MKO-Vorsitzender Willi Mernyi: Die Projekte, die heute ausgezeichnet werden, sind Beispiele
erfolgreicher Gedenk- und Bewusstseinsarbeit
Wien (pk) - Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, das Mauthausen Komitee Österreich
und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen luden am 7. Juni zur Überreichung des Hans
Maršálek-Preises in das Palais Epstein ein. Zum zweiten Mal stiften das Mauthausen Komitee Österreich
(MKÖ) und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) den Hans Maršálek-Preis
für herausragende Leistungen im bewusst weit gefassten Bereich der Gedenk-, Erinnerungs- und Bewusstseinsarbeit
zum 20-jährigen Jubiläum. Mit den Auszeichnungen wird an den Zeitzeugen Hans Maršálek erinnert,
der sein Leben nach dem Zweiten Weltkrieg der Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Konzentrationslagers
Mauthausen und seiner Außenlager gewidmet hat. Geehrt wurden Projekte, die das Wirken Maršáleks fortführen.
Aus 22 eingereichten Projekten aus dem In- und Ausland wurden am 7. Juni 2018 vier Projekte ausgezeichnet.
Bures: Die Stafette der Erinnerung an zukünftige Generationen weiterreichen
Zweite NR-Präsidentin Doris Bures begrüßte die zahlreichen Gäste und erinnerte an das Leben
und Wirken von Hans Maršálek: "Es gibt sie, diese Menschen, die einen prägen. Sie sind eng verbunden
mit den Erfahrungen, die unser Leben geformt haben. Hans Maršálek gehörte zu diesen besonderen Menschen
. Ich danke besonders dem Mauthausen Komitee Österreich, der Nachfolgeorganisation der Österreichischen
Lagergemeinschaft Mauthausen. Das MKÖ ist aus der österreichischen Erinnerungskultur nicht wegzudenken.
Von den Überlebenden hat das Komitee die Stafette der Erinnerung übernommen und reicht sie an heutige
und zukünftige Generationen weiter, damit auch sie die Geschichte neu und ehrlich beleuchten können um
sie zu bewahren, und ja, damit auch sie sie einmal weitergeben können," so Bures.
Weiter: "Es ist kein Zufall, dass wir diesen Preis im heurigen Gedenkjahr hier im Parlament überreichen.
Ist das Parlament doch das Herz der Demokratie. Umso kräftiger dieses Herz schlägt, umso widerstandsfähiger
ist es gegenüber autoritären oder faschistischen Tendenzen. Die vier Projekte, die heute in Erinnerung
an Hans Maršálek ausgezeichnet werden, auch sie leisten ihren Beitrag für einen starken demokratischen
Herzschlag. Denn sie setzen sich für eine offene und friedliche, für eine solidarische Gesellschaft ein",
unterstrich Bures.
Mernyi: Jugend, Innovation und Zivilcourage, die für Hans Maršálek besonders wichtig waren, sind
deutlich sichtbar
Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Willi Mernyi zeigte sich von den eingereichten Projekte begeistert: "Die
Projekte, die ausgezeichnet werden, sind Beispiele erfolgreicher Gedenk- und Bewusstseinsarbeit. Sie spiegeln die
Arbeit der Initiativen im Netzwerk des Mauthausen Komitees Österreich wider. Jugend, Innovation und Zivilcourage,
die für Hans Maršálek besonders wichtig waren, sind deutlich sichtbar!"
Fischer: "Das Inhumane sucht sich neue Formen, es tarnt sich!"
