Im Rahmen der Programmpräsentation der Bühne Liezen zum Thema „Wer hat die richtige
Religion?“ wird das Gemeinsame und Verbindende in den Fokus gerückt.
Liezen/Graz-Seckau (diözese) - „Religionen tragen von ihrem Wesen her einen Wahrheits- und Absolutheitsanspruch
in sich. Das kann Identität und Orientierung bedeuten, aber auch sehr schnell zu Konflikten und Intoleranz
führen“, so Pfarrer Andreas Fischer. Er führte bei der Programmpräsentation am 24. Mai im Pfarrhof
Liezen aus, dass sich das Bühnenprogramm mit dem Ennstal als Brennpunkt von schweren, religiös motivierten
Kontroversen auseinandersetzt, wie dem Aufkommen der protestantischen Reformation und der wuchtigen Frage: „Wer
hat die rechte Religion?“ Der Bogen wird von 1218 bis zum geschichtsträchtigen Jahr 1918 – „die europäische
Urkatastrophe, der 1. Weltkrieg“ – gespannt und findet eine historische Auseinandersetzung in der Begehung der
Wegstrecke von den Kriegs-Mahnmalen bei der Röthelbrücke über Zwischenstationen zur Bühne mit
Amtsrat Karl Hödl, Andreas Fischer und Schulklassen (Mittwoch, 6. Juni, 10 Uhr). „Dem großen Themenkomplex
von Kränkungen und Missverständnissen als Ursache für Konflikte und Entzweiungen geht Prof. Dr.
Reinhard Haller aus seiner psychiatrisch-therapeutischen Sicht nach und berichtet aus seiner Praxis“, so der Pfarrer
zum Abendprogramm mit einer anschließenden hochkarätig besetzten Diskussion.
Fragezeichen als Einladung an alle
Die acht Fragestellungen zur jeweiligen Bühne in den Regionen hätten etwas gemein: das Fragezeichen,
stellt Jakob Kabas fest, Geschäftsführender Vorsitzender des PGR Liezen. „Sie machen sichtbar, dass es
keine fixen Antworten gibt, und laden ein, sich einzubringen in den Dialog. Wie kann aus der Betrachtung der Geschichte(n)
mit Blick auf die Gegenwart die gemeinsame Zukunft aussehen? Vor dem Hintergrund, dass jeder aus einem persönlichen,
spirituellen Verständnis heraus agiert und in gleicher Würde leben möchte.“ Am Dienstag, dem 5.
Juni, werden mögliche Zukunftsbilder der Kirche auf Stoffbahnen gezeichnet. Aus diesen wiederum werden Taschen
produziert, die gegen eine Spende erworben werden können. Der Erlös kommt bedürftigen Menschen in
der Region zugute (Caritas Existenzsicherung).
Gemeinsam feiern
„Das Wochenprogramm soll auch das feiernde Element der Kirche der Steiermark und der Welt abbilden: Wir feiern
die Eucharistie. Und so eröffnet Bischof Wilhelm Krautwaschl die Bühne am 4. Juni um 17 Uhr mit einer
Festmesse, und Abt Gerhard Hafner vom geschichtsträchtigen Stift Admont feiert die abschließende Festmesse
am 10. Juni “, so Kabas. Musikalisch laden die Auftritte der Ausseer und The Orange Blues Club (beide 8. Juni)
und das Sommernachtskonzert der Musikkapelle Liezen mit dem steirischen Landesjugendchor Cantanima (8. Juni, 19:30
Uhr) ein.
Gemeinsam beten
Der Donnerstag, 7. Juni, ist der Begegnung verschiedener Kulturen und Religionen gewidmet.
„ChristInnen, MuslimInnen, Sikhs und Bahais und Angehörige anderer Religionen werden auf unserer Bühne
gemeinsam um Frieden beten und Sie einladen, sie dabei durch Ihre Anwesenheit, Ihre geistige Präsenz und Ihre
gleichgerichteten Intentionen zu unterstützen. Als Zeichen, dass alle Menschen mit ihrem Glauben wie Früchte
eines Baumes sind, wird ein Apfelbaum im öffentlichen Raum gepflanzt“, erzählt die Regionalkoordinatorin
Birgit Lesjak-Ladstätter über die religiöse Feier um 18 Uhr unter dem Titel „Friede – Salam – Shalom“.
Die Zusammenarbeit sei sehr fruchtbar und solle auch nach der Bühnenwoche in Form von weiteren Friedensgebeten
in der Region weitergeführt werden. Interkulturelle Begegnungen gibt es am selben Tag mit den „neuen EnnstalerInnen“
und Reggae und Rock der Gruppe RMP (Refugee Music Project).
Hinhören und einander helfen
Das Young Speakers’ Corner (7. Juni ab 8:30 Uhr) bietet Jugendlichen eine Plattform, ihre Anliegen vorzubringen
und öffentlich Gehör zu finden. Verschiedene Schulen der Region nehmen Stellung zu Themen, die sie bewegen.
Der Freitag ist ganz dem breiten Hilfsangebot der Caritas gewidmet. „Die Bühne heißt für uns zu
zeigen, was man zu bieten hat, aufmerksam und neugierig zu machen, Menschen zum Nachdenken und Lachen zu bringen“,
so Monika Schachner, Caritas-Regionalkoordinatorin zur Leistungsschau der Nächstenliebe. Ein offenes Ohr für
Fragen zu vielfältigen Themen rund um Pflege und Betreuung hat Karin Schwaighofer vom Caritas-Pflegewohnhaus
Rottenmann. Zeitgleich berichten BewohnerInnen des CaritasWELCOME-Haus-Admont in Form eines Videos, von Fotos,
einer Straßenzeitung und Texten über ihre Erlebnisse als AsylwerberInnen, den Umgang mit Behörden
und die Interaktion mit ihrem Umfeld. Das „Recht zu glauben“ – darüber wird die Theatergruppe der Lebenshilfe
Stainach ein Stück nach der Methode Jeux Dramatiques aufführen. Bei Kaffee und Kuchen lädt Sie das
ReUse-Café ein, zu verweilen und mehr über Carla, die Sachspendenverwertung der Caritas zu erfahren.
Ab 14:30 Uhr beschäftigt sich der Vortrag „Demenz >Rückwärts leben<“ mit den Herausforderungen
für Angehörige. Schachner ist wichtig klarzustellen, dass jeder – unabhängig von der Kultur oder
Religion – bei der Caritas willkommen ist und mithelfen kann: „Unser Auftrag kommt aus dem Evangelium. Uns als
Caritas geht es darum, den Menschen als Menschen wahrzunehmen mit all seinen Bedürfnissen, und ihn in Notsituationen
zu unterstützen.“
Mehr als ein großes Fest
„Wir stellen Fragen und gehen damit hinaus in die Öffentlichkeit, im Sinne einer griechischen Agora, treten
direkt in Kontakt mit Menschen und suchen den Austausch“, so Bühnenkoordinator Gerhard Hofbauer zur Herangehensweise
an das 800-Jahr-Jubiläum der Diözese und die Funktion der Bühne in den Regionen. „Wir wollen über
das große Jubiläumsfest am 23. und 24. Juni in Graz hinaus miteinander feiern, einander zuhören
und gemeinsam Antworten für die Zukunft finden.“
BÜHNE LIEZEN
Wer hat die richtige Religion?
4. bis 10. Juni 2018
Kulturhausplatz
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