Salzburg (sf) - „Karl-Ernst Herrmann gab in der Ära Mortier den Festspielen ein neues kostbares Erscheinungsbild.
Er war ein Eichmeter des guten Geschmacks, ob als Regisseur, Bühnenbildner oder Gestalter“, mit diesen Worten
drückte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler ihre Trauer um den Tod des großen Bühnenbildners
und Regisseurs aus.
Über Jahrzehnte war Karl-Ernst Herrmann der wichtigste Ausstatter für Regie-Größen wie Peter
Stein, Claus Peymann und Luc Bondy. Seine Arbeiten haben den Stil ganzer Bühnen-Epochen geprägt.
1972 arbeitete Herrmann für die Peymann-Uraufführung von Thomas Bernhards Der Ignorant und der Wahnsinnige
erstmals bei den Salzburger Festspielen. Die Zusammenarbeit setzte sich unter Peymanns Intendanzen in Stuttgart,
Bochum, Wien und Berlin bis in die Gegenwart fort. Auch bei den späteren Bernhard-Uraufführungen im Rahmen
der Festspiele Am Ziel (1981), Der Theatermacher (1985) und Ritter, Dene, Voss (1986) zeichnete das Team Peymann/Herrmann
verantwortlich. Der streitbare Dichter begann sogar für sie zu schreiben.
Als Bühnenbildner legte Karl-Ernst Herrmann besonderen Wert darauf, dass seine Bühnen den Schauspielern
und Regisseuren Raum zur Entfaltung gaben: „Es ist mir unangenehm, zu beobachten, wie ein Bühnenbildner eine
Erfindung über die verschiedenartigsten Stücke stülpt. […] Die Bühne ist dazu da, dass sie
betreten wird.“
1982 debütierte Karl-Ernst Herrmann als Opernregisseur bei Gerard Mortier am Brüsseler Théâtre
de la Monnaie. Die Inszenierungen waren stets ein Gesamtkunstwerk des Ehepaares Karl-Ernst und Ursel Herrmann,
er entwarf das Bühnenbild und die Kostüme und gestaltete das Licht. Zum Erfolg der Ära Mortier bei
den Salzburger Festspielen steuerten die Herrmanns ab 1992 zahlreiche wichtige Arbeiten bei: Mozarts La clemenza
di Tito, La finta giardiniera, Ombra felice und Idomeneo sowie Rameaus Les Boréades.
„Schönheit“, sagte Karl-Ernst Herrmann, „ist vor allem eines: Präzision.“
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