Die Kulturstädte Salzburg und Verona verbinden nicht nur Mozart-Aufenthalte
Verona/Salzburg (lk) - Wo man die Grafitti-Schnitzerei eines pubertierenden Wunderkinds in Ehren hält.
Was dieses von der Gesangskunst eines Zeitgenossen hielt. Woher das Bild auf den Mozartkugeln stammt. Und: Warum
sich zwei Städte am nördlichen und südlichen Rand der Alpen in jüngster Zeit gesanglich näher
kommen, klärt dieser Grenzfall auf.
Im Dezember 1769 brach der 13-jährige Wolfgang Mozart zu seiner ersten Italienreise auf. So richtig italienisch
fühlte er sich erst im oberitalienischen Verona - dort, wo die Alpen sanft auslaufen und die Poebene beginnt.
In jenem kalten Winter – die Mozarts vermissten die heimischen Heizungen - gab es in der Stadt anfangs keine Auftritte
für das pubertierende Wunderkind, allerdings jede Menge Theater- und Opernaufführungen. Was dem strengen
Papa Leopold missfiel, freute den musikbegeisterten Sohn umso mehr, konnte er doch sein musikalisches Repertoire
erweitern und den Künstlerinnen und Künstlern sein Urteil angedeihen lassen. Von einer "läufigen
Gurgel" eines Opernsängers ist etwa in einem Brief an Schwester Nannerl in Salzburg die Rede.
Doppeltes Orgelkonzert hinterlässt Spuren
Am 5. Jänner durfte der junge Mozart in der akademischen Philharmonie konzertieren, was die Veroneser Gesellschaft
auf den Salzburger Musiker aufmerksam werden ließ. Zwei Tage später muszierte er öffentlich in
der Kirche San Tomaso am Ufer der Etsch gemeinsam mit seinem Vater auf den beiden heute noch erhaltenen Orgeln.
Die Pfeifen der einen kamen in den Kriegswirren der napoleonischen Zeit abhanden, die zweite Orgel aus dem Jahr
1716 ist heute noch spielbar. Dort hinterließ der junge Komponist die Initialen WSM (Wolfgang Salisburgensis
Mozart) in der Holzvertäfelung. Dies entsprach ganz der Gewohnheit der damaligen Gastorganisten, allerdings
sind deren geschnitzte Hinterlassenschaften heute längst entfernt, nur die Mozart-Initialen hält man
in San Tomaso in Ehren.
So kam Mozart auf die Kugel
Bei Mozarts erstem Verona-Besuch entstand auch eines der bekanntesten Porträts, das Fans der süßen
und gleichnamigen Schokokugeln bestens vertraut ist. Saverio Dalla Rosa hielt den jungen Genius mit rotem Frack
und Perücke in Öl fest. Vor ihm ein Cembalo mit Notenblatt mit dem Titel "Molto Allegro", das
als "Veroneser Allegro" in G-Dur KV 72a bekannt ist. Ob es von Mozart ist, darüber sind sich die
Fachleute uneins. Marcello Rossi Corradini, Leiter des Veroneser Universitätschors, hat das Musikstück
ergänzt und hat es auch auf der historischen Orgel von San Tomaso intoniert.
Wiederbelebter Kulturaustausch
Dass Corradini mit seinem Chor im Dezember im Dom der Mozartstadt singt, hat Gründe: 1973 ging Verona eine
Städtepartnerschaft mit Salzburg ein. Der Salzburger Domchor gastierte damals mit Mozartwerken in der Stadt
von Romeo und Julia. 45 Jahre später wurde der Kulturaustausch wiederbelebt. Ende April waren es zwei Mozart-Messen,
die Salzburger Domchoristen und Musiker in Veroneser Kirchen zum Klingen brachten. Publikum und Kulturverantwortliche
waren derart angetan, dass eine Einladung für ein Konzert in der weltberühmten Arena von Verona folgte.
Kurioses über Grenzen hinweg
Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche
Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. Der Autor Stefan Mayer beschäftigt sich
seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und um Salzburg. Er gestaltet die monatliche Serie "Grenzfälle",
von der bereits vier Bücher erschienen sind. Band 4 kann per E-Mail an landesmedienzentrum@salzburg.gv.at
bzw. telefonisch unter +43 662 8042-2417 um 6,90 Euro bestellt werden. Digitale Versionen aller vier Bände
stehen hier > zum
kostenlosen Herunterladen zur Verfügung.
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