Der steirische herbst präsentiert Künstlerliste und erste Vorschau auf das Programm
für 20.9. bis 14.10.2018 an verschiedenen Orte
Graz (steirischer herbst) - Der steirische herbst, das älteste interdisziplinäre Festival für
zeitgenössische Kunst Europas, freut sich, die Künstlerinnen und Künstler bekannt zu geben, die
an der von Ekaterina Degot und ihrem Team kuratierten 51. Ausgabe des Festivals teilnehmen.
Der Titel des diesjährigen steirischen herbst lautet Volksfronten – bewusst im Plural und auf höchst
unterschiedliche historische Kontexte verweisend: die antifaschistischen Bündnisse der 1930er-Jahre, eine
rechtsextreme nationalistische Gruppierung in den USA, eine ironische Bezeichnung für repräsentative
Fassaden in der DDR. Ziel ist es, die leidenschaftlichen ideologischen Kämpfe und kollabierenden politischen
Dichotomien der Gegenwart zu thematisieren. Das Programm umfasst Installationen, Performances und diskursive Formate
und versteht sich als ein Parcours, der sich – sowohl zeitlich als auch räumlich – über mehrere Schauplätze
erstreckt.
Mehr zum Konzept: Warum Volksfronten?
Folgende Künstlerinnen und Künstler werden Arbeiten im Rahmen des Volksfronten-Parcours präsentieren
(neue Auftragsarbeiten sind mit Sternchen gekennzeichnet): Martin Behr & Martin Osterider / Rossella Biscotti
& Kevin van Braak* / Christian von Borries* / Bread & Puppet Theater* / Igor & Ivan Buharov* / Lars
Cuzner* / Department of Ultimology* / Ines Doujak* / Funda Gül Özcan* / Nicoline van Harskamp* / Irina
Korina* / kozek hörlonski & Alexander Martinz* / Laibach* / Victoria Lomasko* / Mazzaj Rap Band / Ekaterina
Muromtseva / Henrike Naumann* / Yoshinori Niwa* / Michael Portnoy* / Roee Rosen*/ Christoph Szalay / Theater im
Bahnhof * / Milica Tomic* / Michiel Vandevelde* / Ivan Vyrypaev / Oliver Zahn / Michael Zinganel* / ZIP* / Dragan
Živadinov*
Programm-Vorschau
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 20. September, mit einer Parade der legendären amerikanischen
Theaterformation Bread & Puppet Theater, gefolgt von einer musikalischen Performance des renommierten slowenischen
Theaterregisseurs Dragan Živadinov über das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus. Höhepunkt des Abends
ist eine neue Bühnenproduktion der Gruppe Laibach, die mit The Sound of Music eine weltberühmte Broadway-Version
der österreichischen Geschichte aufgreift und repolitisiert.
Weiter geht es am Freitag, 21. September, mit einer szenischen Konferenz des in Warschau lebenden russischen Dramatikers
und Theaterregisseurs Ivan Vyrypaev zum kontroversen Thema „Allah vs. Coca Cola“ und einem groß angelegten
Happening von Igor & Ivan Buharov, die sich in ihrer neuen performativen Videoinstallation eine Revolution
der Pflanzen vorstellen. Den Abschluss des Eröffnungswochenendes am Samstag, 22. September, bilden ein musikalisch-performativer
Filmabend mit dem Künstler Roee Rosen sowie eine aufrüttelnde Performance des Choreografen Michiel Vandevelde,
die auf einem der bedeutendsten vergessenen Klassiker des vergangenen Jahrhunderts basiert: Menschenlandschaften
des türkischen Dissidenten und Dichters Nazim Hikmet.
Weitere performative Arbeiten folgen im Laufe des Programms – darunter fesselnde Taxirundfahrten mit dem Theater
im Bahnhof, und eine neue Performance von Nicoline van Harskamp, die der Frage nachgeht, wie sich Personennamen
über nationale Grenzen hinweg ausbreiten und verändern.
Zahlreiche neue Arbeiten setzen sich mit der beklemmenden, gar Schrecken erregenden Vorstellung auseinander, einer
Nation anzugehören, und richten ihren Blick dabei nicht nur unmittelbar auf Graz, sondern auch in größere
Entfernungen. Ein neuer Film, den das Wiener Künstlerduo kozek hörlonski gemeinsam mit Alexander Martinz
gestaltet, präsentiert die Steiermark und Graz als ideale Kulisse für Horrorfilme. Die in Moskau lebende
Künstlerin Irina Korina untersucht den Begriff „Mutterland“ in Form von Pflanzen und Bäumen im Rahmen
einer speziellen Installation, die nur während der ersten zehn Tage des Festivals zu sehen ist.
Eine Installation von Milica Tomic befasst sich mit dem Schauplatz eines kaum beachteten ehemaligen Zwangsarbeiterlagers
in der Nähe von Graz, während uns der Künstler und Forscher Michael Zinganel zu unfreiwilligen Denkmälern
der Modernisierung in der Steiermark führt. Der in Wien lebende Künstler Yoshinori Niwa sammelt in einem
öffentlichen Projekt unerwünschte Erinnerungen an die Zeit des Faschismus und Henrike Naumann entwirft
eine alternative Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert.
Am 28. und 29. September bietet das internationale Symposion „Our Little Fascisms“ (Unsere kleinen Faschismen)
im Orpheum Raum für tiefgründige Gespräche und hitzige Debatten mit Tobias Ginsburg, Ewa Majewska,
G. M. Tamás, Tiago Saraiva, Oxana Timofeeva und anderen.
Das dritte Festivalwochenende lädt zu einem Symposion mit dem Titel „The Ugliness of Images“ (Die Hässlichkeit
der Bilder; Koproduktion mit Camera Austria) und präsentiert eine eigens für das Festival geschaffene
monumentale Orchestersuite des deutschen Komponisten und Filmemachers Christian von Borries.
Darüber hinaus präsentiert der steirische herbst das musikprotokoll – als Festival im Festival – sowie
zahlreiche weitere Projekte, die von Partnerinstitutionen in Graz gestaltet werden.
Der steirische herbst 2018 wird kuratiert von Ekaterina Degot zusammen mit einem kuratorischen Kollektiv, bestehend
aus Henriette Gallus, Christoph Platz, Övül Ö. Durmusoglu, Katalin Erdödi, Dominik Müller,
David Riff, Jill Winder, Birgit Pelzmann und Johanna Rainer sowie Georg Schöllhammer (beratend).
Weitere Informationen sowie Biografien von Künstlerinnen und Künstlern, Kuratorinnen und Kuratoren und
auch Pressefotos stehen im Pressebereich unserer Website zur Verfügung.
In Form eines Briefes an das Publikum gibt Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot weitere Einblicke in das
neue Konzept des Festivals.
Mitte Juli werden alle teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, die vollständigen Informationen
zu den Projekten des Volksfronten-Parcours, sowie weitere Projekte von Partnerinstitutionen in Graz veröffentlicht.
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