Die Kenntnis des „anderen Afrika“ eröffnet Chancen am Wachstums- und Zukunftskontinent
Johannesburg/Wien (pwk/awo) - “Österreich läuft Gefahr, Chancen auf dem Wachstums- und Zukunftskontinent
Afrika zu vergeben. Die österreichischen Exporte in unseren Nachbarkontinent mit 54 Ländern und über
einer Milliarde Einwohnern sind etwa ein Viertel so groß wie die Exporte in unser kleines Nachbarland Schweiz”,
berichtet Rudolf Thaler, Afrika-Experte der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Der Anteil der Afrika-Exporte an den österreichischen Gesamtexporten liegt bei knapp über einem Prozent
und ist in den letzten zehn Jahren tendenziell rückläufig.
Rot-weiß-rote Unternehmen sind höchst erfolgreich in Afrika. SKIDATA beispielsweise ist Marktführer
bei innovativen Zugangssystemen bei Stadien. STRABAG baut die höchste Brücke Afrikas und in der südlichen
Hemisphäre. Verpackungsspezialist ALPLA ist mit eigener Produktion vor Ort erfolgreich am Markt. Insgesamt
gibt es in Afrika etwa 200 Niederlassungen österreichischer Unternehmen. Erst kürzlich startete das Wiener
Unternehmen Intercont als österreichischer Transportpionier in Tansania. Insgesamt ist der Nachbarkontinent
allerdings noch zu wenig auf dem Exportradar der österreichischen Exportwirtschaft. Afrika wird von Unternehmen
aus China, Frankreich und USA dominiert.
Testmarkt für Innovationen und dynamische Startup-Szene
Afrika hat den Ruf eines schwierigen Marktes und ist klischeebehaftet. Erst der Blick auf das „andere Afrika“
eröffnet die riesigen Chancen. Afrika ist dabei, Technologiestufen zu überspringen - mangels Bankkonto
direkt zum mobile Wallet und von der Energiearmut direkt zur Solarenergie. Afrika entwickelt sich zunehmend zur
Testregion innovativer Technologien. Kenia ist führend bei FinTech-Innovationen. In Ruanda entstand bereits
vor Jahren der erste Drohnenflugplatz, um entlegene Gebiete zu versorgen.
In Afrika entwickelt sich - vielfach unbemerkt - eine dynamische Startup-Szene. Das Startup Funding stieg 2017
um die Hälfte und erreichte einen Rekordwert von 560 Millionen US- Dollar. Die Startup Hotspots sind Südafrika,
Kenia und Nigeria. Die Investoren sind interessiert an FinTEch, e-Commerce und e-Health.
Konzentration auf überschaubare Wachstumsmärkte und frugale Innovationen
Afrikanische Volkswirtschaften sind Wachstumskaiser. Afrikas Wirtschaft soll 2018 und 2019 um 3,2 Prozent
bzw. 3,5 Prozent wachsen. Die größten Volkswirtschaften Afrikas - Südafrika, Nigeria und Angola
- liegen zwar unter den Wachstumserwartungen, aber sechs der afrikanischen Volkswirtschaften sind unter den Top
10 der schnellst wachsenden Volkswirtschaften gereiht. Jetzt ist die Zeit, die Chancen in den Bereichen Infrastruktur,
Wassermanagement, Umwelttechnologien, Agribusiness, Gesundheit, Tourismus etc. vor Ort zu sondieren. Später
werden die Markteintrittsbarrieren erheblich höher sein. Interessante Wachstumsmärkte für österreichische
Unternehmen sind beispielsweise Ghana, Äthiopien, Côte d’Ivoire, Dschibuti, Tansania und Ruanda.
„Für den nachhaltigen Erfolg am afrikanischen Markt ist ein grundlegendes Überdenken der Marktbearbeitung
zu überlegen. Der afrikanische Markt erfordert maßgeschneiderte Produkte“, betont Thaler. Frugale Innovationen
eröffnen neue Chancen. Gefragt sind robuste Produkte, die auf ihre Kernfunktionen beschränkt sind. Lokale
Innovationszentren und ein effizienter loyaler Partner helfen beim Aufspüren lokaler Lösungen.
Virtueller Reise-Tipp
Der Exporttag am 21. Juni in der Wirtschaftskammer Österreich bietet die Chance zum globalen Netzwerken mit
allen Wirtschaftsdelegierten der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA - eine virtuelle Reise rund um den Globus und von Wien
bis nach Johannesburg ohne in einen einzigen Auslandskilometer investiert zu haben.
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