Aussprache über Ärztemangel, Pflegesektor und Ausbildungsfragen
Prag/Wien (pk) - Mit sehr ähnlichen Problemen im Gesundheitssektor sehen sich Österreich und Tschechien
konfrontiert. Dies war am 7. Juni das Resümee eines im Parlament stattfindenden Austausches zwischen MandatarInnen
beider Länder, wobei vor allem der Personalmangel in der Pflege, die ärztliche Unterversorgung in den
ländlichen Regionen sowie Ausbildungsfragen im Mittelpunkt standen. Die Gesundheitssprecherin der ÖVP,
Gabriela Schwarz, begrüßte die Gäste aus Tschechien und informierte u.a. über die aktuellen
Vorhaben der Regierung. Von österreichischer Seite nahmen weiters die Abgeordneten Angela Fichtinger (ÖVP),
Brigitte Povysil (FPÖ) und Maurice Androsch (SPÖ) teil. Vera Adámková, die Vorsitzende
des tschechischen Gesundheitsausschusses, interessierte sich insbesondere für österreichische Lösungen
im Pflegebereich, da in ihrem Land viele Krankenschwestern fehlen bzw. aufgrund der Umstellung des Ausbildungssystems
nicht voll einsetzbar sind.
Angesichts der demographischen Entwicklung sei auch Österreich stark gefordert, hob Gabriela Schwarz (ÖVP)
hervor, deshalb überlege man z.B. die Einführung einer Pflegelehre. Generell gebe es aber ein abgestuftes
Ausbildungssystem, das neben dem gehobenen Dienst auch die Berufe Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz beinhalte.
Diskutiert werde auch über Stipendien für angehende ÄrztInnen und die finanzielle Förderung
von Praxen, um mehr MedizinerInnen in die Regionen zu bekommen. Außerdem gebe es Überlegungen, in Hinkunft
die Anstellung von ÄrztInnen durch ÄrztInnen zu ermöglichen. FPÖ-Gesundheitssprecherin Brigitte
Povysil, im Zivilberuf Radiologin und Spitalsärztin, war der Auffassung, dass auch Gesundheitszentren dazu
beitragen können, die überfüllten Spitalsambulanzen zu entlasten. Zahlreiche Chancen biete zudem
die Telemedizin, z.B. in Form der elektronischen Gesundheitsakte oder der Telekonsultationen mit FachkollegInnen.
Es existieren bereits einige erfolgreiche Kooperationen mit Tschechien im Gesundheitsbereich, erklärte die
Waldviertler Mandatarin Angela Fichtinger (ÖVP), die u.a. auf das Rot-Kreuz-Wesen verwies. Was den Mangel
an niedergelassenen Ärzten in ländlichen Gebieten angeht, so habe Niederösterreich derzeit einen
Modellversuch gestartet, der die Entsendung von Spitalsärzten vorsieht. Maurice Androsch (SPÖ) stand
diesem Projekt skeptisch gegenüber, da es speziell in den peripheren Regionen einen generellen Ärztemangel
gibt.
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