ForscherInnen der Uni Graz entschlüsseln, wie der Cholera-Erreger zwischen Ausbrüchen
überlebt
Graz (universität) - Nur abgekochtes Wasser und durchgegarte Speisen konsumieren ist eine Gesundheits-Grundregel
für Individualreisen in südlichere Gefilde. In mit Fäkalien verunreinigten Gewässern gedeiht
nämlich unter anderem das Bakterium Vibrio cholerae. Wie es dort überlebt und sich vermehrt, bevor es
im Menschen die lebensbedrohliche Durchfallerkrankung auslösen kann, untersuchen WissenschafterInnen weltweit.
So wollen sie neue Strategien gegen die Seuche entwickeln und die explosionsartigen Cholera-Ausbrüche bereits
in der Entstehung bekämpfen. Das Team um Kristina Schild-Prüfert und Stefan Schild vom Institut für
Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz haben erste Erkenntnisse gewonnen, wie Vibrio cholerae räuberischen
Fadenwürmern in der Umwelt entkommen. Die Ergebnisse wurden im Journal mSpheres veröffentlicht.
Fadenwürmer, die sowohl im Meer, im Süßwasser als auch im Erdboden vorkommen, haben unter anderem
Bakterien auf dem Speiseplan und sorgen damit für hygienischere Bedingungen in ihrer Umwelt. Der Cholera-Erreger
hat allerdings einen Weg gefunden, diesen Gegner zu überwinden. „Er besiedelt den Verdauungstrakt des Wurms
und setzt dabei Stoffe frei, die Entwicklung und Wachstum des Fressfeindes behindern“, beschreibt Schild. Die befallenen
Tiere erreichen das Erwachsenenstadium nicht mehr und können sich folglich auch nicht fortpflanzen. Das Grazer
Team hat unter anderem jenes Gen identifiziert, das für die Besiedelung und Kolonisierung des Fadenwurms verantwortlich
ist.
Die Studie zeigt außerdem, dass das Bakterium für diese Abwehr völlig andere Mechanismen in Gang
setzt als im menschlichen Körper. Die ForscherInnen wollen zukünftig das Wechselspiel zwischen dem Krankheitserreger
und seinem Fressfeind noch weiter untersuchen, und möglicherweise Strategien erarbeiten, wie Vibrio cholerae
bereits in der Umwelt dezimiert werden kann. „Wir haben hier wissenschaftliches Neuland betreten. Ein besseres
Verständnis wo und wie menschliche Pathogene zwischen den Ausbrüchen existieren, kann hoffentlich zu
neuen Ansätzen zur Eindämmung von Seuchen beitragen“, betont Schild.
Die Forschungen wurden vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Doktoratskollegs „Molekulare
Enzymologie“ sowie durch die NAWI-Graz-Frauenförderung finanziert.
Publikation
Cornelia List, Andreas Grutsch, Claudia Radler, Fatih Cakar, Franz G. Zingl, Kristina Schild-Prüfert, Stefan
Schild: Genes Activated by Vibrio cholerae upon Exposure to Caenorhabditis elegans Reveal the Mannose-Sensitive
Hemagglutinin to Be Essential for Colonization; mSphere, DOI: 10.1128/mSphereDirect.00238-18
http://msphere.asm.org/content/3/3/e00238-18
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