gelangen. Laut Schuldnerberatung ist in Wien der Anteil der Zahlungspläne – einer Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner – von 70% auf 60% zurückgegangen. Im selben Ausmaß ist der Anteil der Abschöpfungen – der Schuldner muss in 5 Jahren den gesamten pfändbaren Einkommensteil einem Treuhänder abführen – angestiegen. Hier erhält der Schuldner selbst bei einer Null-Euro-Rückzahlung seine Schuldbefreiung. Es ist daher zu erwarten, dass 2018 das Jahr mit den meisten Privatinsolvenzen seit Einführung des Privatkonkurses 1995 sein wird. Gläubigern ist zu raten, noch genauer darauf zu achten, mit wem Geschäfte und zu welchen Zahlungsbedingungen abgeschlossen werden. „Trau, schau, wem“ muss die Devise der Gläubiger sein, um ihre Forderungen vor einem möglichen Totalausfall zu schützen.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.creditreform.at

 

 

 

 

 

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