Frühjahrsprognose 2018: Aufschwung
 hält trotz neuer Risiken an

 

erstellt am
04. 05. 18
13:00 MEZ

Österreichs Wirtschaftswachstum dürfte 2018 hoch bleiben
Brüssel/Berlin (ec) - 2017 haben die Wachstumsraten für die EU und das Euro-Währungsgebiet die Erwartungen übertroffen und mit 2,4 Prozent den höchsten Stand seit 10 Jahren erreicht. Dieser Trend dürfte sich 2018 fortsetzen und auch 2019 nur leicht nachlassen. Erwartet werden 2,3 und 2,0 Prozent sowohl für die EU als auch für das Euro-Währungsgebiet. „Der Wirtschaftsaufschwung wird sich in Europa in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich mit solidem Tempo fortsetzen, sodass weitere Arbeitsplätze geschaffen werden können. Gleichzeitig nehmen aber auch die Risiken zu. Deshalb sollten wir die derzeit günstige Konjunkturlage nutzen und unsere Volkswirtschaften widerstandsfähiger machen“, sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis.

Der private Konsum ist nach wie vor stark. Gleichzeitig haben Exporte und Investitionen zugenommen. Die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück und befindet sich derzeit in etwa auf Vorkrisenniveau. Die Wirtschaft ist aber in höherem Maße externen Risikofaktoren ausgesetzt, die sich verstärkt haben und sich auch stärker negativ auswirken.

Das kräftige Wachstum begünstigt den weiteren Abbau der gesamtstaatlichen Defizite und öffentlichen Schuldenstände und verbessert die Arbeitsmarktbedingungen. So liegt das Gesamthaushaltsdefizit im Euro-Währungsgebiet derzeit bei weniger als 1 Prozent des BIP und dürfte in diesem Jahr in allen beteiligten Mitgliedstaaten unter die 3-Prozent-Marke fallen.

Valdis Dombrovskis, Vizepräsident für den Euro und den sozialen Dialog, der auch für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion zuständig ist, erklärte weiter: „Wir sollten Kapitalpuffer bilden, unsere Volkswirtschaften reformieren, um Produktivität und Investitionen zu fördern, und unser Wachstumsmodell integrativer gestalten. Dazu gehört auch, dass wir die Fundamente unserer Wirtschafts- und Währungsunion ausbauen.“

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll, fügte hinzu: „Europa verzeichnet weiterhin ein solides Wachstum, was es ermöglicht hat, die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren zu senken. Die Investitionen steigen und die Lage der öffentlichen Finanzen bessert sich. So dürfte das Defizit im Euro-Währungsgebiet in diesem Jahr auf nur 0,7 Prozent des BIP fallen. Das größte Risiko für diese rosigen Aussichten ist der Protektionismus. Er darf nicht zu unserem neuen Alltag werden, denn das würde diejenigen Bürgerinnen und Bürger am härtesten treffen, die am meisten Schutz benötigen.“

Nach wie vor starkes Wachstum, allerdings mit leicht sinkender Tendenz
Nachdem die Wirtschaft an Fahrt aufgenommen hatte, erreichte das reale BIP-Wachstum 2017 in der EU und im Euro-Währungsgebiet 2,4 Prozent. Unterstützt wurde das Wachstum durch ein hohes Maß an Vertrauen seitens der Verbraucher und Unternehmen, ein kräftigeres Weltwirtschaftswachstum, niedrige Finanzierungskosten, gesündere Bilanzen im Privatsektor und bessere Arbeitsmarktbedingungen. Die kurzfristigen Indikatoren deuten auf eine konjunkturelle Abkühlung Anfang 2018 hin, die aber teilweise vorübergehender Natur sein dürfte.

