Medientechnik der FH St. Pölten präsentiert ältestes derzeit bekanntes deutschsprachiges
Buch – Sonderausstellung in der Stiftsbibliothek Admont vom 23. April bis 4. November 2018
Admont/St. Pölten (fh) - Smartphones und Touchscreens könnten Museumsbesuche zum digitalen und
multimedialen Erlebnis werden lassen. Ein Beispiel dafür ist in den nächsten Monaten im Stift Admont
zu sehen: In einer Sonderausstellung präsentiert das Stift Fragmente des „Admonter Abrogans“, eines lateinisch-deutschen
Wörterbuchs aus der Zeit um 800. Auf einem Touchscreen können Besucherinnen und Besucher die Fragmente
gewissermaßen berühren und erhalten Informationen zu dem Ausstellungsstück.
– Es war ein Sensationsfund, als im Jahr 2012 die Fragmente des 1.200 Jahre alten Pergaments in einem Karton wiederentdeckt
wurden: Das Original wurde im 18. Jahrhundert zerschnitten und als Einband für andere Bücher verwendet.
Vor sechs Jahren fand man die Fragmente in der Klosterbibliothek des Stifts Admont und erkannte deren Wert.
Derzeit werden die Fragmente des Admonter Abrogans in einer Sonderausstellung des Stifts präsentiert. Durch
eine Multi-Media-Präsentation, die MitarbeiterInnen des Instituts für Creative\Media/Technologies der
FH St. Pölten gestaltet haben, werden die Kulturschätze zugänglich gemacht. Besucherinnen und Besucher
können in die hochaufgelösten Aufnahmen der Fragmente hineinzoomen, erhalten Hintergrundinformationen
zu Details der Fundstücke, können sich Übersetzungen ins Neuhochdeutsche anzeigen lassen oder vorab
raten, welcher aktuelle Begriff zu welchem althochdeutschen Original passt.
Digitales Museum
Die Präsentation des Abrogans ist ein erster Prototyp aus dem von der FH St. Pölten koordinierten Forschungsprojekt
MEETeUX (Multi-Device Ecologies Towards Elaborate User Experience). Es entwickelt Ansätze für digitale
Formen der Ausstellungsgestaltung. So könnten etwa auf Tablets Bücher durchgeblättert werden, die
aus Schutzgründen von Besucherinnen und Besuchern nicht berührt werden dürfen. Oder auf das Skelett
eines Dinosauriers ließen sich mit Virtual und Augmented Reality Fleisch und Haut projizieren.
„Für eine zukünftige sinnvolle und integrierende Verwendung von Smartphones, Tablets und Touchscreens
oder moderner Medientechnik wie Augmented und Virtual Reality in halböffentlichen Bereichen wie etwa Ausstellungen
und Museen fehlen derzeit noch erprobte Konzepte für das Gestalten der Interaktionen und das Nutzungserlebnis
für Anwenderinnen und Anwender“, erklärt Markus Seidl, Leiter des Projekts MEETeUX sowie des Instituts
für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten. Dieses Wissen sei jedoch wichtig, um die Technologien
möglichst niederschwellig und für alle zugänglich einsetzen zu können.
Genau hier setzt das Projekt MEETeUX an. Im Zentrum steht Forschung an der Schnittstelle von Mensch und Maschine
zum Interaktionsdesign und dem Erlebnis für NutzerInnen. „Smartphones könnten etwa als ‚Magic Lens‘ wie
eine Lupe benutzt werden, bestimmte Informationen könnten – auch als 360-Grad-Video oder -Audio-Vorführung
– automatisch abgespielt werden, sobald man sich in der Nähe einer Station befindet. Oder Ausstellungsbesucherinnen
und -besucher können mit gesammelten Gegenständen und Informationen gemeinsam an der Lösung eines
Rätsels arbeiten“, sagt Seidl.
PartnerInnen im Projekt MEETeUX sind mehr als zehn Museen sowie AnbieterInnen von Museumsinstallationen. Ziel des
Projekts, das noch bis Ende 2019 läuft, ist ein eigener Prototyp für kreative, digitale Ausstellungspräsentationen.
Derzeit laufen dazu konzeptionelle und technische Vorarbeiten.
Ausstellung “Von Abrogans bis Nibelungen. Sensationsfunde deutscher Literatur in Österreichs Klöstern”
Gezeigt werden auch das Melker Nibelungenfragment, das erstmals sein Heimatkloster verlässt, weitere Fragmente
deutscher Heldendichtung von Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue und Ulrich von
Etzenbach aus den Klöstern Seitenstetten, Klosterneuburg, Zwettl, Vorau, Rein, St. Paul, Kremsmünster
und dem Grazer Franziskanerkloster sowie andere rare Texte in althochdeutscher Sprache.
Projekt MEETeUX (Multi-Device Ecologies Towards Elaborate User Experience)
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen der COIN-Programmlinie
„Aufbau“ über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert.
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