LRin Dunst: „Schaffung eines Referats für Frauen war eine Entscheidung von gesellschaftlichem
Symbolcharakter“.
Eisenstadt (blms) - Nach 18 Jahren übergab Landesrätin Verena Dunst am 7. Mai die Frauenagenden
im Burgenland offiziell an Landesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf. Die Schaffung eines Frauenbüros – seit
2016 „Referat für Frauen, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung“ – und von Frauenberatungsstellen in jedem
Bezirk, eines Frauenhauses sowie zahlreiche Frauen- und Mädchenprojekte bezeichnet Dunst als die wichtigsten
Erfolge in diesem Bereich. Eisenkopf will künftig „die Frauen in ihren Lebensrealitäten abholen, bei
der Gestaltung der Frauenpolitik auch die Männer ins Boot holen, auf faire Bedingungen hinarbeiten und noch
mehr Gewicht auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legen“. Sie will Rahmenbedingungen dafür schaffen,
„dass Frauen eine Wahlmöglichkeit haben, wie sie ihren Lebensweg gestalten“.
„Guter Mix in der Frauenpolitik“
Eisenkopf freut sich auf ihre neuen Agenden, „weil es sich beim Frauenreferat um ein Ressort handelt, bei dem
man sehr viel gestalten und wirklich greifbare Projekte umsetzen kann“. Sie pflege grundsätzlich einen pragmatischen
Zugang bei politischen Fragen, „aber in der Frauenpolitik muss man natürlich auch Genderdebatten führen,
darf diese aber nicht überstrapazieren“. Es gehe um einen „guten Mix in der Frauenpolitik“.
Frauenarmut bekämpfen
Großen Wert will Eisenkopf auf die Bekämpfung der Frauenarmut legen. „Wir müssen jenen Frauen
helfen, die wirklich unsere Hilfe und unsere Unterstützung brauchen“. Das Ansteigen der Frauen-Erwerbsquote
im Burgenland (2016: 65,9 %) sei in erster Linie auf den starken Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen,
die 2016 im Burgenland bei Frauen bei rund 48 %, bei Männern lediglich bei rund 7,5 % gelegen sei. „Für
Frauen ist es wichtig, unabhängig zu sein und selbstbestimmt und vor allem von ihrem Einkommen leben zu können,
ohne sich dabei auf andere verlassen zu müssen“. Frauenpolitik müsse gemeinsam mit den Männern gemacht
werden. „Erst dann wird Frauenpolitik auch von den Männern akzeptiert werden“. Sie lade daher alle Männer
zur Mitarbeit ein.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten
ESF-Frauenbeschäftigungsprojekte werden auch künftig ein wichtiger Bestandteil der Frauenarbeit im
Burgenland sein. In der Förderperiode von 2014–2020 stehen 2,4 Mio. Euro zur Verfügung, davon 1,7 Mio.
Euro für Frauenarmutsbekämpfung und für Vereinbarkeit von Familie und Beruf 700.000 Euro. „Hier
wird es wichtig sein, die Gelder auch über 2020 hinaus sicherzustellen“.
Häusliche Gewalt weiter bekämpfen, Frauenberatungsstellen ausbauen
Eisenkopf will einen starken Fokus auf die Bekämpfung häuslicher Gewalt legen, die Frauenberatungsstellen
bekannter machen und besser aufstellen – etwa durch die Erweiterung um die Frauengesundheitszentren. Ihr gehe es
auch um die „Wahlfreiheit, ihren Lebensweg nach ihren Wünschen zu gestalten“. Diese könne nur durch das
gesetzlich verankerte Recht auf Kinderbetreuung gewährleistet werden.
Frauen und Jugend seien eine Querschnittsmaterie und ergänzten sich sehr gut. Deshalb solle ein Schwerpunkt
auf Mädchenprojekten liegen. „Es gilt, diesen Bereich weiter auszubauen und mit relevanten Themen junge Mädchen
anzusprechen – dazu gehören auch Tabuthemen wie Cybermobbing oder Sexualität. Das Selbstbewusstsein von
jungen Mädchen muss gestärkt werden“, mahnt Eisenkopf. Ihr ist es auch „ein besonderes Anliegen, Frauen
zu ermutigen, sich einzubringen und an politischen Prozessen zu beteiligen“.
