Salzburg (stadt) - "Buchskelett" heißt die Skulptur des Künstlerpaares Fatemeh Naderi und
Florian Ziller, die aus 107 Einreichungen eines europäischen Wettbewerbs für ein Mahnmal zur Erinnerung
an die Bücherverbrennung am 30. April 1938 als Siegerprojekt gewählt wurde. Rund 1.200 Bücher von
politisch verfemten Autorinnen und Autoren wurden damals nur wenige Wochen nach dem "Anschluss" auf einem
Scheiterhaufen nördlich des Residenzbrunnens öffentlich vernichtet.
Genau 80 Jahre nach dem vom Nationalsozialistischen Lehrerbund inszenierten barbarischen Akt, am 30. April 2018,
wurde das Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben.
Vizebürgermeister Bernhard Auinger betonte in seiner Begrüßung zum Festakt in der Max- Gandolph-Bibliothek
der Neuen Residenz, dass die Pflicht zur Erinnerung kein Ablaufdatum habe: "Den Schlussstrich, den viele fordern,
den kann man nicht ziehen. Mit der NS-Zeit, auch mit der Bücherverbrennung hier in Salzburg, muss man sich
immer wieder auseinandersetzen."
Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, verwies in ihrer Festrede darauf, dass junge
Menschen die Geschichte immer seltener durch Zeitzeug*innen erfahren können und es deshalb besonders wichtig
sei, neue Wege zur Vermittlung der individuellen Dimension von politischer Veränderung zugänglich zu
machen.
Der Schriftsteller Michael Köhlmeier verwies in seiner Rede auf die Bedeutung des Erzählens und Erinnerns
in der Literatur und durch Bücher. Die Imagination - nicht zuletzt von Gegenentwürfen - sei die Aufgabe
der Schriftsteller.
Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, präsentierte die heute erschienene Publikation zur laufenden
Ausstellung "Anschluss, Krieg und Trümmer. Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus", die
sich mit der Rolle des Museums und seiner Akteure von 1938 bis 1945 auseinandersetzt.
Auf dem Residenzplatz, unmittelbar vor der Enthüllung des Mahnmals, sprach Anselm Wagner von der Aufgabe "Das
Unsichtbare sichtbar zu machen". In Salzburg habe der Nationalsozialismus mit Kriegsende nur politisch an
Macht verloren; viele der handelnden Personen in leitenden Positionen wären noch über Jahre dieselben
wie zur NS-Zeit geblieben. Dem Mahnmal auf dem Residenzplatz wünsche er Aufmerksamkeit, auch im Sinne eines
"Störfaktors" gegen das bequeme Vergessen
Für den KZ-Verband sprach Brigitte Höfert, deren Vater Karl Rupitsch als Wehrdienstverweigerer von
den Nazis umgebracht wurde, und die seit vielen Jahren als Zeitzeugin Vorträge hält und sich für
die Rehabilitation der Goldegger Deserteure engagiert.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt Cellist Peter Sigl und Geiger Ekkehard Windrich vom oenm . österreichisches
ensemble für neue musik mit Werken von Erwin Schulhoff.
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