Pädagogisches Paket

 

erstellt am
02. 05. 18
13:00 MEZ

Schullaufbahn erfolgreich gestalten und steuern
Wien (bmbwf) - In einem Pressegespräch stellten Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung) und Klemens Riegler (Projektleiter im BMBWF) fest, dass das österreichische Bildungssystem generell gut aufgestellt ist. Bestimmte Indikatoren machen jedoch Korrekturen und Veränderungen in bestimmten Bereichen erforderlich. Aus diesem Grund startet das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung einen Prozess zur Erarbeitung und Umsetzung eines Pädagogischen Pakets.

Die Inhalte sind:

  • Präzisierung der Schulreifekriterien für eine kindgerechte Entscheidung über die Schulreife
  • Optimierte Entscheidungsgrundlagen für die individuell passende Wahl der Schullaufbahn
  • Verbesserung der Leistungsbeurteilung, um zu mehr Notenwahrheit und Klarheit zu kommen
  • Weiterentwicklung und Stärkung der NMS
  • Reform der Lehrpläne

Kindergarten/VS - Klare Schulreifekriterien
Es wird ein verbindlicher Katalog an Schulreifekriterien erarbeitet. Diese sollen im Zuge des Aufnahmegesprächs an Volksschulen zur Anwendung kommen. Ziel dieses Katalogs ist es, die Schuleinschreibung österreichweit zu standardisieren, indem einheitliche Kriterien zur Feststellung der körperlichen und geistigen Reife der Kinder zur Anwendung kommen. Kinder, die entwicklungsverzögert (mangelnder körperlicher und geistiger Reife) und daher nicht schulreif sind, sind weiterhin in die Vorschulstufe aufzunehmen. Jene Kinder, die auf Grund von sprachlichen Defiziten als nicht schulreif eingestuft sind (vorbehaltlich der quantitativen Vorgaben der gesetzlichen Regelungen) in Deutschförderklassen zu unterrichten.

Einheitliche Talente-Checks, optimierte Grundlagen für die weitere Bildungs- und Berufswahl
Am Ende der Volksschule und der Sekundarstufe I stehen wesentliche Bildungswegentscheidungen an. Diese Bildungswegentscheidungen sollen durch den vermehrten Einsatz von einheitlichen Testverfahren unterstützt, die notengebenden Lehrerinnen und Lehrer entlastet und den ratsuchenden Eltern damit geholfen werden. Derzeit gibt es lediglich informelle Instrumente wie jeweils für die 3. und 7. Schulstufe die "informelle Kompetenzmessung (IKM)" - ein Diagnoseinstrument zur Feststellung der aktuellen, Kompetenzlage der Schülerinnen und Schüler - oder den "Entwicklungscheck" (vor allem hinsichtlich sozialer Entwicklung und Leistungsfähigkeit).

Die bestehenden Instrumente soll zu einem "Talente-Check" weiterentwickelt werden. Dieser Check soll an allen Schulen verbindlich jedenfalls in der 3. und der 7. Schulstufe zum Einsatz kommen und Grundlage eines Eltern-Lehrer-Gesprächs sein. Die Wahl des individuell passenden Bildungs- und Berufsweges soll durch die Tests objektiviert und damit unterstützt werden.

Weiterentwicklung der Leistungsbeurteilung insbesondere in der Volksschule
Die Leistungsbeurteilung beruht auf der LBVO aus dem Jahr 1974 und ermöglicht keine klare Zuordnung zwischen den individuellen Lernergebnissen und den Lehrplananforderungen. Vor allem ist nicht klar geregelt, wann die Anforderungen für die Vergabe einer Note genau erfüllt sind. Ziel ist daher eine klarere Formulierung von Unterrichts- bzw. Bildungszielen und mehr Objektivität in der Notengebung durch "Lernzielraster" zu schaffen.

Die Weiterentwicklung der Leistungsbeurteilung erfasst insbesondere die Notengebung in der Volksschule. Es soll eine Aufwertung der numerischen Beurteilung diskutiert werden bei gleichzeitiger Beibehaltung der verbalen Beurteilung. Gerade in der Volksschule soll dadurch auch die Aufrechterhaltung der Lernmotivation und die Förderorientierung gewährleistet werden. Bei der Notengebung soll zwischen formativer Beurteilung (Lernprozess) und summativer Bewertung (Leistung) unterschieden werden. Notwendig sind gute Dokumente für die Lehrerinnen und Lehrer, damit sie so professionell und sorgsam wie möglich mit der Notengebung umgehen können.

Weiterentwicklung der NMS
Die Neue Mittelschule hat positive Neuerungen gebracht, wie etwa den verstärkten Fokus auf methodisches Vorgehen, intensivierte Individualisierung, mehr Teamarbeit, eine verstärkte Reflexion über die Leistungsbeurteilung oder ein verbessertes Schulklima. Intensive Bemühungen im Bereich der Entwicklung der Unterrichtsqualität zeigen partielle Erfolge im Bereich Mathematik, die aber in keiner Relation zum erhöhten Ressourceneinsatz stehen. Daher werden wir einen Prozess der Weiterentwicklung bei Noten und der Leistungsdifferenzierung mit Schulpartnern, Experten und der Wissenschaft starten. Inhaltliche Schwerpunkte, die zu diskutieren sein werden, sind dabei:

  • Durchgehende 5-teiligen Notensystematik: Die Breite des Leistungsspektrums ist mit der aktuellen "7-teiligen Notensystematik" nur schwer abbildbar. Die komplizierte und auf wenig Akzeptanz stoßende "7-teilige Notensystematik" soll weiter entwickelt werden.
  • Entwicklungsgruppen in den Kernfächern: In den wesentlichen Hauptgegenständen (Deutsch, Mathematik und erste lebende Fremdsprache) sollen ab der 7. Schulstufe Entwicklungsgruppen eingerichtet werden können. Anstelle der bisherigen Systematik werden zwei Beurteilungsniveaus (Standard und AHS-Standard) in den genannten Fächern eingeführt. Eine Rückkehr zu durchgängigen Leistungsgruppen ist nicht vorgesehen.
  • NMS - Lösung für "Rückfluter" aus der AHS: Jene Schülerinnen und Schüler, die aufgrund mangelnder Leistung die AHS verlassen müssen, sollen in der NMS in die nächste Schulstufe trotz Nichtgenügend aufsteigen können.
  • Weg von der Gießkannenförderung: die derzeitige Fördersystematik der zusätzlichen Mittel ist eine Gießkannenförderung, die wenig Rücksicht auf reale Problemsituationen nimmt. Die Bildungsdirektionen, die eine gute regionale Übersicht besitzt, soll bei der Verteilung eine besondere Rolle spielen.
  • Stärkere Profilbildung: die NMS soll sich ein stärkeres und eigenständiges Profil geben können, welches mit den Bildungsdirektionen abzustimmen ist. Musische, sportliche, sprachliche, aber auch MINT-affine Schwerpunkte sind vorstellbar.


Reform der Lehrpläne
Lehrpläne müssen immer wieder überarbeitet und auf zeitgemäßen Inhalt überprüft werden. Die überarbeiteten Lehrpläne sollen auch Raum für neue Inhalte (z. B. Aspekte der Digitalisierung, politische Bildung) schaffen. Und sie sollen ein gut verständliches, praxisfreundliches und auf Kompetenzen abzielendes Instrument zur inhaltlichen Strukturierung des Unterrichts sein. Angesichts der Vielzahl an unterschiedlichen Lehrplänen wird dafür längere Zeit benötigt werden. Ein früher Beginn ist daher notwendiger, denn je.

 

 

 

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