18 Jahre Frauenpolitik mit Leidenschaft
Am 28.12.2000 war Verena Dunst von Landeshauptmann Hans Niessl in die Regierung geholt und mit den Frauenagenden
betraut worden – „eine Aufgabe, die ich sehr gerne angenommen und mit großer Freude und ganzer Energie wahrgenommen
habe“, so Dunst.
Eigenes „Frauenbüro“ als Meilenstein
Bis 2000 war die Frauenarbeit im Burgenland im Referat für Familie und Frauen angesiedelt. Um Frauen effizienter
zu unterstützen, rief Dunst 2001 das „Frauenbüro“ ins Leben – „eine Entscheidung von gesellschaftlichem
Symbolcharakter, ein Meilenstein in der burgenländischen Frauenarbeit“, so Dunst. Betrug das Gesamtbudget
anfangs 59.000 Euro für Frauen und Familien, stehen für 2018 dem Referat für Frauen, Antidiskriminierung
und Gleichbehandlung knapp 320.000 Euro allein für Frauenangelegenheiten zur Verfügung. Hinzu kommen
ESF Mittel in Höhe von 2,48 Mio Euro für die Förderperiode 2014 bis 2020. In den folgenden Jahren
wurde die Frauenberatung flächendeckend im Burgenland etabliert. Heute steht in jedem Bezirk eine Frauenberatungsstelle
zur Verfügung: „Das gibt es sonst in keinem Bundesland“, so Dunst. 2002 erfolgte die Eröffnung eines
Frauenhauses, 2006 der Aufbau der kostenfreien juristischen Erstberatung in den Frauenberatungsstellen.
Frauen vor den Vorhang
Mit dem Rosa Jochmann-Preis, dem Frauenkunsthandwerksmarkt „Unbeschreiblich weiblich“ oder dem “Frauen.Kunst.Raum“,
bei dem Dunst Künstlerinnen ihre Räumlichkeiten für Ausstellungen zur Verfügung stellt, werden
besondere Leistungen und das Können der Frauen vor den Vorhang geholt.
Gesundheit im Fokus
Als Erfolgsgeschichte hat sich auch der Burgenländische Frauenlauf erwiesen. 2013 mit 350 Läuferinnen
begonnen, hat sich der Frauenlauf mit zuletzt mehr als 1.000 Teilnehmerinnen zur größten Laufveranstaltung
des Landes entwickelt. Frauengesundheit war Dunst stets ein großes Anliegen: 2011 wurde ein Brustkrebsvorsorge-Programm
gestartet, und 2014 und 2015 fand im Kulturzentrum Eisenstadt eine Gesundheitsmesse für Frauen statt.
Den Politikerinnenlehrgang „Gscheite Frauen wissen mehr“, erstmals 2017 durchgeführt, das Symposium „Frauen/Leben/Burgenland“
rund um das Thema Armutsbekämpfung bei Frauen und die Kampagne „TpyIsCH“, das sich dem Aufbrechen von Geschlechterstereotypen
widmet, nennt Dunst als weitere Meilensteine.
Frauenarbeit auf Mädchen ausgeweitet
Standen anfangs Frauenprojekte im Fokus, so wurden im Lauf der Jahre vermehrt auch Mädchenprojekte durchgeführt.
MonA-Net (2003), die Bildungs- und Berufsfindungsmesse (BiBi; 2004), der „Girls Day (2001) mit bisher fast 6.000
Teilnehmerinnen und der „Girls Day Mini“ (2016) oder „Roberta – Mädchen in die Technik“ sind nur einige der
zahlreichen Projekte für Mädchen, die von Dunst im Burgenland gestartet wurden.
EU-Förderprogramme für Frauenbeschäftigung
Großen Wert legte Dunst stets auf die Verbesserung der Erwerbssituation der Frauen im Burgenland. Mit
Hilfe von ESF- Mitteln wurden eine Vielzahl an Initiativen umgesetzt und Frauen in Beschäftigung gebracht,
unter anderem durch Gründerinnenprojekte.
Dunst werde sich nun „mit voller Kraft auf das riesengroße Agrarressort“ konzentrieren. „Durch meine Zuständigkeit
im Agrarbereich tut sich eine neue Perspektive auf. Ich sehe noch viele Chancen und Potential für Frauen im
Burgenland etwa durch Direktvermarktung von regionalen Produkten“. Für Ende Mai kündigt Dunst die Installierung
eines Frauengesundheitszentrums an.
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