Zero Project Unternehmensdialog in Eisenstadt zeigt auf, dass die Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung kein Sozialprojekt ist, sondern wirtschaftliche Anliegen erfüllt
Eisenstadt (blms) - Um für die Unternehmen die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit
Behinderung so einfach wie möglich zu gestalten und etwaige Bedenken auszuräumen, bietet das Zero Project
Netzwerk, ein Projekt der Essl Foundation, das erforderliche Know-how. Vor diesem Hintergrund fand am Abend des
15. Mai der Zero Project Unternehmensdialog zum Thema „MehrWert durch Vielfalt – Menschen mit Behinderung in ihrem
Unternehmen“ im Kultur- und Kongresszentrum in Eisenstadt statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung erfuhren Unternehmerinnen
und Unternehmer von anderen Unternehmerinnen und Unternehmern, wie eine erfolgreiche Integration von Menschen mit
Behinderung aussehen kann, was ausschlaggebende Schlüsselfaktoren sind, wie dieser „MehrWert“ nutzbar ist
und wie sich Vielfalt auf den unternehmerischen Erfolg auswirkt. Im Vorfeld des Unternehmensdialoges wurden Idee,
Schwerpunkte und Ziele dieser Initiative im Rahmen einer Pressekonferenz von Landeshauptmann Hans Niessl, Soziallandesrat
Mag. Norbert Darabos, KR Martin Essl, Initiator der Zero Project Unternehmensdialoge, und Mag. Gerhard Kuich, Geschäftsführer
Verein VAMOS, präsentiert.
Ziel sei es, allen Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, durch eigene Arbeit, die auf ihre individuellen
Fähigkeiten abgestimmt ist, ihr Einkommen zu verdienen, so Martin Essl, Gründer der Essl Foundation und
Initiator der Zero Project Unternehmensdialoge. „Aus meiner jahrelangen Erfahrung als Unternehmer weiß ich,
dass diese Menschen sich auch durch vorbildliches Engagement, hohe Motivation und Loyalität auszeichnen“,
betont Essl. Es gelte auch aufzuzeigen, dass durch die Integration von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt
eine klassische Win-Win-Situation für die Gesellschaft, das Unternehmen und die Einzelne, den Einzelnen entsteht.
Das Land Burgenland stehe der Essl Foundation als Partner gerne zur Verfügung und unternehme bereits jetzt
viel, um Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren, betonen Niessl und Darabos unisono. „Wir beschäftigen
in der Landesverwaltung 157 Menschen mit Behinderung. Es geht auch darum, jedem Menschen eine Chance zu geben und
eine Stimmung in den Unternehmen zu bewirken, den Wert dieser Menschen zu schätzen“, so der Landeshauptmann.
Natürlich gebe es nach wie vor zu viele Barrieren. Diese verstärkt abzubauen, dazu sei auch die öffentliche
Hand gefordert. „Wir werden mit der Essl Foundation zusammenarbeiten, um es noch besser zu machen. Auch um Unternehmen
über die Rahmenbedingungen wie Fördermöglichkeiten und andere Hilfestellungen verstärkt zu
informieren“, so Niessl. Eine Möglichkeit die Einstellung von Menschen mit Behinderung zu unterstützen,
ist der Lohnkostenzuschuss. „Das Land nimmt dafür aktuell 900.000 Euro in die Hand“, erklärt Darabos.
Veranstaltungen wie der Unternehmensdialog seien wichtig, „um einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen,
wie Unternehmen profitieren können, wenn sie behinderte Menschen einstellen“.
Ein wichtiger Partner bei der Integration von Menschen mit Behinderungen im Burgenland ist VAMOS, ein gemeinnütziger
Verein, der sich mit allen Themen der Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen in allen Lebensbereiche
befasst. Bespiele dafür sind die Arbeitsassistenz für Jugendliche, Arbeitsbegleitung/Job Coaching,
Teilqualifizierungslehre oder die Arbeitserprobung.
Besondere Talente erkennen und einsetzen
„Es geht darum, Talente zu erkennen und am richtigen Platz einzusetzen. Eine Behinderung bedeutet nicht automatisch
eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit der betroffenen Person. Oft entwickeln Menschen mit Behinderung
gerade wegen ihrer Einschränkung ganz besondere Fähigkeiten und Talente. So lassen sich etwa gehörlose
Menschen durch Geräusche oder Lärm kaum aus der Ruhe bringen und können daher auch in einem hektischen
Umfeld konzentriert arbeiten. Menschen mit Autismus hingegen haben eine besonders strukturierte Arbeitsweise, eine
hohe Toleranz für Routinetätigkeiten und ein exzellentes analytisches Denkvermögen“, sagt Essl.
Dies berge große ungenützte Potentiale für die Wirtschaft: „15 Prozent der Bevölkerung und
damit auch 15 Prozent der Kundinnen und Kunden der Unternehmen haben eine Behinderung. Dieses große wirtschaftliche
Potenzial bleibt bislang durch Skepsis oder Unsicherheit häufig ungenützt. Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung wird derzeit noch hauptsächlich als Sozialprojekt und viel zu wenig als wirtschaftliches Anliegen
verstanden“, meint Essl.
Zero Project Unternehmensdialog: Best-Practice-Beispiele
Bei Zero Project Unternehmensdialogen diskutieren relevante Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger
sowie Unternehmerinnen und Unternehmer über bedeutsame und innovative Projekte und Entwicklungen, die Menschen
mit Behinderung besser in den Arbeitsmarkt integrieren. Eingebettet in die regionalen Rahmenbedingungen wird der
Fokus anhand von Best-Practice-Beispielen auf Lösungen und Umsetzbarkeit liegen. Beim Zero Project Unternehmensdialog
in Eisenstadt berichteten KR Dr. Alfred Kollar, Obmann der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, Thomas Gratzl, Inhaber
des Csikos Reiterhofs, und Maria Heuberger, Inhaberin der Locker & Legere Hotelbetriebs GmbH, über ihre
Erfahrungen mit Mitarbeitern mit Behinderung.
Über Zero Project
Das Zero Project ist eine Initiative der Essl Foundation, die sich weltweit für die Umsetzung der UN-Konvention
für die Rechte von Menschen mit Behinderung engagiert. „Zero“ steht dabei für eine Welt ohne Barrieren.
Als Plattform analysiert und verbreitet das Zero Project vorbildliche Lösungen, die die tägliche Lebenssituation
von Menschen mit Behinderung verbessern und ihre gesetzlichen Rechte stärken. In Zusammenarbeit mit über
3.000 Expertinnen und Experten aus 180 Ländern werden jedes Jahr Best-Practice-Beispiele identifiziert, im
Zero Project Report veröffentlicht und auf der Zero Project Conference vorgestellt. Die Zero Project Unternehmensdialoge
wurden von der Essl Foundation im Jahr 2017 initiiert, um in jedem Bundesland vorbildliche Unternehmen in der Beschäftigung
von Menschen mit Behinderungen vorzustellen und mit den Landesregierungen, NGOs, Unternehmen und Unternehmensverbänden
zu diskutieren.
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