Bundespräsident a.D. Heinz Fischer dankte in seiner Festrede für die unermüdliche und intensive
Gedenkarbeit. Das Lebenswerk von Hans Maršálek weiterzutragen, sei deshalb von besonderer Bedeutung, da
man wachsam bleiben müsse. "Das Schreckliche, das in den 30er und 40er Jahren passiert ist, wird sich
nicht gleich wiederholen. Es werden nicht dieselben Parolen sein, nicht dieselben Hitlers, Göbbels usw. Es
werden auch nicht die gleichen Symbole sein, sondern das Schreckliche wird sich tarnen. Das Inhumane sucht sich
neue Formen und neue Parolen, deshalb gilt es für uns, wachsam zu sein und auch zu bleiben. Man muss genau
aufpassen und genau hinhören. Es ist von immenser Bedeutung, dass wir uns nicht täuschen lassen. Es darf
nicht passieren, dass wir Worte verwenden, die ausgrenzen, rassistisch sind oder andere Menschen als minderwertig
bezeichnen. Hier ist unsere Wachsamkeit gefragt. Die Arbeiten, die heute gewürdigt werden, sind Beiträge,
die diese Wachsamkeit bewirken", so Fischer.
1.Preis: RE.F.U.G.I.U.S. Rechnitzer Flüchtlings und Gedenkinitiative
Den ersten Preis erhielt das burgenländische Projekt: "Forschen und Erinnern, Orte nationalsozialistischer
Endphasenverbrechen im heutigen Burgenland".
2. Preis: Katholische Jugend OÖ, Region Ennstal
"Wir verneigen uns tief vor Hans Maršálek. Seine Erinnerung müssen wir weitertragen. Die Auseinandersetzung
der Katholischen Jugend OÖ mit den damaligen Todesmärschen ist beeindruckend und beispielgebend".
so Laudator Bischof Maximillian Aichern. Mit dem Projekt der Katholischen Jugend OÖ, Region Ennstal "zum:verGEHEN:erinnern"
setzen sich die Jugendlichen dem Todesmarsch ins Konzentrationslager auseinander. Unter dem Titel "zum:verGEHEN:erinnern"
rückten dutzende Jugendliche die Geschehnisse in das Gedächtnis. Sie fertigten Holzskulpturen an, die
in ihrer gebeugten Haltung an den Todesmarsch erinnern.
Einer der Höhepunkte des Projekts waren die Lichtfeiern, die den Fluss Enns an zehn verschiedenen Orten in
ein leuchtendes Mahnmal verwandelten. Bei Zeitzeugengesprächen kam es zu berührenden Begegnungen zwischen
Jung und Alt.
3. Preis: MKÖ Schloss Lind, Steiermark
"Handeln und Zivilcourage sind für mich eng mit dem Schloss Lind verbunden. Das beeindruckende Engagement
der BetreiberInnen und die bunte Vielfalt der Aktionen spiegeln die Arbeit des MKÖs wider," betonte Geschäftsführerin
Christa Bauer vom Mauthausenkommitee. Das Projekt: "das ANDERE heimatmuseum: kunst und gedenken-gedenk/kunst"
erhielt den 3. Preis.
Anerkennungspreis: Preisträger Gymnasium Ried im Innkreis
Das Gymnasium Ried in Innkreis bekam den Anerkennungspreis für ihr Theaterprojekt: "Charlotte Taitl -
Ein paar Schritte bis in den Tod" verliehen. In seiner Laudatio lobte Präsident des Comitee International
de Mauthausen Guy Dockendorf die Innovation und die Empathie der PreisträgerInnen. "Das Projekt zeigt
ganz eindeutig, wie wichtig die Sprache ist, die Wahl der Worte. Ich gratuliere herzlich."
Der Vorsitzende der Jury, Helmut Edelmayr, gratulierte den PreisträgerInnen zu ihrem langjährigen
Engagement. "Seit 1991 setzt sich die Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative (RE.F.U.G.I.U.S) unter
ihrem Vorsitzenden Paul Gulda dafür ein, dass der Kreuzstadl in Rechnitz, in dessen Nähe im März
1945 rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet und an Ort und Stelle verscharrt wurden, als Mahnmal
erhalten bleibt. Die jährlichen Symposien in Oberwart beschäftigen sich immer mit neuen Themenbereichen
– teilweise auch sehr kontroversiell diskutiert. Die Aufarbeitung des damaligen Geschehens in Rechnitz und in der
Region konnte vieles wieder in Erinnerung bringen."
Paul Gulda sorgte für die musikalische Umrahmung.
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