Bildungsprojekt für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche zwischen
15 und 21 Jahren ab Juli 2018 mit 750 Plätzen
Wien (rk) - „Start Wien – Das Jugendcollege“, Wiens Vorreiterprojekt für nicht mehr schulpflichtige
Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 21 Jahren, wird fortgeführt. Der Integrationsausschuss im
Wiener Gemeinderat hat am 8. Juni die Ko-Förderung bis zum Jahr 2021 beschlossen. Damit ist der Weiterbestand
der Bildungseinrichtung, die im Jahr 2016 gestartet ist, gesichert.
Das Jugendcollege wird aus Mitteln der Stadt Wien (MA 17 – Integration und Diversität sowie Fonds Soziales
Wien), des AMS Wien und des Europäischen Sozialfonds finanziert und bietet ab Juli 2018 pro Jahr im Schnitt
750 Plätze für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 21 Jahren, die nicht mehr der Schulpflicht
unterliegen. Dafür stehen ab Juli 2018 pro Jahr bis zu 4,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Zielgruppen des Jugendcolleges sind in erster Linie Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte sowie
AsylwerberInnen, künftig sollen aber auch verstärkt Jugendliche aus EU- und Drittstaaten sowie sonstige
benachteiligte Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft das Jugendcollege besuchen. Ziel ist es, die Jugendlichen
individuell zu fördern und sie an weiterführende Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten bzw. den
Arbeitsmarkt heranzuführen.
Czernohorszky: Jugendcollege bietet Chancen und Zukunftsperspektiven für Jugendliche – Hacker:
Bekennen uns zur Fortsetzung des erfolgreichen Projekts
„Mit dem Jugendcollege hat die Stadt Wien ein österreichweit einzigartiges Bildungsprojekt für Jugendliche
geschaffen. Das Jugendcollege bietet Chancen und Zukunftsperspektiven für Jugendliche, damit sie rasch auf
eigenen Beinen stehen können – sei es durch eine gute Bildung oder einen Job. Wir lassen die Jugendlichen
nicht im Stich, egal woher sie kommen“, betont Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky.
„Gelungene Integration ist abhängig vom persönlichen Willen und den entsprechenden Angeboten“, sagt Sozialstadtrat
Peter Hacker. „Die Maßnahmen im Jugendcollege beschränken sich nicht aufs Deutschlernen, hier werden
auch die Spielregeln für den Arbeitsmarkt und das Leben in unserer Stadt vermittelt – und davon profitieren
wir letztlich alle. Deshalb bekennen wir uns auch zur Fortsetzung dieses erfolgreichen Projekts.“
„Aus Sicht des AMS Wien ist klar: Wien braucht das Jugendcollege“, ist AMS-Wien-Chefin Petra Draxl überzeugt.
„Um in Wien eine gute Erwerbskarriere zu machen, braucht man eine Ausbildung. Die kann aber nur beginnen, wer –
neben der deutschen Sprache – auch die Basisfertigkeiten beherrscht, die in Österreich am Ende der Pflichtschule
stehen. Das Jugendcollege geht sehr gut darauf ein, was die Jugendlichen bereits können, und begleitet sie
von dort aus auf den österreichischen Bildungsweg.“
Der waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) unterstützt das Jugendcollege aufgrund seiner Verantwortung
als „zwischengeschaltete Stelle“ für den Einsatz von ESF-Mittel in Wien. Waff-Geschäftsführer Fritz
Meißl: „Das Jugendcollege hat sich enorm bewährt und ist als fixer Eckpfeiler der Wiener Ausbildungsgarantie,
die junge Menschen für einen guten Start in den Beruf unterstützt, nicht mehr weg zu denken. Es bietet
jungen Menschen, in einer sehr schwierigen Lebenssituation, echte Zukunftsperspektiven und damit eine zentrale
Grundlage für eine später erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt. Das Projekt ist außerdem
ein hervorragendes und richtungsweisendes Beispiel, wie die Mitteln des Europäischen Sozialfonds sinnvoll
eingesetzt werden können.“
„Ohne Basisbildung geht es nicht: Wer den Anschluss versäumt, kann sein Ziel nicht erreichen. Daher bedeuten
die schnelle Evaluierung des Förderbedarfs und der rasche Beginn der Lerntätigkeit eine chancenreiche
Perspektive für Gesellschaft und Schutzsuchende“, freut sich Herbert Schweiger, Geschäftsführer
des Lead-Partners Die Wiener Volkshochschulen, über die Verlängerung des Projekts.
