Die Druckereien sollten 2018 zumindest ihr Umsatzminus von 1,2 Prozent aus 2017 ausgleichen
– Optimistische Unternehmererwartungen unterstreichen die Konjunkturerholung
Wien (unicredit) - Der Umsatz der Druckereien in Österreich ist 2017 um 1,2 Prozent nominell auf 2,2
Milliarden Euro gesunken. Damit konnten die Druckereien den Aufschwung der Branchenkonjunktur des zweiten und dritten
Quartals 2017 bis Jahresende zwar nicht ganz fortsetzen, erzielten aber im langfristigen Vergleich ein relativ
gutes Ergebnis. Den Druckereien in Österreich machte zusätzlich zur schwachen Nachfrage im Inland in
Teilbereichen der Konkurrenzdruck aus dem Ausland zu schaffen.
„Dass die Branche 2017 kaum von den hohen Mehrausgaben von 6 Prozent für Plakat-, Print- und Prospektwerbung
in Österreich profitierte, dürfte vor allem mit der verstärkten Auslagerung von Druckaufträgen
in andere EU-Länder zusammenhängen. Zum überdurchschnittlich starken Importwachstum mit Druckerei-
und Verlagsprodukten von 4,8 Prozent 2017 haben Lieferungen aus Deutschland, Tschechien und Polen den Großteil
beigetragen. Auf Produktebene legten die Importe von Printmedien besonders rasch zu“, sagt Günter Wolf, Ökonom
der UniCredit Bank Austria. Das Außenhandelsdefizit mit allen druck- und verlagsrelevanten Produkten ist
2017 auf 503 Millionen Euro gestiegen, davon entfielen auf Bücher 346 Millionen Euro und auf Printmedien inklusive
der Werbebeilagen 136 Millionen Euro.
2018 sollte die Druckereikonjunktur den Tiefpunkt überwinden
Trotz der schwachen Nachfrage hat sich der Preisdruck im Markt für Druckwaren schon 2017 wieder etwas gelockert.
Im Lauf des Vorjahres beschleunigte sich nicht nur der Erzeugerpreisanstieg, auch die Unternehmen sind in ihren
kurzfristigen Produktionserwartungen zuversichtlicher geworden. Anfang 2018 wächst Österreichs Wirtschaft
mit hohem Tempo, wobei die Druckereien vor allem von der stärkeren Konsumgüternachfrage profitieren sollten.
Die erfreulichen konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich in den Stimmungsindikatoren der Branche fortgesetzt.
Zusammen mit den relativ hohen Kapazitätsauslastungszahlen signalisieren sie eine weitere Erholung der Druckkonjunktur
in den nächsten Monaten. Eine durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten von 87 Prozent
in den letzten zwei Quartalen erreichten die Druckereien zuletzt 2006. Auch wenn für 2018 keine stärkeren
Zuwächse zu erwarten sind, sollten die Druckereien das leichte Umsatzminus von 2017 wenigstens ausgleichen.
Druckereien leiden unter einer gesättigten und schwachen Nachfrageentwicklung
Der wirtschaftliche Erfolg der Druckereien hängt letztendlich fast vollständig vom privaten Konsum ab:
einerseits von den Ausgaben der privaten Haushalte für Lesestoff, andererseits von den Werbeausgaben, die
dazu dienen, die Kauflaune der Konsumenten zu wecken. Beide Nachfragekomponenten wachsen allerdings seit Jahren
nur mehr wenig, beziehungsweise sind in vielen Bereichen längst gesättigt. Gemessen an den Ausgaben der
Haushalte für Bücher, Zeitungen und andere Printmedien ist der Absatz traditioneller Verlagsprodukte
in Österreich in den letzten vier Jahren um weniger als 1 Prozent nominell im Jahr gestiegen. Der Anteil der
traditionellen Verlagsprodukte an den gesamten Konsumausgaben verringerte sich sogar in den letzten zwei Jahrzehnten
von 1,6 Prozent auf 1,2 Prozent.
Zudem sinkt der Anteil der Werbeausgaben für sogenannte „druckrelevante“ Medien, wo sie direkt für den
Druck von Prospekten, Zeitungsbeilagen oder Plakaten verwendet werden oder indirekt über Inserate die Auflagenzahlen
der Zeitungen und Magazine beeinflussen. Waren es vor zehn Jahren noch mehr als 60 Prozent, sind 2017 nur mehr
45 Prozent der Bruttowerbeausgaben, das sind 2,5 Milliarden Euro, in dieses Segment geflossen. Entsprechend sensibel
reagiert die Branche auf Schwankungen der Werbekonjunktur, beziehungsweise auf die unterdurchschnittliche Entwicklung
der Werbeausgaben in „druckrelevanten“ Medien. Das heißt, dass die Druckereikonjunktur 2018 auch unter dem
von den Werbeagenturen erwarteten bescheidenen Einnahmenplus von weniger als 2 Prozent brutto leiden wird, nicht
zuletzt weil diese Mehreinnahmen wieder großteils in elektronische Medien fließen.
Österreichs Druckereien konnten in den letzten Jahren zwar ihre Ertragslage verbessern, haben aber vermutlich
noch keine krisensichere Position erreicht. „Die Analyse der Bilanzen österreichischer Druckereien aus dem
Sample der KMU Forschung Austria für 2015 zeigt, dass sowohl die Erträge als auch die durchschnittliche
Eigenkapitalausstattung der Unternehmen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. 2009 betrug die Eigenkapitalquote
der Betriebe 19 Prozent, aktuell sind es rund 33 Prozent. Allerdings ist der Anteil überschuldeter Betriebe
mit 26 Prozent ebenso wie der Anteil der Betriebe mit einem negativen Betriebsergebnis mit 38 Prozent weiterhin
sehr hoch“, sagt Wolf.
Hohe Innovationsaktivität sichert Druckereien die Wettbewerbsfähigkeit
Österreichs Verlage werden in Zukunft weiterhin gedruckte Massenmedien publizieren, ebenso wie die verlagsunabhängigen
Druckereien Aufträge erhalten werden. Der Erfolg der Unternehmen in beiden Branchen hängt grundsätzlich
von ihrer Fähigkeit ab, die Produktionsabläufe rasch an sich ändernde Nachfragestrukturen anzupassen.
„Ein Indikator dafür, dass Österreichs Druckereien auch in Zukunft ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten
können, ist ihre relativ hohe Innovationsbereitschaft, die nur wenig unter den Werten der deutschen und britischen
Druckereien liegt, Europas größten Herstellerländern“, betont Wolf abschließend. Laut EU-Innovationserhebung
sind 64 Prozent der heimischen Betriebe innovationsaktiv, 64 Prozent der britischen und 71 Prozent der deutschen
Druckereien.
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