Monitor für Pulswellenanalyse auf die ISS befördert
Wien (ait) - Technologie von AIT und IEM (Stolberg, Deutschland) befindet sich seit 4. April auf der Internationalen
Raumstation ISS. Im Auftrag der kanadischen Weltraumagentur ist zwei Tage zuvor der Mobil-O-Graph®, der Firma
IEM, mit dem AIT Algorithmus ARCSolver®, zur Bestimmung der Gefäßsteifigkeit, mit dem 14. Versorgungsflug
der Firma Space X zur Crew der ISS Expedition 54 und 55 befördert worden. Die Messungen sollen am 17. Mai
starten.
Der Blutkreislauf der Menschen hat sich im Laufe der Evolution an die Bedingungen auf der Erde angepasst. Das Herz
pumpt Blut durch die Arterien und versorgt damit die Zellen im ganzen Körper mit Sauerstoff. Durch die geänderten
Gravitationskräfte im Weltraum wird dieses System gestört. So kommt es in Schwerelosigkeit zu einer Umverteilung
von Blut und Gewebeflüssigkeiten. Neben unmittelbaren Effekten kommt es auch zu langfristigen Veränderungen
des Herzkreislaufsystems, die sich auf die Adaption des Körpers an das geänderte Umfeld zurückführen
lassen.
Um das Verständnis der Auswirkungen von Mikrogravitation auf das kardiovaskuläre System zu vertiefen,
setzt die kanadische Weltraumagentur im Rahmen ihres Vascular Aging Projektes auf die Methodik der arteriellen
Pulswellenanalyse. Dabei kommt das weltweit bewährte 24h Blutdruckmessgerät Mobil-O-Graph® (IEM GmbH,
Stolberg, Deutschland) mit dem vom AIT Austrian Institute of Technology (Wien / Wr. Neustadt, Österreich)
entwickelten Algorithmus ARCSolver® zur Pulswellenanalyse zum Einsatz.
Frühere Untersuchungen der kanadischen Weltraummediziner haben Anzeichen gefunden, dass das arterielle System
bei einem sechsmonatigen Weltraumaufenthalt um 10-20 Jahre altert. Dieses Promblem soll nun mit Hilfe des Mobil-O-Graphen
genauer untersucht werden. Die oszillometrische Pulswellenanalyse ermöglicht die Bewertung der arteriellen
Steifigkeit sowie der Pulswellenreflexionen im Gefäßsystem. Durch das nichtinvasive Messverfahren, ähnlich
einer konventionellen Blutdruckmessung mit Oberarmmanschette, kann eine solche Messung schnell und selbständig
von den insgesamt 9 geplanten Astronauten durchgeführt werden. Messungen vor, während und nach dem Weltraumaufenthalt
ergeben einen zeitlichen Verlauf der Messgrößen, wodurch die Auswirkungen der Schwerelosigkeit sowie
der Grad der Rückbildung nach der Rückkehr auf die Erde bestimmt werden können. Nachdem die Algorithmen
des AIT, aus Wiener Neustadt, zur Pulswellenanalyse bereits weltweit in klinischer Forschung und Praxis Einzug
gefunden haben, leisten sie nun auch im Bereich der Weltraumphysiologie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis
des menschlichen Herzkreislaufsystems.
Diese Erkenntnisse sind auch hinsichtlich der in naher Zukunft geplanten Flüge zum Mars von großer Bedeutung.
Die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen wiederum in die Weiterentwicklung der Technologie einfließen,
und damit auch den Patientinnen und Patienten auf der Erde zugutekommen.
AIT Austrian Institute of Technology
Das AIT Austrian Institute of Technology ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung.
Mit seinen acht Centern versteht sich das AIT als hochspezialisierter Forschungs- und Entwicklungspartner für
die Industrie. Dabei beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher mit den zentralen Infrastrukturthemen
der Zukunft: Energy, Health & Bioresources, Digital Safety & Security, Vision, Automation & Control,
Mobility Systems, Low-Emission Transport, Technology Experience sowie Innovation Systems & Policy.
Rund 1.300 MitarbeiterInnen forschen in ganz Österreich – im Besonderen an den Hauptstandorten Wien Giefinggasse,
Seibersdorf, Wiener Neustadt, Ranshofen und Leoben – an der Entwicklung jener Tools, Technologien und Lösungen
für Österreichs Wirtschaft, die sie gemäß unserem Motto „Tomorrow Today“ zukunftsfit hält.
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