Aktuelle Ergebnisse der österreichischen Zahlungsbilanz
Wien (oenb) - Österreichs Handel mit Gütern und Dienstleistungen beschleunigte sich im Umfeld
des globalen Wirtschaftsaufschwungs deutlich. Vor diesem Hintergrund ergab der Leistungsbilanzsaldo erneut ein
stabiles und nachhaltiges Plus, das mit 7 Mrd EUR etwas geringer ausfiel als 2016. Der Reiseverkehr bildete auch
2017 das Fundament für Österreichs Leistungsbilanzüberschuss. Im historischen Rückblick durchläuft
Österreichs Außenwirtschaft seine bislang erfolgreichste Phase, die seit 15 Jahren durchgängig
von Leistungsbilanzüberschüssen geprägt ist. Deutschland bleibt mit Abstand Österreichs wichtigster
außenwirtschaftlicher Ankerpunkt. Gleichzeitig festigt Osteuropa seine Rolle als unverzichtbarer Wirtschaftspartner,
sowohl im Güter- und Dienstleistungshandel als auch im Kapitalverkehr.
„Österreich erzielte 2017 im Umfeld einer stark beschleunigten Außenhandelsdynamik neuerlich einen stabilen
und nachhaltigen Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von 7 Mrd EUR (1,9 % des BIP)“, erklärte Vize-Gouverneur
Andreas Ittner am 8. Mai im Rahmen einer Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). 2016 lag das
Plus mit 7,5 Mrd EUR (2,1 % des BIP) auf ähnlichem Niveau.
Eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich ist in hohem Maß von soliden, gut entwickelten Handelsbeziehungen
abhängig, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern sowie Ein- und Ausfuhren langfristig auszubalancieren.
Im historischen Rückblick war Österreichs Außenwirtschaft – gemessen am Leistungsbilanzsaldo in
Prozent des BIP – niemals erfolgreicher als in der gegenwärtigen Hochphase. Seit der Jahrtausendwende erreichte
dieser – für die Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit zentrale – Indikator im Durchschnitt einen Wert
von 2,4 %. „Mit 1,9 % des BIP liegt Österreich derzeit etwas unterhalb dieses Durchschnitts – und klar innerhalb
jenes Bereichs, der aus Sicht der Europäischen Kommission ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht definiert“,
ergänzte Ittner. Österreichs Leistungsbilanz, die bis zur Jahrtausendwende überwiegend Defizite
zeigte, drehte vor allem infolge einer Verbesserung der Güterbilanz ins Plus.
Im Jahr 2017 leistete wieder der Reiseverkehr mit +8,8 Mrd EUR den höchsten Beitrag zum Überschuss. Er
entwickelte sich jedoch nicht so dynamisch wie in den vergangenen Jahren. Positiv war auch das Ergebnis im Handel
mit grenzüberschreitenden Unternehmensdienstleistungen (1,7 Mrd EUR), das jedoch deutlich unter jenem des
Jahres 2016 (2,5 Mrd EUR) lag. Die Güterimporte beschleunigten sich im Jahr 2017 noch deutlicher als die Exporte,
woraus ein Güterdefizit im Ausmaß von 1,2 Mrd EUR resultierte.
Österreich exportierte 2017 Leistungen im Wert von 231 Mrd EUR ins Ausland (+6,8 % gegenüber 2016), die
Importe lagen bei 224 Mrd EUR (+7,4 %). Darin enthalten sind Güter, Dienstleistungen sowie grenzüberschreitende
Einkommen. Triebfeder dieses Wachstums war einerseits der Güterverkehr sowie andererseits der teilweise eng
damit verbundene Handel mit Unternehmensdienstleistungen. Insgesamt waren vor allem das starke Wachstum der inländischen
Investitionen sowie die – stärker als auf der Exportseite – gestiegenen Preise für den Importanstieg
ausschlaggebend.
„Die Maschinen- und Fahrzeugindustrie ist das Rückgrat unserer Exportwirtschaft“, erläuterte Johannes
Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik. Die beschleunigten Ausfuhren beliefen sich 2017 auf rund 57
Mrd EUR und trieben damit den gesamten Güterexport in Höhe von 139 Mrd EUR deutlich an. „Deutschland
hat seine Dominanz als wichtigster Güterexportmarkt im Jahr 2017 sogar noch gestärkt und für Erlöse
von 41,4 Mrd EUR (+6,6 %) gesorgt“, so Turner. Auch die Güterimporte stiegen deutlich auf 140 Mrd EUR, wobei
wie bei den Exporten Maschinen und Fahrzeuge dominierten.
Mit einem Anstieg um etwas mehr als 2 Mrd EUR auf ein Exportvolumen von knapp 28 Mrd EUR bzw. importseitig auf
24 Mrd EUR bestimmten der Transport sowie die technischen Dienstleistungen das Wachstum von Dienstleistungsexporten
bzw. -importen.
Die Reiseverkehrseinnahmen wuchsen 2017 auf 18,1 Mrd EUR (+3,8 %). Damit fiel der Anstieg schwächer aus als
in den Vorjahren (2016: 5,9 %, 2015: 4,8 %). 29 Mio ausländische Gäste (+4,8 %) nächtigten 106 Mio
Mal (+3 %) in Österreich. Deutsche Touristen brachten 2017 8,4 Mrd EUR nach Österreich und bleiben damit
unangefochten die wichtigste Gästegruppe. Starke Einnahmenzuwächse gab es bei Gästen aus den USA,
aus Russland und China.
Der Nettokapitalüberschuss gegenüber dem Ausland belief sich 2017 auf 8,7 Mrd EUR. Österreichs Direktinvestitionen
im Ausland wurden durch frisches Kapital befeuert und erreichten mit 202 Mrd EUR einen Rekordstand. Zusätzlich
bauten österreichische Investoren ihre Portfolioinvestitionen (einschließlich Finanzderivate) im Ausland
um 5,4 Mrd EUR aus und setzten damit den Trend der letzten Jahre fort.
Österreichs Finanzvermögen im Ausland erreichte Ende 2017 einen Wert von 859 Mrd EUR, die Verpflichtungen
beliefen sich auf 837 Mrd EUR. Per saldo ist Österreich demnach Nettokapitalgläubiger im Ausmaß
von 22 Mrd EUR. Daraus resultiert ein Vermögenseinkommensüberschuss in Höhe von 1,4 Mrd EUR.
Osteuropa festigt seine Rolle als unverzichtbarer Wirtschaftspartner für Österreich: Die Exporte (Güter,
Dienstleistungen, Einkommen) nach Mittel- und Osteuropa (MOEL-20) erreichten 2017 bereits knapp 44 Mrd EUR und
damit etwa ein Fünftel der gesamten Ausfuhren, wobei Güter mit 26,7 Mrd EUR dominierten. Auch importseitig
ist der Wirtschaftraum der MOEL-20 inzwischen ein Schwergewicht: Im Jahr 2017 wurden aus dieser Region Leistungen
im Wert von mehr als 42 Mrd EUR eingeführt – auch das entspricht rund einem Fünftel der gesamten Importe.
Die Forderungen gegenüber den zentral- und osteuropäischen Staaten erreichten Ende 2017 mit einem Wert
von 140 Mrd EUR rund ein Fünftel des gesamten Auslandsvermögens, während der entsprechende Verpflichtungsanteil
nur rund 7 % ausmachte.
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