Anerkennung für jüdischen Psychotherapeuten mit Wiener Wurzeln am Alsergrund
New York/Wien (rk) - Unweit des ehemaligen Wohnsitzes der Familie von Eugene Gendlin, am Erich Fried-Realgymnasium,
enthüllte Stadtrat Michael Ludwig am 2. Mai eine Gedenktafel zu Ehren des jüdischen Psychotherapeuten
mit Wiener Wurzeln. Beim feierlichen Festakt, den ein Schülerinnen-Chor musikalisch begleitete, fand Ludwig
klare Worte zu Antisemitismus und Rassismus. Es gelte jeglicher Form konsequent entgegen zu treten. „Es darf nicht
sein, dass Mitglieder der jüdischen Community Angst haben müssen, mit Kippa auf die Straße zu gehen“,
so Ludwig.
Des Weiteren sprachen die Alsergrunder Bezirksvorsteherin Martina Malyar, die Projekt-Initiatorin Brigitte Pelinka
(ÖGWG), Direktor Günter Maresch und Schüler Walid Sultani sowie Willi Urbanek (Bezirksmuseum Alsergrund)
zu den zahlreich erschienenen Gästen.
Zur Person Eugene Gendlin
Am 25. Dezember 1926 in Wien geboren, lebte Eugene Gendlin, damals mit Namen Eugen Gendelin, mit seiner jüdische
Familie im Alsergrunder Haus Rossauerlände 25. Die NS-Diktatur zwang die Familie 1938 zur Flucht - über
Holland in die USA.
Gendlin studierte an Universität Chicago bei Carl Rogers, dem Begründer der klientenzentrierten Therapie,
später wurde er ebendort auch Professor in den Fachbereichen Philosophie und Verhaltenswissenschaften.
Bekannt wurde Gendlin für die Entwicklung der so genannten „Focusing“-Methode, in deren Rahmen Körperempfindungen
bei der Suche nach Ursachen persönlicher Probleme einbezogen werden.
Gendlin erarbeite sich rasch einen hervorragenden internationalen Ruf und erhielt Gastprofessuren an Universitäten
in Belgien, Japan und New York. In Österreich wurde er 2007 mit dem „Großen Viktor Frankl Preis der
Stadt Wien zur Förderung einer sinnorientierten humanistischen Psychotherapie“ ausgezeichnet.
Am 1. Mai verstarb Gendlin 90jährig in Spring Valley (New York).
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