Handel zieht Jahresbilanz für 2017

 

erstellt am
16. 05. 18
13:00 MEZ

Vierprozentiger Anstieg der privaten Ausgaben - E-Commerce wächst zehnmal schneller als stationärer Einzelhandel
Wien (handelsverband) - Der Handel ist in Österreich einer der größten Wirtschaftssektoren und mit 588.000 Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber. Welche Produktgruppen die Privatausgaben im stationären Einzelhandel sowie im Distanzhandel 2017 angetrieben haben und wie stark die Paketvolumina heimischer KEP-Dienstleister angesichts des Online-Shopping-Booms gestiegen sind, untersucht die brandneue Studie "Handel in Zahlen. Neu gedacht. Die Jahresbilanz 2017" von Branchenradar.com Marktanalyse und Handelsverband.

2017 haben sich die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich um +3,8% auf 182,7 Milliarden Euro erhöht. Die anziehende Inflation drückt den realen Anstieg auf immer noch robuste +1,7%. "Die einzelhandels- und einzelhandelsnahen Ausgaben sind im letzten Jahr um fast 4% gewachsen und haben einen neuen Rekordwert von 105,9 Milliarden Euro erreicht. Davon entfallen 60,8 Milliarden auf den Einzelhandel im engeren Sinn", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Er erwartet für 2018 angesichts der guten Konjunktur eine ähnlich positive Entwicklung, insbesondere sofern die geplanten Strukturreformen und bürokratischen Erleichterungen für heimische Unternehmen rasch umgesetzt werden.

Ausgaben fließen in Sachen, die Spaß machen
"Das größte Ausgabensegment im Handel war 2017 der Lebensmittelsektor mit 22,8 Milliarden Euro und einem Wachstum von +2,8%. Der Bücher- und Zeitschriftenmarkt hat hingegen ein Minus von 2,5% zu verdauen", erläutert Frank Hensel, Vizepräsident des Handelsverbandes.

"Den Preisaufrieb unberücksichtigt setzt sich der Trend zu Ausgaben und Anschaffungen mit hohem Freizeitcharakter oder Sexappeal fort. So übertreffen etwa die Mehraufwendungen für Urlaub und Freizeit die einzelhandelsrelevanten Mehraufwendungen um rund 200 Millionen Euro", erklärt Studienautor Andreas Kreutzer.

E-Commerce wächst und wächst und wächst
Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. "Insbesondere der E-Commerce hat 2017 massiv an Bedeutung gewonnen. Der Vertriebskanal generiert um +14,2% höhere Privatausgaben als noch 2016. Damit wächst der Distanzhandel 10-mal so schnell wie der stationäre Handel", bestätigt Rainer Will.

Das Volumen ist auf insgesamt € 8,7 Milliarden Euro angestiegen, davon sind € 4,9 Milliarden einzelhandelsrelevant. Der Anteil des Distanzhandels an den einzelhandelsrelevanten Ausgaben liegt damit bei 8,1% – Tendenz steigend.

In einigen Warengruppen, etwa bei Büchern oder Videospielen, wird der stationäre Einzelhandel bereits massiv vom Distanzhandel bedrängt, aber: "Der Hype ums Online-Shopping ist in vielen Märkten wohl einen Tick übertrieben. Denn einen relevanten Marktanteil hält der Distanzhandel in weniger als fünf Ausgabengruppen. Mehr als 70% der privaten Haushaltsausgaben sind in drei Segmenten gebündelt. Und trotz massiver Investitionen ist Online-Shopping im Lebensmittelhandel noch eine Nischenangelegenheit", relativiert Andreas Kreutzer.

Lebensmittel, Bekleidung und weiße Ware mit Zuwächsen
"Generell konzentrieren sich die signifikanten Ausgabensteigerungen auf einige wenige Warengruppen. Im Bereich des Einzelhandels zählen frische Lebensmittel mit +3,9%, alkoholische Getränke mit +4,2%, Kunstgegenstände mit +42,4%, weiße Ware mit +5,6% sowie Damenbekleidung mit +2,5% zu den Ausgabentreibern", so Frank Hensel, der im stationären Einzelhandel von einem anhaltenden, wenn auch eingebremsten Strukturwandel ausgeht. Das heißt weniger Standorte und noch mehr Filialisierung im Handel.

Paketlawine im B2C-Bereich
Noch stärker als der Distanzhandel hat im letzten Jahr der sog. KEP Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) zugelegt. "2017 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei unglaublichen 105,7 Mio. Damit ist die Zahl der Pakete innerhalb eines Jahres um +27% gestiegen", bestätigt Rainer Will. Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen E-Commerce-Boom v.a. überproportional steigende Teillieferungen sowie Retouren.

 

 

 

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