Wien (bmi) - In den letzten Jahren ist ein europaweiter Trend zum vermehrten Einsatz von Polizeipferden feststellbar.
In vielen Großstädten wie London, Paris, München, Barcelona, Stockholm, Helsinki, Oslo oder Kopenhagen
sorgen Polizistinnen und Polizisten hoch zu Ross für Sicherheit.
Auch in Ländern wie Italien, Portugal, Belgien, in der Schweiz und den Niederlanden sowie in mehreren kleineren
Städten in Deutschland und Großbritannien gibt es berittene Einheiten. Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder hat erst kürzlich in seiner Regierungserklärung angekündigt, dass jede bayerische
Großstadt mit einer Reiterstaffel ausgestattet werden soll. Polizeipferde haben – wie jedes Einsatzmittel
– spezifische Einsatzbereiche, für die sie geeignet sind. In diesen Einsatzbereichen kann kein anderes Einsatzmittel
Pferd und Reiter ersetzen.
Neben dem klassischen Streifendienst im Stadtbereich und in Parkanlagen sowie in schwer zugänglichen, nicht
befahrbaren Geländeabschnitten, lassen sich Polizeireiter auch bei polizeilichen Großeinsätzen
und zu Suchmaßnahmen nach vermissten oder hilflosen Personen sowie flüchtigen Straftätern einsetzen.
Durch die hohe Mobilität und respektvolle Größe erzielen sie eine präventive und deeskalierende
Wirkung und ergänzen die bestehenden polizeilichen Einsatzmittel – wie der Einsatz in vielen europäischen
Städten täglich beweist. Die erhöhte Sitzposition ermöglicht eine bessere Übersicht und
Wahrnehmung von Sachverhalten. Gleichzeitig sind Pferde schnell und ausdauernd, also für längere Streifen
gut geeignet.
Die Einsatzmöglichkeiten führten auch zu einer verbesserten Wahrnehmung der Polizei. In London wird die
berittene Abteilung, neben dem klassischen Sicherheits- und Ordnungsdienst, insbesondere zur Sicherstellung von
sichtbarer Polizeipräsenz zur Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls genutzt. "High Visibility
Patrols" sind fixer Bestandteil der englischen Polizei. Sie sind eine Maßnahme von vielen, um den direkten
Kontakt zur Bevölkerung herzustellen und auf Probleme reagieren zu können. Community Policing profitiert
vom Einsatz der Dienstpferde, da sich aufgrund der Tiere oft Gespräche zwischen Bürgerinnen und Bürgern
und Polizeibeamten ergeben. So gesehen wird bei jeder Streife durch Angehörige der Reiterstaffel auch Öffentlichkeitsarbeit
geleistet.
Das Bundesministerium für Inneres hat sich daher entschlossen, eine berittene Einheit im Bereich der österreichischen
Exekutive zu etablieren. Bei der Umsetzung wird besonders auf den Tierschutz, eine professionelle Ausbildung und
eine artgerechte Haltung der Polizeipferde geachtet. Das Projekt wird darüber hinaus durch die Sicherheitsakademie
und Forschung im Innenressort wissenschaftlich begleitet. Die Erkenntnisse erfahrener internationaler Reiterstaffeln
fließen in den Probebetrieb mit ein. Vorerst wird es keinen Einsatz bei Demonstrationen geben. In einem mehrmonatigen
Ausbildungsverfahren in Wr. Neustadt werden die Polizistinnen und Polizisten mit den Pferden auf die verschiedenen
Einsatzszenarien vorbereitet. Eine eigene Dienststelle in Wien ist für 2019 geplant. Die Organisation des
Probebetriebs wird im BMI angesiedelt, da die berittene Polizei eine österreichweit agierende Einheit werden
soll, die nicht an ein Bundesland oder an eine Stadt gebunden ist. Vertreter des Pferdesportverbandes oder der
Spanischen Hofreitschule unterstützen dieses Projekt und sehen es sehr positiv.
Für den Probebetrieb steht das BMI in enger Kooperation mit dem Bundesheer und wird so die bestens ausgestattete
Reitanlage der Militärakademie in Wr. Neustadt zur Ausbildung der berittenen Polizei nutzen können, um
eine bestmögliche Ausbildung und niedrigste Kosten gewährleisten zu können.
Bereits am 4. Juni wird das Projektkernteam, bestehend aus einem Ausbildungsleiter und drei zukünftigen
Reiterinnen und Reitern, das vorläufig administrative und organisatorische Arbeit leistet, ihre Tätigkeit
aufnehmen. Die Ausrüstungs- und Uniformbeschaffung startet ebenfalls Anfang Juni. Parallel dazu werden geeignete
Pferde ermittelt. Für August dieses Jahres ist der Ausbildungsstart geplant.
Um Transparenz zu leben, wird ein Überblick über die voraussichtlichen Kosten gegeben. Entgegen falschen
Medienberichten und Schätzungen von nicht ins Projekt eingebundenen Organisationen und Personen, belaufen
sich die Kosten auf weit weniger als attestiert. Die Einmalkosten für die Anschaffung der Pferde mit Ankaufsuntersuchung
sowie Ausstattung und Ausbildungsgeräte belaufen sich auf ca. 380.000 Euro und weisen nach zwei Jahren einen
hohen Wiederverkaufswert auf. Die laufenden Kosten pro Jahr, die sich unter anderem aus Einstell- und Tierarztkosten
zusammensetzen, wurden mit ca. 110.000 Euro berechnet.
Nun werden interessierte Bewerberinnen und Bewerber für die Reiterstaffel gesucht. Voraussetzungen sind eine
abgeschlossene Grundausbildung sowie eine Außendiensterfahrung von mindestens zwei Jahren. Ein gültiger
Fitnesscheck und Reiterpass sind ebenfalls notwendig.
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