Globaler Wachstumsdämpfer auch
 in Österreich zusehends spürbar

 

erstellt am
28. 05. 18
13:00 MEZ

Industriekonjunktur bleibt jedoch stark – Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex musste heuer im Mai den vierten leichten Rückgang in Folge hinnehmen, bleibt aber mit 57,3 Punkten deutlich im Wachstumsbereich
Wien (bank austria) - Die zunehmenden protektionistischen Tendenzen bzw. die globalen Unsicherheiten generell setzen dem Welthandel nun erkennbar zu, trotzdem kann Österreichs Industrie auch im Mai eine sehr gute Performance erreichen. „Die Abschwächung der globalen Konjunktur zeigt nun auch bei Österreichs Industrie Wirkung, der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai geht auf 57,3 zurück, vor allem aufgrund des fast stagnierenden Exportauftragsvolumens“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Noch läuft Österreichs Industrie mit gutem Tempo, vor allem der Beschäftigungszuwachs ist noch immer sehr dynamisch.“ Der aktuelle Indikator, der nach dem Allzeithoch zum Jahreswechsel nun wieder etwa auf das Niveau vom Frühjahr 2017 zurückgefallen ist, zeigt, dass die Industriekonjunktur in Österreich auch im Mai weiterhin mehr Schwung als im Euroraum insgesamt aufweist. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum ist im Mai auf 55,5 Punkte gesunken und unterschreitet damit bereits seit mehr als zwei Jahren den österreichischen Wert.

„Weiterhin erhöht Österreichs Industrie ihr Produktionsvolumen, aber das Tempo hat seit dem Jahresende 2017 erkennbar nachgelassen und liegt derzeit etwa so hoch wie vor eineinhalb Jahren, wobei der Rückgang der Dynamik der Auslandsaufträge dafür hauptverwantwortlich ist“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse zusammen.

Starker Rückgang des Auftragswachstums

Das auffälligste Detail des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist erneut der Rückgang des Neugeschäfts und dabei vor allem der Exportaufträge. „Im Mai sind die Auftragszuwächse den fünften Monat in Folge zurückgegangen. Die Nachfragedynamik aus dem Ausland hat besonders deutlich an Schwung verloren und deutet nun fast auf eine Stagnation hin. Die Auftragspolster steigen aber weiterhin, wenn auch erneut mit geringerem Tempo als in den vergangenen eineinhalb Jahren“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Starker Beschäftigungsaufbau hält an
Das Tempo des Beschäftigungsaufbaus ist im Mai kaum unter den sehr hohen Wert vom April zurückgegangen. Mit 61,8 Punkten ist der Index für die Beschäftigung erneut sehr hoch. „Seit Jahresbeginn hat sich die Beschäftigung in der östereichischen Sachgüterindustrie um mehr als 3,5 Prozent auf 615.000 Stellen erhöht. Die Arbeitslosenquote nahm deutlich auf unter 4 Prozent ab. Im Vergleich dazu verringerte sich die Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft mit einem Beschäftigungsplus von 2,7 Prozent zwar auch deutlich, ist mit knapp unter 8 Prozent jedoch weiterhin rund doppelt so hoch wie in der Industrie“, so Pudschedl.

Vorsichtige Lagerpolitik
Auf die gestiegenen Konjunkturrisiken haben die heimischen Industriebetriebe mit einem vorsichtigeren und noch kostenbewussteren Lagermanagement reagiert. „Die Einkaufsmenge wurde im Mai nochmals deutlich geringer erhöht als im Vormonat, was zum einen auf die noch immer steigenden Preise und zum anderen auf die geringere Nachfragedynamik zurückzuführen sein könnte“, meint Pudschedl. Höhere Rohstoffpreise, insbesondere für Erdöl, führten erneut zu einem deutlich stärkeren Anstieg der Einkaufspreise als der Verkaufspreise, so dass sich die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe gegenüber dem Vormonat tendenziell erneut etwas verschlechtert hat. Die geringere Nachfragedynamik macht sich auch in einem neuerlich nur schwachen Vormateriallageraufbau bemerkbar.

Aussichten bleiben positiv, Tempo geht zurück und Risiken sind gestiegen
Die Industriekonjunktur hat mittlerweile klar ihren Höhepunkt überschritten. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat sich im Mai erneut deutlich reduziert, bleibt aber weiterhin auf historisch gesehen relativ hohem Niveau. Einige Teilindikatoren weisen darauf hin, dass sich die Dynamik in den kommenden Monaten weiter verlangsamen dürfte, wenn auch noch immer mit kräftigen Produktionszuwächsen gerechnet werden kann.

Das Neugeschäft hat deutlich an Tempo eingebüßt, vor allem aus dem Ausland ist das Wachstum der Auftragseingänge fast zum Erliegen gekommen. Auch das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich gegenüber dem Vormonat abermals leicht verschlechtert. Die Verkaufslager sind noch immer etwas zu wenig befüllt, um die steigenden Auftragseingänge bewältigen zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten.

Die österreichischen Industriebetriebe sind nach wie vor sehr optimistisch, das Ausmaß hat jedoch etwas abgenommen. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten angibt, verzeichnete gegenüber dem Vormonat ebenfalls einen erkennbaren Rückgang, mit 61,4 Punkten werden die Geschäftsaussichten aber weiterhin sehr positiv gesehen. Nach dem besonders starken Jahresbeginn flacht die Industriekonjunktur in Österreich vor allem aufgrund einer schwächeren Auslandsnachfrage mittlerweile erkennbar ab. „Die von uns prognostizierte Abschwächung der Konjunktur tritt damit ein, sogar etwas stärker als von uns erwartet, trotzdem sehen wir derzeit keine Gefahr einer Rezession im Euroraum oder in Österreich, die Hochkonjunktur ist jedoch definitiv, zumindest vorläufig, vorbei“ meint Bruckbauer.

 

 

 

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