Das Wachstumstempo dürfte aufgrund des anhaltenden Verbrauchs und der starken Export- und Investitionstätigkeit stabil bleiben. Sowohl für die EU insgesamt als auch für das Euro-Währungsgebiet wird dieses Jahr von einer Wachstumsrate von 2,3 Prozent ausgegangen. 2019 wird sich das Wachstum in beiden Gebieten auf 2,0 Prozent verlangsamen, da in einigen Ländern und Branchen Engpässe stärker zutage treten werden, weil die geldpolitischen Maßnahmen an die jeweiligen Umstände angepasst werden und weil sich der Welthandel etwas langsamer entwickeln wird.

Beschäftigung ist so hoch wie nie zuvor – auf einigen Arbeitsmärkten wird es eng
Die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück und befindet sich derzeit in etwa auf Vorkrisenniveau. In der EU dürfte sie noch abnehmen: von 7,6 Prozent im Jahr 2017 auf 7,1 Prozent im Jahr 2018 und 6,7 Prozent im Jahr 2019. Für das Euro-Währungsgebiet wird davon ausgegangen, dass die Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent im Jahr 2017 auf 8,4 Prozent im Jahr 2018 und 7,9 Prozent im Jahr 2019 sinken wird.

Die Zahl der Erwerbstätigen im Euro-Währungsgebiet ist derzeit auf dem höchsten Stand seit der Einführung des Euro, doch ist der Arbeitsmarkt dort noch immer nicht ganz ausgelastet. In bestimmten Mitgliedstaaten ist nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit zu beobachten, in anderen dagegen wird es bereits schwieriger, freie Stellen zu besetzen.

Inflation nimmt langsam zu, da der zugrunde liegende Preisdruck wächst
Die Verbraucherpreisinflation schwächte sich im ersten Quartal dieses Jahres ab, dürfte aber unter anderem aufgrund des jüngsten Anstiegs der Ölpreise in den kommenden Quartalen leicht zunehmen. Durch die zu beobachtende Arbeitskräfteknappheit und das schnellere Lohnwachstum in vielen Mitgliedstaaten nimmt auch der zugrunde liegende Preisdruck zu. Insgesamt ist zu erwarten, dass die Inflation im Euro-Währungsgebiet 2018 wie schon 2017 bei 1,5 Prozent liegen und 2019 auf 1,6 Prozent ansteigen wird. In der EU ist das gleiche Muster zu erwarten, allerdings mit einer im Vergleich zum Vorjahr unveränderten Inflationsrate von 1,7 Prozent und einem Anstieg auf 1,8 Prozent im Jahr 2019.

Verbesserung der öffentlichen Finanzen: Kein Defizit über 3 Prozent des BIP
Gemessen am BIP gingen das gesamtstaatliche Defizit und die öffentlichen Schuldenstände im Euro-Währungsgebiet im Jahr 2017 zurück, was unter anderem durch ein kräftiges Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen begünstigt wurde. Da die Haushalte der Mitgliedstaaten von den sich verbessernden Arbeitsmarktbedingungen und den damit zusammenhängenden geringeren Transferzahlungen profitieren, dürfte 2018 das erste Jahr seit Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion sein, in dem alle Länder Haushaltsdefizite von weniger als 3 Prozent des BIP aufweisen werden, wie es der Vertrag vorsieht.

Den jüngsten Prognosen zufolge wird das gesamtstaatliche Defizit im Euro-Währungsgebiet im Jahr 2018 auf 0,7 Prozent und 2019 auf 0,6 Prozent des BIP fallen. In der EU dürfte es 2018 und 2019 bei 0,8 Prozent liegen. Die Schuldenquote des Euro-Währungsgebiets dürfte 2019 auf 84,1 Prozent des BIP zurückgehen, wobei für fast alle Mitgliedstaaten ein Rückgang prognostiziert wird.