Über 700 Vermittlungen in ein Arbeitsverhältnis, eine weiterführende (Aus-) Bildung oder eine Lehrstelle
Vom Start des Jugendcolleges im Juli 2016 bis Anfang Juni 2018 – also in knapp zwei Jahren – haben an den beiden
Standorten im 9. und 10. Bezirk insgesamt 1.958 Jugendliche am Jugendcollege teilgenommen. Die meisten TeilnehmerInnen
kommen aus den Herkunftsländern Afghanistan, Syrien, Somalia und dem Irak. Die größte Altersgruppe
ist zwischen 17 und 19 Jahren, gefolgt von gleich vielen TeilnehmerInnen in den Altersgruppen 20 bis 21 bzw. 15
bis 16 Jahren.
Je nach Art des Abschlusses bleiben die Jugendlichen durchschnittlich zwischen 192 und 451 Tage am Jugendcollege.
Seit Projektbeginn konnten 714 Jugendliche in ein Arbeitsverhältnis, eine weiterführende Ausbildung,
ein Studium oder eine Lehrstelle vermittelt werden.
So hat etwa eine 21-jährige Syrerin nach einem Jahr Jugendcollege eine Lehrstelle als Zahnarztassistentin,
ein 20-jähriger Afghane eine als Elektriker gefunden. Zwei junge Männer aus dem Iran bzw. Syrien haben
es in den Vorstudienlehrgang geschafft. Eine 21-jährige Afghanin ist nun Trainee bei einem Unternehmen im
7. Bezirk, ihr gleichaltriger Landsmann arbeitet bei einem Früchteimporteur. Eine 18-jährige Kongolesin
hat in einem SeniorInnenheim eine weitere Qualifizierungsmaßnahme begonnen. Und auch ein 20-Jähriger
aus Somalia ist jetzt in einer weiterführenden Maßnahme im Bereich Handwerk bei der Organisation Kolping.
Systematisches und modulares Bildungsangebot
„Start Wien – Das Jugendcollege“ ist ein systematisches, modulares und schulanaloges Bildungsangebot. Das Bildungsangebot
startet mit einem umfassenden Clearing zu Beginn. Im Hinblick auf die Diversität der Zielgruppe ist das gesamte
Angebot modular aufgebaut. Eine Orientierung erfolgt an drei Kompetenzstufen, wobei bedarfsgerecht ein Einstieg
in jeder Stufe möglich ist.
Das Kursangebot im „StartWien – Das Jugendcollege“ umfasst das Kernmodul Deutsch und Spezialmodule aus der Basisbildung
(Mathematik, Englisch, Informations- und Kommunikationstechnologien). Darüber hinaus gibt es Wahlmodule (z.
B. Natur, Gesundheit und Soziales, kritische Partizipation, Peer-Dolmetsch und Werkstätte), die je nach Stufe,
Vorkenntnissen und schulischen bzw. beruflichen Bildungszielen kombiniert werden.
Abgerundet wird das Bildungsangebot durch sozialpädagogische Unterstützung, Einzel- und Gruppenberatung
im Sinne von Perspektivencoaching und Bildungs- bzw. Berufsberatung, um einen nachhaltigen Übergang in eine
entsprechende weiterführende Bildung bzw. Ausbildung oder in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Das Projekt wird durch eine Steuerungsgruppe, bestehend aus FördergeberInnen sowie dem waff, begleitet und
laufend evaluiert.
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