Wien (med uni) - Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronische Erkrankung, die durch eine unkontrollierte
Entzündung der Gelenke gekennzeichnet ist. Daran sind mehrere Immunzelltypen beteiligt, wobei Makrophagen
eine ganz entscheidende Rolle spielen. ForscherInnen vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie
der MedUni Wien haben nun im Rahmen einer internationalen Kooperation eine neuartige Makrophagen-Untergruppe entdeckt
und charakterisiert, die die Entzündung stark unterdrücken kann. In Kombination mit dem herkömmlichen
Antirheumatikum Methotrexat könnte das künftig eine völlig neue Therapie-Option ergeben. Die Studie
wurde nun im Top-Journal Frontiers in Immunology veröffentlicht.
Die Studie von Anna Ohradanova-Repic und KollegInnen vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie,
Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit dem Cochin
Institut in Paris (Frankreich), der Kagoshima Universität (Japan) und der Universität Minho (Portugal),
zeigt, dass nicht nur entzündungsfördernde Makrophagen (genannt M1) in Gelenken mit rheumatoider Arthritis
vorhanden sind, sondern auch eine neue Population von entzündungshemmenden Makrophagen, die bei entsprechender
Förderung die Gelenkentzündung hemmt. Diese neue Art von Makrophagen trägt sowohl M1- als auch M2-Merkmale.
M2-Makrophagen sind für die Dämpfung und Kontrolle von Entzündungen verantwortlich und werden oft
von Tumoren entführt und gezüchtet, um sich der Zerstörung durch das Immunsystem zu entziehen.
Ohradanova-Repic erklärt: „Aktivierte Makrophagen, die auf ihrer Oberfläche einen spezifischen Marker
namens Folatrezeptor beta (FR) tragen, sind schon länger in RA-Gelenken nachweisbar und wurden als die Entzündungsförderer
angesehen. Aber als diese Makrophagen auch in Tumoren entdeckt wurden, vermuteten wir, dass ihre Rolle bei der
rheumatoiden Arthritis eine andere, nämlich positive, sein könnte, da Tumormakrophagen entzündungshemmend
wirken.“
Molekül Adenosin als Treiber fürs Umschalten von M1 auf M2
Die ForscherInnen konnten nun nachweisen, dass FR-positive Makrophagen auf Gefahrenstimuli wie Krankheitserreger
in unerwarteter Weise reagieren: Sie wurden nicht proinflammatorisch M1, sondern wechselten in den entzündungshemmenden
M2-Zustand und unterdrückten das Immunsystem, insbesondere die T-Zellen, stark. Der dahinter liegende Mechanismus:
Gefahrenreize lösen bei FR-positiven Makrophagen eine Kette von molekularen Ereignissen aus, die zur Bildung
des immunsuppressiven Moleküls Adenosin führt, das die Entzündung bremst.
Darüber hinaus fanden die WissenschafterInnen rund um Studienleiter Hannes Stockinger von der MedUni Wien
heraus, dass das herkömmliche Antirheumatikum Methotrexat die Adenosinbildung in diesen Makrophagen fördert.
Um Methotrexat punktgenau zu diesen Makrophagen zu transportieren und seine Nebenwirkungen zu reduzieren, entwickelten
die ForscherInnen eine neuartige Methotrexat-Formulierung, die die Adenosinproduktion durch diese Makrophagen erhöht
und die Entzündung in einem Arthritis-Mausmodell verhindert.
Stockinger: „Damit betont diese Studie die Kontrolle der Adenosinproduktion durch spezifische Makrophagen-Subgruppen
als attraktives Ziel für therapeutische Maßnahmen bei immunvermittelten Krankheiten.“ Die Studie wurde
an der Medizinischen Universität Wien durch die EU FP7 und die Horizon 2020-Projekte NANOFOL und FOLSMART
finanziert.
„Frontiers in Immunology“
„Extracellular Purine Metabolism Is the Switchboard of Immunosuppressive
Macrophages and a Novel Target to Treat Diseases with Macrophage Imbalances.” Ohradanova-Repic A, Machacek C, Charvet
C, Lager F, Le Roux D, Platzer R, Leksa V, Mitulovic G, Burkard TR, Zlabinger GJ, Fischer MB, Feuillet V, Renault
G, Blu¨ml S, Benko M, Suchanek M, Huppa JB, Matsuyama T, Cavaco-Paulo A, Bismuth G and Stockinger H (2018)
Front. Immunol. 9:852. doi: 10.3389/fimmu.2018.00852.
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