Leitthema "forstwirtschaft 4.0 - die zukunft beginnt heute"
Eisenstadt (blms) - Agrarlandesrätin Verena Dunst stellte sich bei der Jahrestagung des Österreichischen
Forstvereins, die in enger Kooperation mit dem Burgenländischen Forstverein abgehalten wird, am 24. Mai gemeinsam
mit Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, den Herausforderungen und
Besonderheiten der forstlichen Bewirtschaftung im Burgenland. „Der zukünftige Wald wird definitiv anders aussehen
als wir ihn heute wahrnehmen. Eine Wertschätzung des zukunftsträchtigen Rohstoffes Holz muss sich auch
im Preis widerspiegeln. Es ist mein Bestreben, mehr Bewusstseinskampagnen für alle Altersschichten zu starten.
Der nachhaltige Umgang aller mit dem wichtigen Gut Wald - unserer grünen Lunge - muss vom Kindes- bis zum
Pensionsalter immer wieder vor Augen geführt werden“, so Dunst.
Bundesministerin Elisabeth Köstinger ergänzte: „Eine klimafitte Forstwirtschaft wird eine der wesentlichsten
Herausforderungen in naher Zukunft bilden. Als entscheidenden Faktor zur Bewältigung sehe ich eine gut ausgebildete
Jugend. Es liegt in unserer Verantwortung, Weichen für nächste Generationen zu stellen, damit aktiv an
Lösungen gearbeitet und nicht nur Symptome bekämpft werden können. Der Klimawandel und die damit
einhergehenden Problemstellungen, wie steigender Befall durch den Borkenkäfer, ist nichts Theoretisches, wir
werden damit tagtäglich konfrontiert“.
Unter dem Leitthema "forstwirtschaft 4.0 - die zukunft beginnt heute" stellt sich die Österreichische
Forsttagung 2018, heute im Kultur und Kongress Zentrum Eisenstadt, der spannenden Herausforderung, einen Blick
in die Zukunft zu werfen. Gesellschaftspolitische Trends werden dabei ebenso diskutiert, wie ein nachhaltiges Waldmanagement
mit entsprechender Lösungskompetenz sowie leistbare Zukunftskonzepte durch moderne Forsttechnik, alles Faktoren
für den Aufbau und Erhalt multifunktionaler Wälder.
Österreichische Forsttagung
Die Österreichische Forsttagung wird jährlich von einem Landesforstverein in Zusammenarbeit mit dem
Österreichischen Forstverein organisiert. Dieses Mal war das Burgenland an der Reihe. Die Tagung dauert 2
Tage - am ersten Tag gibt es Vorträge zu aktuellen forstpolitischen Themen. Am zweiten Tag finden Fachexkursionen
in der Region statt. Teilnehmer waren ca. 300 Personen aus der Branche, darunter Vertreter der Waldbesitzerverbände,
Waldbauern, Landesforstdienste & Landwirtschaftskammern, Waldbesitzer, Förster und der Wissenschaft. Es
waren auch 80 Schüler der Försterschule Bruck an der Mur anwesend. Auch Gäste aus dem Ausland, Deutschland,
Ungarn und Slowenien wurden erwartet.
Statistik Burgenland
- Burgenland ist das Bundesland mit dem höchsten Anteil
an Laubwäldern (50% der Waldfläche)
- Die Baumartenvielfalt im burgenländischen Wald ist
einzigartig - mehr als 30 Baumarten kommen vor.
- Die Waldfläche nimmt laufend zu. Sie beträgt derzeit
133.000 ha. Das Bewaldungsprozent im Burgenland beträgt demnach 33,1 %.
- 80 % Hochwald und 20 % Niederwald
- Es wächst laufend mehr Holz nach, als genutzt wird,
die Nutzung erfolgt nachhaltig
ELER-Projekte zur Bekämpfung der Borkenkäfer
Das Top-Thema in der Branche ist zurzeit die Borkenkäfersituation in Österreich. Nicht nur im Burgenland
sind die Auswirkungen des Klimawandels in den Wäldern zu spüren. Es wird befürchtet, dass im heurigen
Jahr eine Rekordmenge an Käferholz anfallen wird. Neben dem Südburgenland sind auch viele Regionen in
anderen Bundesländern betroffen. Die Fangzahlen in den Monitoringfallen sind derzeit überall hoch. Im
Burgenland laufen bereits seit drei Jahren drei große ELER-Projekte zur Bekämpfung der Borkenkäferplage.
Zusätzlich stellt die Forstbehörde weiteres Fachpersonal für die Beratung der Waldeigentümer
sowie aktiven Bekämpfungsmaßnahmen bereit. Um zukünftig neben Brenn- und Industrieholz auch mehr
wertvolle Laubholzsortimente im burgenländischen Wald zu produzieren, wurde bereits im Jahr 2013 ein Waldbauhandbuch
erstellt, das gratis an Waldbesitzer abgegeben wird. Dafür stehen jährlich bis zu 150.000,-- Euro zur
Verfügung.
Holzmarktsituation
Es herrscht derzeit eine angespannte Situation am Holzmarkt. Die Sägeindustrie übernimmt derzeit
nur wenig heimisches Fichtenrundholz, das aufgrund des Borkenkäferholzanfalls aber dringend aus dem Wald gebracht
werden müsste. Es wäre daher notwendig, große Zwischenlager außerhalb des Waldes anzulegen.
Die nicht unerheblichen Kosten belasten die Betriebe und Waldbauern. Die Industrie hat sich in den letzten Monaten
hauptsächlich mit Fichtenholz aus Tschechien und Deutschland eingedeckt, das billiger anzukaufen war. Aus
Sicht unserer burgenländischen Forstleute stellt das einen Vertrauensbruch dar, da die schwierige Käfersituation
mit großem Holzanfall, der nicht gesteuert werden kann, schon im Vorjahr prognostiziert wurde. Daher sind
die Sägewerke aufgerufen, ihre Importe sofort auf ein Minimum zu reduzieren und die immer wieder eingeforderten
Holzmengen auch bei den österreichischen bzw. burgenländischen Waldbesitzern abzuholen.
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