Innenministerium startet berittene
 Einheit im Bereich der Exekutive

 

erstellt am
28. 05. 18
13:00 MEZ

Wien (bmi) - In den letzten Jahren ist ein europaweiter Trend zum vermehrten Einsatz von Polizeipferden feststellbar. In vielen Großstädten wie London, Paris, München, Barcelona, Stockholm, Helsinki, Oslo oder Kopenhagen sorgen Polizistinnen und Polizisten hoch zu Ross für Sicherheit.

Auch in Ländern wie Italien, Portugal, Belgien, in der Schweiz und den Niederlanden sowie in mehreren kleineren Städten in Deutschland und Großbritannien gibt es berittene Einheiten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat erst kürzlich in seiner Regierungserklärung angekündigt, dass jede bayerische Großstadt mit einer Reiterstaffel ausgestattet werden soll. Polizeipferde haben – wie jedes Einsatzmittel – spezifische Einsatzbereiche, für die sie geeignet sind. In diesen Einsatzbereichen kann kein anderes Einsatzmittel Pferd und Reiter ersetzen.

Neben dem klassischen Streifendienst im Stadtbereich und in Parkanlagen sowie in schwer zugänglichen, nicht befahrbaren Geländeabschnitten, lassen sich Polizeireiter auch bei polizeilichen Großeinsätzen und zu Suchmaßnahmen nach vermissten oder hilflosen Personen sowie flüchtigen Straftätern einsetzen. Durch die hohe Mobilität und respektvolle Größe erzielen sie eine präventive und deeskalierende Wirkung und ergänzen die bestehenden polizeilichen Einsatzmittel – wie der Einsatz in vielen europäischen Städten täglich beweist. Die erhöhte Sitzposition ermöglicht eine bessere Übersicht und Wahrnehmung von Sachverhalten. Gleichzeitig sind Pferde schnell und ausdauernd, also für längere Streifen gut geeignet.

Die Einsatzmöglichkeiten führten auch zu einer verbesserten Wahrnehmung der Polizei. In London wird die berittene Abteilung, neben dem klassischen Sicherheits- und Ordnungsdienst, insbesondere zur Sicherstellung von sichtbarer Polizeipräsenz zur Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls genutzt. "High Visibility Patrols" sind fixer Bestandteil der englischen Polizei. Sie sind eine Maßnahme von vielen, um den direkten Kontakt zur Bevölkerung herzustellen und auf Probleme reagieren zu können. Community Policing profitiert vom Einsatz der Dienstpferde, da sich aufgrund der Tiere oft Gespräche zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Polizeibeamten ergeben. So gesehen wird bei jeder Streife durch Angehörige der Reiterstaffel auch Öffentlichkeitsarbeit geleistet.

Das Bundesministerium für Inneres hat sich daher entschlossen, eine berittene Einheit im Bereich der österreichischen Exekutive zu etablieren. Bei der Umsetzung wird besonders auf den Tierschutz, eine professionelle Ausbildung und eine artgerechte Haltung der Polizeipferde geachtet. Das Projekt wird darüber hinaus durch die Sicherheitsakademie und Forschung im Innenressort wissenschaftlich begleitet. Die Erkenntnisse erfahrener internationaler Reiterstaffeln fließen in den Probebetrieb mit ein. Vorerst wird es keinen Einsatz bei Demonstrationen geben. In einem mehrmonatigen Ausbildungsverfahren in Wr. Neustadt werden die Polizistinnen und Polizisten mit den Pferden auf die verschiedenen Einsatzszenarien vorbereitet. Eine eigene Dienststelle in Wien ist für 2019 geplant. Die Organisation des Probebetriebs wird im BMI angesiedelt, da die berittene Polizei eine österreichweit agierende Einheit werden soll, die nicht an ein Bundesland oder an eine Stadt gebunden ist. Vertreter des Pferdesportverbandes oder der Spanischen Hofreitschule unterstützen dieses Projekt und sehen es sehr positiv.

Für den Probebetrieb steht das BMI in enger Kooperation mit dem Bundesheer und wird so die bestens ausgestattete Reitanlage der Militärakademie in Wr. Neustadt zur Ausbildung der berittenen Polizei nutzen können, um eine bestmögliche Ausbildung und niedrigste Kosten gewährleisten zu können.

Bereits am 4. Juni wird das Projektkernteam, bestehend aus einem Ausbildungsleiter und drei zukünftigen Reiterinnen und Reitern, das vorläufig administrative und organisatorische Arbeit leistet, ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Ausrüstungs- und Uniformbeschaffung startet ebenfalls Anfang Juni. Parallel dazu werden geeignete Pferde ermittelt. Für August dieses Jahres ist der Ausbildungsstart geplant.

Um Transparenz zu leben, wird ein Überblick über die voraussichtlichen Kosten gegeben. Entgegen falschen Medienberichten und Schätzungen von nicht ins Projekt eingebundenen Organisationen und Personen, belaufen sich die Kosten auf weit weniger als attestiert. Die Einmalkosten für die Anschaffung der Pferde mit Ankaufsuntersuchung sowie Ausstattung und Ausbildungsgeräte belaufen sich auf ca. 380.000 Euro und weisen nach zwei Jahren einen hohen Wiederverkaufswert auf. Die laufenden Kosten pro Jahr, die sich unter anderem aus Einstell- und Tierarztkosten zusammensetzen, wurden mit ca. 110.000 Euro berechnet.

Nun werden interessierte Bewerberinnen und Bewerber für die Reiterstaffel gesucht. Voraussetzungen sind eine abgeschlossene Grundausbildung sowie eine Außendiensterfahrung von mindestens zwei Jahren. Ein gültiger Fitnesscheck und Reiterpass sind ebenfalls notwendig.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.bmi.gv.at

 

 

 

 

 

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