Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex pendelt sich nach einem kontinuierlichen Rückgang
seit dem Allzeithoch zum Jahreswechsel im April bei 58 Punkten wieder ein
Wien (bank austria) - Trotz steigender Unsicherheiten durch zunehmende protektionistische Tendenzen im globalen
Handel hält die österreichische Industrie zu Beginn des zweiten Quartals 2018 einen kräftigen Wachstumskurs.
„Der schrittweise Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex in den ersten Monaten des laufenden
Jahres hat sich im April nicht fortgesetzt. Mit gegenüber dem Vormonat unveränderten 58 Punkten zeigt
der Indikator einen weiterhin starken Aufwärtstrend der heimischen Industrie an. Einige Teilergebnisse der
monatlichen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern deuten jedoch auf eine bevorstehende Verlangsamung
der Industriekonjunktur hin“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem Allzeithoch
zum Jahreswechsel hat sich der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex derzeit wieder in etwa auf dem Niveau
des Frühjahres 2017 eingependelt. Der aktuelle Indikator zeigt, dass die Industriekonjunktur in Österreich
zu Beginn des zweiten Quartals weiterhin mehr Schwung als im Euroraum insgesamt aufweist. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex
für den Euroraum ist im April leicht auf 56 Punkte gesunken und unterschreitet damit bereits seit mehr als
zwei Jahren den österreichischen Wert.
„Die heimischen Betriebe haben im April die Produktionsleistung stärker ausgeweitet und dazu mehr Personal
eingestellt als im Vormonat, doch gleichzeitig verliert das Neugeschäft spürbar an Schwung. Auch wegen
steigender Einkaufspreise rückt ein vorsichtiges Lagermanagement wieder stärker in den Mittelpunkt“,
fasst Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse zusammen.
Starker Rückgang des Auftragswachstums
Das auffälligste Detail des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist der deutlich geringere
Zuwachs des Neugeschäfts. „Im April sind die Auftragszuwächse den vierten Monat in Folge zurückgegangen.
Die Nachfragedynamik aus dem Ausland hat besonders deutlich an Schwung verloren. Die Auftragspolster steigen aber
weiterhin, wenn auch mit geringerem Tempo als in den vergangenen eineinhalb Jahren“, meint UniCredit Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl.
Starker Beschäftigungsaufbau hält an
Trotz der Verlangsamung der Nachfragedynamik haben die heimischen Betriebe die Produktion stärker als im Vormonat
ausgeweitet. Der Produktionsindex ist auf 56,8 Punkte angestiegen. Die Betriebe haben daher ihre Personalkapazitäten
ein weiteres Mal erhöht. Das Tempo des Beschäftigungsaufbaus ist im April spürbar gestiegen. Mit
62,1 Punkten erreicht der Index für die Beschäftigung sogar den höchsten Wert des laufenden Jahres.
„Im ersten Jahresdrittel ist die Beschäftigung in der österreichischen Sachgüterindustrie um mehr
als 3,5 Prozent auf über 600.000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote nahm deutlich auf durchschnittlich nur noch
4,2 Prozent ab. Im Vergleich dazu verringert sich in der Gesamtwirtschaft mit einem Beschäftigungsplus von
2,5 Prozent die Arbeitslosenquote zwar auch deutlich, ist mit durchschnittlich 8,5 Prozent jedoch weiterhin rund
doppelt so hoch wie in der Industrie“, so Pudschedl.
Vorsichtige Lagerpolitik
Auf die gestiegenen Konjunkturrisiken haben die heimischen Industriebetriebe mit einem vorsichtigeren und noch
kostenbewussteren Lagermanagement reagiert. Die Einkaufsmenge wurde im April deutlich geringer erhöht als
im Vormonat, was zum einen auf steigende Preise und zum anderen auf die geringere Nachfragedynamik zurückzuführen
ist“, meint Pudschedl. Höhere Rohstoffpreise, insbesondere für Erdöl, führten zu einem beschleunigten
Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise. Dieser Kostenanstieg konnte nicht in vollem Ausmaß in den
Verkaufspreisen untergebracht werden, sodass sich die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe gegenüber
dem Vormonat tendenziell etwas verschlechtert hat. Angesichts der geringeren Nachfragedynamik verlangsamte sich
das Tempo des Lageraufbaus von Vormaterialien. Gleichzeitig hat der Aufbau der Verkaufslager etwas zugenommen.
Gute Aussichten mit erhöhten Risiken
Die Industriekonjunktur hat mittlerweile ihren Höhepunkt klar überschritten. Der UniCredit Bank Austria
EinkaufsManagerIndex hat sich jedoch nach dem kontinuierlichen Rückgang seit Jahresbeginn im April stabilisiert.
Einige Teilindikatoren weisen darauf hin, dass sich die Dynamik in den kommenden Monaten weiter verlangsamen dürfte,
wenn auch weiterhin mit kräftigen Produktionszuwächsen gerechnet werden kann. Insbesondere das Neugeschäft
wächst mit deutlich geringerem Tempo als bisher, gekennzeichnet vor allem von einer geringeren Dynamik der
Exportaufträge. Der starke Euro zeigt in Kombination mit den gestiegenen handelspolitischen Spannungen Wirkung.
Auch das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich gegenüber dem Vormonat abermals
leicht verschlechtert. Es zeigt jedoch an, dass die Verkaufslager zu niedrig befüllt sind, um ohne Produktionssteigerungen
die einlangenden Aufträge abarbeiten zu können. Die österreichischen Industriebetriebe sind daher
weiterhin sehr optimistisch. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten
angibt, verzeichnete zwar gegenüber dem Vormonat erneut einen leichten Rückgang, mit 63,8 Punkten werden
die Geschäftsaussichten aber weiterhin sehr positiv gesehen. „Nach dem besonders starken Jahresbeginn flacht
die Industriekonjunktur in Österreich vor allem aufgrund einer schwächeren Auslandsnachfrage mittlerweile
etwas ab. Alle Teilergebnisse des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex weisen aber auf ein weiterhin
robustes Wachstum hin. Wir erwarten für 2018 einen Anstieg der Industrieproduktion um rund 4,5 Prozent und
damit dank des starken Jahresbeginns sogar geringfügig mehr als im Vorjahr“, meint Bruckbauer.
|