UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzt seine leichte Abwärtstendenz im April
mit einem Rückgang auf 4,2 Punkte fort
Wien (bank austria) - Die nach dem Jahreswechsel 2017/18 eingesetzte Konjunkturverlangsamung in Österreich
setzt sich im Frühling weiter fort. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im April auf 4,2 Punkte
gesunken. Der moderate, aber kontinuierliche Rückgang des Konjunkturklimas der vergangenen Monate hält
zu Beginn des zweiten Quartals an. Das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft ist derzeit aber immer
noch sehr ansprechend. Unser Konjunkturindikator befindet sich abgesehen vom aktuellen Zyklus auf dem höchsten
Stand seit Mitte 2007“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der sehr lange Aufschwung der österreichischen Wirtschaft, der sich nach einem eher trägen Beginn im
Jahr 2015 unterstützt durch die Steuerreform ab Mitte 2016 deutlich beschleunigte, gipfelte dank der globalen
Erholung 2017 in der höchsten Wachstumsdynamik seit zehn Jahren. „In den vergangenen vier Monaten hat das
ausgezeichnete Konjunkturklima in Österreich kontinuierlich an Glanz verloren. Der aktuelle UniCredit Bank
Austria Konjunkturindikator signalisiert eine Fortsetzung des leichten Abwärtstrends und eine weitere Verlangsamung
des Wachstumstempos, da vor allem das Exportumfeld zunehmend schwieriger wird“, so Bruckbauer.
Der erneute Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im April ist wie schon in den Monaten
davor hauptsächlich der Verschlechterung der Geschäftseinschätzung in den exportorientierten Bereichen
der österreichischen Wirtschaft geschuldet. Die heimischen Industriebetriebe sind zwar weiterhin überdurchschnittlich
optimistisch, die Stimmung hat sich, belastet durch sinkende Auftragszuwächse aus dem Ausland, mittlerweile
jedoch klar vom Höhepunkt rund um den Jahreswechsel 2017/18 entfernt.
Schwierigeres Exportumfeld
Auch die mit den österreichischen Außenhandelsanteilen gewichtete internationale Industriestimmung als
Indikator für die Entwicklung des Exportumfelds der heimischen Wirtschaft erreicht nach zum Teil deutlichen
Rückgängen in den Vormonaten derzeit nur noch das Niveau von Mitte 2017, das jedoch auch mit einer durchaus
hohen Exportdynamik zusammengefallen ist. Die Verunsicherungen durch zunehmende protektionistische Tendenzen im
globalen Handel und steigende geopolitische Risiken, jüngst verschärft durch den Ausstieg der USA aus
den Atom-Abkommen mit dem Iran, dämpfen die Aussichten der Exportbetriebe.
„Der Konjunkturtrend zeigt seit Jahresbeginn 2018 eindeutig nach unten. Dem schwieriger werdenden Exportumfeld
stemmt sich jedoch eine weitgehend stabile Binnenkonjunktur entgegen. Die Stimmung am heimischen Bau hat sich knapp
vor Sommerbeginn auf hohem Niveau stabilisiert und auch die österreichischen Konsumenten sind unverändert
optimistisch“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Während die Zuversicht am Bau von
der sehr guten Auftragslage getragen wird, unterstützt die Entspannung am Arbeitsmarkt die anhaltend Hochstimmung
der Konsumenten.
Nach dem Rückgang der Wachstumsdynamik im ersten Quartal 2018 gegenüber dem starken Jahresende 2017 erwarten
die Ökonomen der UniCredit Bank Austria für die kommenden Monate eine weitere Mäßigung des
Aufschwungs der österreichischen Wirtschaft.
Auslandsnachfrage bremst sich ein
Die Auslandsnachfrage wird bis zum Jahresende weiter an Schwung verlieren, da sich die Erholung des globalen Handels
einzubremsen droht. Die starke Investitionsnachfrage vieler Emerging Markets, die eine wesentliche Triebfeder der
hohen Dynamik ist, dürfte bei begrenzterem Kapitalzufluss aufgrund der zunehmenden Verunsicherungen in Kombination
mit dem Aufwärtstrend der US-Zinsen gedämpfter ausfallen. Aufgrund der nachlassenden Exportnachfrage
werden die österreichischen Unternehmen bis zum Jahresende auch die Investitionspläne etwas zurückschrauben,
wenn auch die Ausrüstungsinvestitionen aufgrund der überdurchschnittlichen Kapazitätsauslastung
und der weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen eine wichtige Stütze des Wirtschaftswachstums in
Österreich bleiben.
Bau und Konsum weiterhin stark
Auch die Bauinvestitionen werden dank der sehr guten Auftragslage einen soliden Aufwärtstrend fortsetzen.
