Lösungen für Risikoabsicherung, Märkte und Herkunftskennzeichnung gefordert
St. Pölten (aiz.info). - Am 23. April tagte die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich.
Es standen Forderungen zu den Themen Risikoabsicherung, Märkte, Marktauftritt und Herkunftskennzeichnung auf
dem Programm.
"Es gibt Regionen in Niederösterreich, die mit schwerer Trockenheit konfrontiert sind. Viele Gebiete
sind zudem einem hohen Schädlingsdruck ausgesetzt und die Möglichkeiten zur Pflanzenschutzmittelanwendung
werden laufend eingeschränkt. Auf der anderen Seite treffen Österreicher bei ihrem Einkauf tagtäglich
eine politische Entscheidung. Über 90% der Produkte, die gekauft werden, stammen aus der klassischen Landwirtschaft.
Das alles steht im Raum", erklärt LK-Präsident Hermann Schultes und zeichnet damit ein klares Stimmungsbild
der derzeitigen Lage. "Wir als LK Niederösterreich sind aber nicht dafür da, um Stimmungsberichte
zu bringen, sondern um Lösungen anzustreben. Vor allem bei den Themen Risikoabsicherung, Märkte, Marktauftritt
und Herkunftskennzeichnung ist es uns möglich, im Sinne unserer Bäuerinnen und Bauern mitzugestalten",
so Schultes weiter.
Besonders die Lage im Rübenanbau und am Zuckermarkt macht die Dringlichkeit derartiger Lösungen offensichtlich.
Das erste Anbaujahr nach Auslaufen der Zuckermarktordnung zeigt, dass ein fairer Markt nicht gegeben ist. Ein dramatischer
Preissturz durch Flächenausweitung und Marktöffnungsmaßnahmen führen zu Produktionsrückgängen
und eine Schließung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf wird befürchtet. Das niederösterreichische Bauernparlament
fordert deshalb, dass Marktöffnungen gestoppt werden und Marktstörungen durch den Brextit durch befristete
Marktverwaltung abgefedert werden müssen. Auch bei den drohenden Verboten dringend notwendiger Pflanzenschutzmittel
sieht die Vollversammlung klaren Handlungsbedarf. "Solche Verbote können und müssen auf Basis wissenschaftlicher
Erkenntnisse erfolgen. Hier muss auch miteinbezogen werden, was Alternativen für unsere Umwelt bedeuten",
ist sich das Bauernparlament einig.
Beschränkungen zur Entwicklung der Wölfe gefordert
Doch nicht nur hier sind rasche Entscheidungen notwendig. Auch einige europarechtlich streng geschützte Tierarten
wie zum Beispiel Biber, Fischotter und Ziesel stellen Bäuerinnen und Bauern zurzeit auf eine harte Probe.
Nun besiedeln auch Wölfe neue Reviere in Österreich. Ausgehend von einer einheitlichen bundesweiten Strategie
muss Österreich in einen Diskussionsprozess auf europäischer Ebene eintreten. Ziel muss es sein, nationale
Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die es ermöglichen Einwohner vor der Gefährdung durch Wölfe
bestmöglich zu schützen.
Verpflichtende Herkunftskennzeichnung
Sowohl bei verarbeiteten Nahrungsmitteln als auch bei der Gemeinschaftsverpflegung wird der Ruf nach mehr Transparenz
bei der Herkunft von Lebensmitteln immer lauter. Im öffentlichen Bereich wurde mit dem Bestbieterprinzip eine
Möglichkeit geschaffen, um Konsumenten auch in der Gemeinschaftsverpflegung mit österreichischer Qualität
zu versorgen. "Wir werden uns jetzt dafür einsetzen, Maßnahmen zu erarbeiten, um unfaire Handelspraktiken
gegenüber der Landwirtschaft zu verhindern. Der erste Schritt wird sein, eine anonyme Beschwerdestelle für
Betroffene einzurichten", erklärt Schultes.
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