Kultur-Fundraising in Österreich mit Wachstumspotential. Fundraising Verband informiert
bei internationaler Fachtagung am 14. Juni.
Wien (anker) - International gewinnt private Kulturförderung immer mehr an Bedeutung. In Deutschland,
der Schweiz oder den Niederlanden ist Spenden für Kultur bereits wesentlich stärker verbreitet als in
Österreich. Die privaten Fundraising-Einnahmen im Kultursektor sind hierzulande noch gering. Durch die Erweiterung
der steuerlichen Absetzbarkeit auf Kultureinrichtungen im Jahr 2016 hat das Thema "Spenden für Kunst
und Kultur" zwar an Relevanz gewonnen, mit den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen wird das Potential jedoch
bei weitem nicht ausgeschöpft. Im Rahmen der 4. Fachtagung für Kulturfundraising und -Sponsoring greifen
internationale ReferentInnen aktuelle Entwicklungen in der privaten Kulturfinanzierung auf und zeigen, was SpenderInnen,
Mäzene und Sponsoren heute motiviert, Kulturarbeit zu unterstützen.
Rund 15 Mio. Euro, also etwas mehr als 2 % des Gesamtspendenvolumens von 630 Mio. Euro wurden in Österreich
zuletzt für Kultur gespendet. Wissenschaft und Forschung unterstützen die ÖsterreicherInnen hingegen
mit rund 40 Mio. Euro. In den Niederlanden, wo der Anreiz der steuerlichen Absetzbarkeit von Kulturspenden schon
lange besteht, entfallen jährlich ca. 8 % auf Kultur. Auch in Deutschland, der Schweiz und allen voran bekanntlich
Großbritannien sind alternative Finanzierungsformen im Kunst- und Kultursektor bereits wesentlich besser
etabliert. Private Mittel ermöglichen vielfach Projekte, die sonst nie entstehen könnten: einerseits
publikumswirksame, kommerziell erfolgreiche, andererseits viel öfter noch innovative, experimentelle - international,
aber auch regional ausgerichtete - Kulturinitiativen. Ebenfalls helfen private Unterstützer oftmals mit Ankäufen
und Schenkungen, dort wo es staatliche Stellen nicht mehr können. "Österreich ist ein Land der staatlichen
Förderungskultur, in dem Kultur ausschließlich im Verantwortungsbereich der öffentlichen Hand gesehen
wird. Dabei böten private Mittel zusätzlich zu öffentlichen Subventionen einen solch immensen Mehrwert
für die Kultur.", so Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands. "Bedingt
durch Sparmaßnahmen und bestenfalls gleichbleibende Kulturetats droht die Vielfalt an kleinen Kulturinitiativen
und innovativen Projekten verloren zu gehen. Besonders diese sind auf Drittmittel angewiesen. Seitens der Bundesregierung
braucht es jetzt ein klares kulturpolitisches Bekenntnis für mehr private Kulturförderung neben staatlichen
Förderungen sowie die rasche Umsetzung der nötigen ordnungs- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen.
Kofinanzierungen, wie die Verdoppelung jeder Spende durch den Staat, oder Erleichterungen bei der Spendenabsetzbarkeit
für Kulturspenden sind nur einige Ansätze", weiß Günther Lutschinger. Kultureinrichtungen
sind bei der Spendenabsetzbarkeit derzeit deutlich benachteiligt, müssen sie doch wesentlich höhere Auflagen
erfüllen als Organisationen aus anderen Bereichen. Von den tausenden Kultureinrichtungen in Österreich
haben es daher nur knapp 110 auf die Liste spendenbegünstigter Einrichtungen des BMF geschafft. "Die
Bundesregierung ist jetzt gefordert zu handeln, um das Kulturland Österreich nicht ins Hintertreffen geraten
zu lassen!" unterstreicht Lutschinger den Handlungsbedarf. Die Bereitschaft zu mehr gesellschaftlichem Engagement
für Kultur ist jedenfalls gegeben: Laut einer Studie sind 6% der ÖsterreicherInnen bereit, für Kunst
und Kultur zu spenden (Quelle: Public Opinion).
Kulturfundraising mit großem Wachstumspotential in Österreich
Um private Kulturfinanzierung in Österreich weiterzuentwickeln, versammelt der Fundraising Verband Austria
am 14. Juni zum vierten Mal ausgewiesene internationale ExpertInnen für Kunst- und Kulturfundraising in Wien.
Die 4. Fachtagung für Kulturfundraising und -Sponsoring befasst sich mit aktuellen Trends und innovativen
Herangehensweisen im Bereich der privaten Kulturförderung. Im Vortrag "Kulturförderung im Zusammenwirken
von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft" setzt sich Stephan Frucht mit den hinter privater Kulturförderung
liegenden kulturpolitischen Zusammenhängen auseinander: Der studierte Violinist, Dirigent und Humanmediziner
leitet heute das Siemens Arts Program. Dominik Winterling von der Stiftung Elbphilharmonie spricht über die
mehr als substanzielle Hilfe von Wirtschaftspartnern und bürgerschaftlichem Engagement bei der Finanzierung
des erfolgreichen Hamburger Konzerthauses. Die Beraterin Nicole Newman, die zuvor u.a. in der Tate, dem Victoria
& Albert Museum, beim English National Ballet und Londons Opernhaus tätig war, zeigt internationale Trends
und kreative Strategien im Bereich "Private Giving" auf. In weiteren Vorträgen und Workshops sind
Julia Müller von den Salzburger Festspielen, Peter Nömaier und Natascha Halbauer vom Sigmund Freud Museum,
Tomáš Mikeska vom Filmarchiv Austria oder Anna Schwanhäußer vom Verein Freunde und Förderer
der Staatsoper Unter den Linden in Berlin zu erleben, sowie viele weitere ExpertInnen aus Österreichs Kulturszene.
Alle Informationen:
|