Österreichische Druckereien kämpfen mit
 dem Trend zu elektronischen Medien

 

erstellt am
17. 04. 18
13:00 MEZ

Die Druckereien sollten 2018 zumindest ihr Umsatzminus von 1,2 Prozent aus 2017 ausgleichen – Optimistische Unternehmererwartungen unterstreichen die Konjunkturerholung
Wien (unicredit) - Der Umsatz der Druckereien in Österreich ist 2017 um 1,2 Prozent nominell auf 2,2 Milliarden Euro gesunken. Damit konnten die Druckereien den Aufschwung der Branchenkonjunktur des zweiten und dritten Quartals 2017 bis Jahresende zwar nicht ganz fortsetzen, erzielten aber im langfristigen Vergleich ein relativ gutes Ergebnis. Den Druckereien in Österreich machte zusätzlich zur schwachen Nachfrage im Inland in Teilbereichen der Konkurrenzdruck aus dem Ausland zu schaffen.

„Dass die Branche 2017 kaum von den hohen Mehrausgaben von 6 Prozent für Plakat-, Print- und Prospektwerbung in Österreich profitierte, dürfte vor allem mit der verstärkten Auslagerung von Druckaufträgen in andere EU-Länder zusammenhängen. Zum überdurchschnittlich starken Importwachstum mit Druckerei- und Verlagsprodukten von 4,8 Prozent 2017 haben Lieferungen aus Deutschland, Tschechien und Polen den Großteil beigetragen. Auf Produktebene legten die Importe von Printmedien besonders rasch zu“, sagt Günter Wolf, Ökonom der UniCredit Bank Austria. Das Außenhandelsdefizit mit allen druck- und verlagsrelevanten Produkten ist 2017 auf 503 Millionen Euro gestiegen, davon entfielen auf Bücher 346 Millionen Euro und auf Printmedien inklusive der Werbebeilagen 136 Millionen Euro.

2018 sollte die Druckereikonjunktur den Tiefpunkt überwinden
Trotz der schwachen Nachfrage hat sich der Preisdruck im Markt für Druckwaren schon 2017 wieder etwas gelockert. Im Lauf des Vorjahres beschleunigte sich nicht nur der Erzeugerpreisanstieg, auch die Unternehmen sind in ihren kurzfristigen Produktionserwartungen zuversichtlicher geworden. Anfang 2018 wächst Österreichs Wirtschaft mit hohem Tempo, wobei die Druckereien vor allem von der stärkeren Konsumgüternachfrage profitieren sollten. Die erfreulichen konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich in den Stimmungsindikatoren der Branche fortgesetzt. Zusammen mit den relativ hohen Kapazitätsauslastungszahlen signalisieren sie eine weitere Erholung der Druckkonjunktur in den nächsten Monaten. Eine durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten von 87 Prozent in den letzten zwei Quartalen erreichten die Druckereien zuletzt 2006. Auch wenn für 2018 keine stärkeren Zuwächse zu erwarten sind, sollten die Druckereien das leichte Umsatzminus von 2017 wenigstens ausgleichen.

Druckereien leiden unter einer gesättigten und schwachen Nachfrageentwicklung
Der wirtschaftliche Erfolg der Druckereien hängt letztendlich fast vollständig vom privaten Konsum ab: einerseits von den Ausgaben der privaten Haushalte für Lesestoff, andererseits von den Werbeausgaben, die dazu dienen, die Kauflaune der Konsumenten zu wecken. Beide Nachfragekomponenten wachsen allerdings seit Jahren nur mehr wenig, beziehungsweise sind in vielen Bereichen längst gesättigt. Gemessen an den Ausgaben der Haushalte für Bücher, Zeitungen und andere Printmedien ist der Absatz traditioneller Verlagsprodukte in Österreich in den letzten vier Jahren um weniger als 1 Prozent nominell im Jahr gestiegen. Der Anteil der traditionellen Verlagsprodukte an den gesamten Konsumausgaben verringerte sich sogar in den letzten zwei Jahrzehnten von 1,6 Prozent auf 1,2 Prozent.

Zudem sinkt der Anteil der Werbeausgaben für sogenannte „druckrelevante“ Medien, wo sie direkt für den Druck von Prospekten, Zeitungsbeilagen oder Plakaten verwendet werden oder indirekt über Inserate die Auflagenzahlen der Zeitungen und Magazine beeinflussen. Waren es vor zehn Jahren noch mehr als 60 Prozent, sind 2017 nur mehr 45 Prozent der Bruttowerbeausgaben, das sind 2,5 Milliarden Euro, in dieses Segment geflossen. Entsprechend sensibel reagiert die Branche auf Schwankungen der Werbekonjunktur, beziehungsweise auf die unterdurchschnittliche Entwicklung der Werbeausgaben in „druckrelevanten“ Medien. Das heißt, dass die Druckereikonjunktur 2018 auch unter dem von den Werbeagenturen erwarteten bescheidenen Einnahmenplus von weniger als 2 Prozent brutto leiden wird, nicht zuletzt weil diese Mehreinnahmen wieder großteils in elektronische Medien fließen.

Österreichs Druckereien konnten in den letzten Jahren zwar ihre Ertragslage verbessern, haben aber vermutlich noch keine krisensichere Position erreicht. „Die Analyse der Bilanzen österreichischer Druckereien aus dem Sample der KMU Forschung Austria für 2015 zeigt, dass sowohl die Erträge als auch die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der Unternehmen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. 2009 betrug die Eigenkapitalquote der Betriebe 19 Prozent, aktuell sind es rund 33 Prozent. Allerdings ist der Anteil überschuldeter Betriebe mit 26 Prozent ebenso wie der Anteil der Betriebe mit einem negativen Betriebsergebnis mit 38 Prozent weiterhin sehr hoch“, sagt Wolf.

Hohe Innovationsaktivität sichert Druckereien die Wettbewerbsfähigkeit
Österreichs Verlage werden in Zukunft weiterhin gedruckte Massenmedien publizieren, ebenso wie die verlagsunabhängigen Druckereien Aufträge erhalten werden. Der Erfolg der Unternehmen in beiden Branchen hängt grundsätzlich von ihrer Fähigkeit ab, die Produktionsabläufe rasch an sich ändernde Nachfragestrukturen anzupassen. „Ein Indikator dafür, dass Österreichs Druckereien auch in Zukunft ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten können, ist ihre relativ hohe Innovationsbereitschaft, die nur wenig unter den Werten der deutschen und britischen Druckereien liegt, Europas größten Herstellerländern“, betont Wolf abschließend. Laut EU-Innovationserhebung sind 64 Prozent der heimischen Betriebe innovationsaktiv, 64 Prozent der britischen und 71 Prozent der deutschen Druckereien.

 

 

 

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