Risiken beeinflussen die Prognose
Insgesamt ist die Prognose vermehrt mit Abwärtsrisiken behaftet. Die jüngsten Indikatoren lassen es unwahrscheinlicher erscheinen, dass das Wachstum in Europa in naher Zukunft kräftiger ausfallen könnte als erwartet. Die in den vergangenen Monaten auf den Auslandsmärkten verzeichnete Finanzmarktvolatilität dürfte in Zukunft zu einem dauerhafteren Phänomen werden, das zur Unsicherheit beitragen wird. Die prozyklischen Konjunkturmaßnahmen in den USA dürften zwar das kurzfristige Wachstum ankurbeln, aber auch das Risiko einer Überhitzung sowie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Zinssätze in den USA schneller steigen als derzeit angenommen. Darüber hinaus stellt eine Eskalation des Handelsprotektionismus eindeutig eine Gefahr für die Entwicklungsperspektiven der Weltwirtschaft dar. All diese Risiken sind miteinander verknüpft und das Euro-Währungsgebiet ist durch seine Offenheit besonders anfällig, wenn diese Risiken eintreten sollten.

Rein technische Annahmen für 2019 beim Vereinigten Königreich
Um Vergleiche über längere Zeiträume zu ermöglichen, enthält die Prognose für die EU für das Jahr 2019 die Zahlen für alle 28 Mitgliedstaaten, einschließlich des Vereinigten Königreichs.

Da die Verhandlungen über die genauen Bedingungen für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU noch nicht abgeschlossen sind, beruhen die Prognosen der Kommission für die Zeit nach dem Brexit auf der rein technischen Annahme, dass die Handelsbeziehungen zwischen der EU-27 und dem Vereinigtes Königreich unverändert bleiben werden. Dies dient einzig und allein Prognosezwecken und lässt die laufenden Gespräche im Rahmen des Verfahrens nach Artikel 50 unberührt.

Hintergrund
Die Prognose basiert auf einer Reihe technischer Annahmen für Wechselkurse, Zinssätze und Rohstoffpreise mit Stichtag 23. April. Bei allen anderen herangezogenen Daten, auch den Annahmen zu staatlichen Maßnahmen, wurden in dieser Prognose Informationen bis einschließlich 23. April berücksichtigt. Den Projektionen liegt die Annahme einer unveränderten Politik zugrunde, es sei denn, es wurden politische Maßnahmen angekündigt, die einerseits glaubwürdig und andererseits hinreichend spezifiziert sind.

Ab diesem Jahr wird die Europäische Kommission anstelle der drei umfassenden jährlichen Prognosen, die sie seit 2012 im Winter, Frühjahr und Herbst veröffentlicht hat, jedes Jahr wieder zwei umfassende Prognosen (im Frühjahr und Herbst) und zwei Zwischenprognosen (im Winter und Sommer) vorlegen. Die Zwischenprognosen enthalten jährliche und vierteljährliche BIP- und Inflationszahlen für das laufende Jahr und die Folgejahre für alle Mitgliedstaaten und das Euro-Währungsgebiet sowie die aggregierten Zahlen für die EU insgesamt. Durch die Rückkehr zum alten Prognose-Rhythmus werden die Prognosen der Kommission zeitlich wieder mit denen anderer Organisationen (wie der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds oder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)) zusammenfallen.

Im Juli wird die Europäische Kommission die nächste Prognose veröffentlichen: die Zwischenprognose Sommer 2018.

     

Österreichs Wirtschaftswachstum dürfte 2018 hoch bleiben und 2019 etwas zurückgehen.
Die Binnennachfrage wird weiterhin der wichtigste Wachstumstreiber bleiben. Trotz höherer Risiken auf den Weltmärkten, Die Exporte dürften 2018 stark bleiben, wobei die Nettoexporte positiv zum Wachstum beitragen werden. Das Staatsdefizit dürfte sich vor dem Hintergrund des positiven wirtschaftlichen Umfelds verbessern, während die öffentliche Schuldenquote voraussichtlich weiter sinken wird.

Die detaillierte Prognose für Österreich in englischer Sprache finden Sie hier >

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://ec.europa.eu/
https://ec.europa.eu/germany/

 

 

 

 

 

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