Hochkonjunktur beflügelt Nachfrage
 nach Unternehmenskrediten

 

erstellt am
24. 04. 18
13:00 MEZ

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2018
Wien (oenb) - Bereits seit über einem Jahr steigt in Österreich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten aufgrund der guten Konjunktur. Der Ausblick ist ebenfalls positiv. Dieser Trend ist bei den langfristigen Krediten am stärksten ausgeprägt. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum. Die Unternehmen können Kredite zudem auch zu attraktiven Konditionen aufnehmen. Aus Wettbewerbsgründen senken die Banken ihre Margen tendenziell bereits seit Mitte 2016.

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken begründen die verstärkte Nachfrage nach Unternehmenskrediten vor allem mit dem gestiegenen Finanzierungsbedarf infolge der anhaltend starken Investitionstätigkeit der heimischen Unternehmen. Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2016 und 2017 real um 3,7 % bzw. 4,8 % zu, die Ausrüstungsinvestitionen sogar um 8,6 % bzw. 7,9 %. Die aktuellen Wirtschaftsprognosen von WIFO und IHS erwarten für 2018 eine ähnlich starke Wachstumsdynamik wie im vergangenen Jahr.

Die Einschätzung der Kreditnachfrage durch die an der Umfrage teilnehmenden Banken deckt sich mit der Entwicklung der Bestände an Unternehmenskrediten bei österreichischen Banken gemäß Monetärstatistik. Die Unternehmenskredite an Ansässige im Euroraum steigen seit Anfang 2017 kontinuierlich und erreichten im Februar 2018 einen historischen Höchststand von 170 Mrd EUR. Die Umfrageergebnisse signalisieren einen weiteren Anstieg der Kreditbestände über die nächsten Monate.

Die Konditionen für die Neukreditaufnahme verbessern sich für die Unternehmen seit Mitte 2016 kontinuierlich, da – hauptsächlich aus Wettbewerbsgründen – die Margen für durchschnittlich risikoreiche Kredite tendenziell sinken. Die Kreditrichtlinien (interne Kriterien der Banken für die Kreditvergabe) sind hingegen im langfristigen Vergleich schon seit Jahren überdurchschnittlich straff. Die österreichischen Banken sind also – gemäß den Angaben der an der Umfrage teilnehmenden Banken – bei der Kreditvergabe vergleichsweise vorsichtig.

Das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten entwickelt sich verhaltener als das Unternehmenskundengeschäft. Die Kreditnachfrage der Haushalte blieb im letzten halben Jahr weitgehend unverändert, nachdem sie in den ersten drei Quartalen 2017 noch zugenommen hatte. Angebotsseitig kam es im letzten Jahr – ebenfalls wettbewerbsbedingt – zu moderaten Senkungen der Margen für durchschnittlich riskante Wohnbaukredite. Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch bei den Krediten an private Haushalte die Richtlinien im langfristigen Vergleich bereits seit mehreren Jahren eher straff.

Der Zugang der Banken zu Refinanzierungsquellen verbessert sich bereits seit mehreren Quartalen. Insbesondere die Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen ist seit Anfang 2017 leichter geworden.

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken wurden diesmal auch zum erweiterten Programm des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten sowie zu den Auswirkungen des negativen Einlagenzinssatzes des Eurosystems befragt. Dem Ankaufprogramm schreiben die Banken zuletzt vor allem eine Verbesserung ihrer Liquidität sowie eine Verbesserung ihrer Finanzierungsbedingungen zu, aber auch eine Belastung ihrer Ertragslage (infolge gesunkener Nettozinsmargen). Der negative Einlagenzinssatz bringt gemäß den Ergebnissen der Umfrage einen anhaltenden Abwärtsdruck auf die Kreditzinsen und die Margen mit sich und belastet die Zinserträge der Banken.

Es bleibt anzumerken, dass die allgemeine Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems (Ankaufprogramm, Einlagenzinssatz), die auf den Euroraum insgesamt abzielen, nicht anhand der hier präsentierten nationalen Effekte besprochen werden kann.

 

 

 

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