Oesterreichs Energie-Präsident Leonhard Schitter sieht „Riesenschritt zur Dekarbonisierung“
- Europas E-Wirtschaft setzt auf Elektrifizierung des gesamten Energiesektors
Ljubljana/Wien (oesterreichs energie) - „„Mit der Klima- und Energiestrategie kann Österreichs E-Wirtschaft
Role-Model für Europas Energiewende werden“, erklärte Leonhard Schitter, Präsident von Oesterreichs
Energie und Vorstandssprecher der Salzburg AG anlässlich des Jahreskongresses von Eurelectric, der Interessenvertretung
der europäischen Elektrizitätsbranche in Ljubljana. Die europäische E-Wirtschaft selbst beginnt
in Ljubljana mit einer Neuausrichtung der Branche, die sich auf eine völlige Elektrifizierung des gesamten
Sektors einrichtet, berichtete Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric, der den Kongress unter das
Motto „Changing Times … Changing Minds“ gestellt hat.
Die integrierte Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung sieht vor, dass Österreich seinen Strombedarf
2030 im Jahresschnitt bilanziell zu hundert Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien decken kann. Schitter:
„Unser Strombedarf wird von derzeit rund 72 Milliarden Kilowattstunden (1 Mrd, kWh = eine Terawattstunde, TWh)
in den nächsten zwölf Jahren auf rund 88 TWh steigen. Das bedeutet eine Steigerung der Stromproduktion
aus erneuerbaren Energien bis 2030 um 35 TWh.“ Um das zu erreichen ist der Zubau von Windenergie mit einer installierten
Leistung von 5700 MW und von Photovoltaik mit einer installierten Leistung von 13.500 MWpeak sowie 1500 MW Wasserkraft
erforderlich. Damit steigt die installierte Leistung der Stromerzeugungsanlagen in Österreich von 17,9 Gigawatt
auf 38,5 Gigawatt.
Konkret bedeutet das einen Ausbau der Wasserkraft um 6 bis 8 TWh. 1.700 neue Windkraftanlagen müssten gebaut,
beziehungsweise Teile der bestehenden 1.200 einem Repowering unterzogen werden. Die Photovoltaik müsste vervierzehnfacht
werden. Das bedeutet einen Zubau von rund 200.000 Photovoltaikanlagen à 5 KWpeak pro Jahr. Das ist zu schaffen,
aber eine große Herausforderung. Schitter: „100 Prozent erneuerbare Energie bedeuten bis 2030 jeden zweiten
Tag ein neues Windrad und alle 80 Sekunden ein neues PV-Dach." Österreichs E-Wirtschaft komme damit dem
Ziel der Dekarbonisierung des Wirtschaftssektors einen Riesenschritt näher und werde zum Role-Model für
Österreich und die gesamte europäische E-Wirtschaft, so Schitter.
Er erwartet in Zukunft im Sommer und an Tagen mit viel Wind hohe Stromüberschüsse, die zur Erzeugung
von Gas genützt werden können, das bei Bedarf in thermischen Kraftwerken eingesetzt wird. Schitter: „Mit
einer weiteren Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wäre dann der gesamte Stromsektor in
Österreich dank „grünem Gas“ klimaneutral. Bei optimaler Nutzung der Speicher ist Klimaneutralität
der E-Wirtschaft schon bald nach 2030 erreichbar. Österreichs E-Wirtschaft wäre dann bereits in gut einem
Jahrzehnt der erste große dekarbonisierte Wirtschaftssektor.“ Gelingt es, das Ziel von 2030 zu erreichen,
kann Österreich bis 2050 insgesamt eine Dekarbonisierung von 90 bis 95 Prozent erreichen. Schitter: „Elektrizität
wird zum entscheidenden Faktor der Entwicklung, aber wir stehen vor einer gewaltigen technischen und auch politischen
Herausforderung.“
Dafür sind die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, fordert Österreichs E-Wirtschaft. Auf europäischer
Ebene ist dies der Abschluss des Clean Energy Package, auf nationaler Ebene die integrierte Klima- und Energiestrategie
inklusive Energiegesetz neu sowie die Beseitigung von Investitionsblockaden und Gold Plating. Auf regulatorischer
Ebene geht es um eine zukunftsweisende Netzfinanzierung und faire Bedingungen für alle Marktteilnehmer. Insgesamt
erforderlich, so Schitter: „Ein gemeinsames Bekenntnis zur Energiezukunft getragen von einer neuen gemeinsamen
Story, die die Menschen für die Energiewende begeistert.“
Wichtigstes Gut der Stromversorgung aus Kundensicht ist weiterhin die Versorgungssicherheit. „Schon jetzt gibt
es aber eine deutliche Mehrheit, die moderne Lösungen für ihre Energienutzung wünschen. Das zeigt
eine aktuelle Gallup-Umfrage im Auftrag von Oesterreichs Energie“, so Schitter. Österreichs E-Wirtschaft setzt
auf innovative Technologien und Services. Das beginnt bei digitalen Informationen für Kunden, smarten Tarifen
und Angeboten, Vorteilsclubs und Contracting-Lösungen.
Europas Energiebranche auf Dekarbonisierungs-Kurs
Mit der Anpassung ihres Vision Statements steuert die Europäische Energiebranche in Richtung vollkommener
Dekarbonisierung bereits vor dem Jahr 2050. „Da Strom unaufhaltbar immer sauberer wird, wird der Schlüssel
zum Erfolg die Einbeziehung anderer Wirtschaftssektoren wie Transport, Wärme und Industrie in den Umbau des
Energiesystems sein“, erklärte Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric. „Wir brauchen erhebliche
Investitionen in saubere Energiegewinnung aus unterschiedlichen Quellen“, so Ruby. Energieunternehmen, Dienstleister,
aber auch Konsumentinnen und Konsumenten werden zunehmend auf eigene Produktion und Speicherung setzen und sich
dabei untereinander in lokalen Energie-Communities austauschen. Für den Energiesektor hat ein Wirtschaftssystem,
das von Nachhaltigkeit und Digitalisierung getrieben wird, enormes Potential. Ruby: „Wir sind bereit, unsere Rolle
für eine nachhaltige Energiezukunft zu übernehmen und es ist unabdingbar, dass politische Entscheidungsträger
die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit wir dieses Ziel auch wirklich erreichen können.“
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