Salzburger Arge Alp-Forschungsprojekt im Pinzgau / Frühwarnsystem für Bevölkerung
– Gletscher unter Beobachtung
Salzburg (lk) - Felsstürze im Hochgebirge, Vermurungen in den Gebirgstälern – Szenarien, die es
auch in Salzburg in den vergangenen Jahren gegeben hat. Mit ein Grund dafür ist, dass der Klimawandel die
Gletscher schmelzen lässt und die dadurch freigelegten Felsareale an Stabilität verlieren. Um mehr über
diese Problemzonen zu erfahren und Methoden zur Früherkennung von Gefahren zu entwickeln, hat das Land Salzburg
ein Forschungsprojekt zum Thema Felsinstabilitäten im Permafrost gestartet.
"Der Klimawandel und seine Folgen bzw. der Klimaschutz sind Kernthemen der Arge Alp. In diesem Bereich werden
seit einigen Jahren vermehrt Forschungsprojekte unterstützt, die für den gesamten Alpenraum von großer
Bedeutung sind", so Landeshauptmann Wilfried Haslauer. "Vom aktuellen Forschungsprojekt erwarten wir
wichtige Erkenntnisse, um Gefahren und Risiken künftig besser einschätzen zu können und so die Sicherheit
für die Bevölkerung weiter zu erhöhen", so Haslauer.
Forschungen am Ödenwinkelkees im Pinzgau
Das mehrjährige Projekt wird unter Salzburger Leitung in Zusammenarbeit mit Partnern aus Tirol und Bayern
durchgeführt. Finanziert wird es maßgeblich von der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, kurz Arge
Alp. Schauplatz der Forschungsarbeiten ist das Ödenwinkelkees im Stubachtal in der Gemeinde Uttendorf im Pinzgau.
Nachdem im Vorjahr die notwendigen Vorbereitungs- und Vermessungsarbeiten durchgeführt wurden, werden heuer
im Sommer Sensoren und Kameras installiert.
Übergang von Fels auf Eis kaum erforscht
"Eine statistische Auswertung in Salzburg hat gezeigt, dass die meisten Felsstürze knapp oberhalb des
Gletscherrandes ihren Ausgang nehmen. Es liegt somit auf der Hand, dass der Übergangsbereich von Eis zu Fels
einen großen Einfluss auf die Stabilität des Gebirges besitzt. Trotz zahlreicher Forschungen zum Thema
Gletscher und Permafrost ist bisher über diesen speziellen Bereich der Gletscher-Randklüfte wenig bekannt",
so Projektleiter und Landesgeologe Gerald Valentin, der ergänzt: "Uns interessieren vor allem der Einfluss
der Temperatur auf die mechanische Verwitterung des Gesteines. Auch der Einfluss des Gletschereises auf den begrenzenden
Fels ist bislang nicht ausreichend untersucht."
Langzeitmonitoring, Kartierung und 3-D-Modelle
Bei diesem Vorhaben werden im Stubachtaler Ödenwinkelkees Gletscher-Randklüfte und deren Umfeld mit hochsensiblen
Sensoren ausgestattet. Über ein Langzeitmonitoring werden die Parameter Temperatur und Feuchtigkeit erfasst.
Die Gletscherdynamik und Veränderungen in der Felswand sollen mit Kameras und Laser-Vermessungen dokumentiert
und durch eine klassische Kartierung die geologisch-geotechnischen Gegebenheiten erhoben werden. In weiterer Folge
werden die felsmechanischen Parameter bestimmt und das Versagen eines Felskörpers simuliert.
Frühwarnsystem für die Bevölkerung
Als Ziele des Projektes sollen die Stabilität der untersuchten Felsbereiche analysiert, die Eintrittswahrscheinlichkeit
von Felsstürzen bewertet und daraus resultierende Gefahren und Risiken beschrieben werden. "Die Erkenntnisse
sollen helfen, die komplexe Kinematik von Felsstürzen im Permafrost besser zu verstehen und Methoden für
deren Früherkennung entwickeln zu können", fasst Valentin zusammen.
135.000 Euro für die Forschung bis 2020
Das Projekt ist bis Ende 2020 anberaumt. Projektpartner des Landes Salzburg sind die Georesearch Forschungsgesellschaft
mbH in Wals-Siezenheim, die Universität Salzburg, die Technische Universität München und das Institut
für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Arge
Alp unterstützt das Forschungsprojekt mit 135.000 Euro.
Zehn Mitglieder aus vier Staaten in der Arge Alp
In der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) arbeiten in den vier Staaten Deutschland, Italien, Österreich
und Schweiz folgende Länder, Provinzen und Kantone mit einer Gesamtbevölkerungszahl von rund 26 Millionen
Menschen zusammen: Bayern, Graubünden, Lombardei, Salzburg, St. Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol, Trient
und Vorarlberg.
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