Zudem bietet der private Konsum im laufenden Jahr weiterhin eine weitgehend stabile Unterstützung für
das Wachstum der heimischen Wirtschaft. Dahinter steht das starke Beschäftigungswachstum, das dem Konjunkturtrend
zeitlich nachläuft, und in Kombination mit etwas höheren Lohnzuwächsen als 2017 mit einem spürbaren
Anstieg des verfügbaren Einkommens verbunden ist. „Nach einem Wirtschaftswachstum von 3 Prozent im Vorjahr
erwarten wir für 2018 weiterhin ein kräftiges Plus von 2,8 Prozent. Während die Binnenkonjunktur
anhaltende Stärke zeigt, sehen wir den Grund für die Mäßigung des Wachstumstempos sowie das
zunehmende Prognoserisiko nach unten eindeutig bei der Auslandsnachfrage“, meint Pudschedl.
Geopolitische Dissonanzen
Der eingesetzte Abwärtstrend der Konjunktur könnte sich in den kommenden Monaten noch spürbar verschärfen.
Zu den protektionistischen Maßnahmen im internationalen Handel ausgehend von den USA, die zu weiteren neuen
Handelsbarrieren in nächster Zeit führen könnten, gesellt sich als Verstärkung der Unsicherheiten
für die globale Wirtschaft die Gefahr zunehmender geopolitischer Dissonanzen. „Der Ausstieg der USA aus dem
Atom-Abkommen mit dem Iran und die Ankündigung verschärfter Sanktionen wird nicht ohne Folgen für
die globale Wirtschaft bleiben. Die weitere Erhöhung der geopolitischen Spannungen, aufgesetzt auf die Verunsicherung
durch die Einführung der US-Importzölle, könnte nach dem globalen Handel auch der Investitionsbereitschaft
weltweit deutlicher zusetzen. Die stark exportorientierte österreichische Wirtschaft ist von solchen Rahmenveränderungen
überdurchschnittlich stark betroffen“, meint Bruckbauer. Die eingesetzte Konjunkturabflachung wird sich 2019
weiter fortsetzen und selbst in einem maßvollen Risikoszenario nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent
ermöglichen. Damit wird der BIP-Anstieg in Österreich jedoch weiterhin über dem langjährigen
Durchschnitt liegen.
Verbesserung am Arbeitsmarkt läuft aus
Die Arbeitslosenquote (saisonbereinigt) hat im April 7,8 Prozent betragen. Das entspricht einem Rückgang gegenüber
dem Vorjahr um beachtliche 0,8 Prozentpunkte. Damit sinkt die Arbeitslosenquote das zweite Jahr in Folge deutlich,
sogar mit etwas steigender Tendenz im Jahresvergleich. „Die bereits eingesetzte Konjunkturabflachung wird in den
kommenden Monaten die Verbesserung der Lage am heimischen Arbeitsmarkt langsam auslaufen lassen. Ab Sommer 2018
ist kaum mehr ein weiterer Rückgang der Arbeitslosenquote zu erwarten, da das tendenziell sinkende Beschäftigungswachstum
weiterhin einem robusten Anstieg des Arbeitskräfteangebots gegenübersteht“, meint Pudschedl. Für
das Gesamtjahr 2018 ist von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent auszugehen. Angesichts des
moderateren Wachstumstempos der österreichischen Wirtschaft im Jahre 2019 wird sich das Beschäftigungswachstum
weiter verlangsamen. 2019 wird die Arbeitslosenquote daher nur noch auf 7,6 Prozent sinken.
Ölpreis sorgt für zumindest temporär steigende Inflation
Nach durchschnittlich 1,8 Prozent im Jahresvergleich im ersten Quartal 2018 zeichnet sich bei der Teuerung in Österreich
ein leichter Aufwärtstrend ab. Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen spürbar gestiegen und kletterte
jüngst angesichts der Verunsicherung in Zusammenhang mit der Aufkündigung des Atom-Abkommens mit dem
Iran durch die USA in Richtung 75 US-Dollar pro Barrel, ein Plus von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Da sich der Aufwärtstrend des Euros gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Wochen nicht fortgesetzt
hat, hat sich auch die bislang deutlich dämpfende Wirkung der Wechselkursentwicklung reduziert. „Spätestens
ab Sommer wird aufgrund des gegenüber dem Vorjahr jedenfalls spürbar höheren Ölpreises die
Inflation in Österreich wieder über die Marke von 2 Prozent steigen. Im Jahresdurchschnitt 2018 ist aufgrund
der niedrigeren Werte zu Jahresbeginn eine durchschnittliche Inflation von 2 Prozent zu erwarten, nach 2,1 Prozent
im Vorjahr“, meint Bruckbauer.
Der Ölpreis bleibt ein wichtiger Einflussfaktor der heimischen Inflation. Unter der Annahme, dass der Ölpreis
auf dem aktuell hohen Niveau verharrt und der Wechselkurs des Euros gegenüber dem US-Dollar stabil bleibt,
würde die Teuerung in Österreich im Jahr 2018 um rund 0,3 Prozentpunkte höher ausfallen als aktuell
erwartet.
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