Neue Sonderausstellung im Österreichischen Freimaurermuseum Schloss Rosenau bei Zwettl
von von Anfang April bis Ende Oktober
Rosenau (stalzer) - Die neu eröffnete Ausstellung „Hoffnung – Vertreibung – Neubeginn“ setzt sich mit
den Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Geschichte der Großloge von Österreich auseinander.
Sie erzählt anhand herausragender Objekte und Dokumente diese interessante Geschichte und porträtiert
die Persönlichkeiten, die diese Zeit geprägt haben. Ergänzt wird die Präsentation durch seltenes
historisches Foto- und Filmmaterial. Gezeigt werden unter anderem die Friedensnobelpreis-Medaille für Alfred
Hermann Fried, das Original der Gründungsurkunde der Großloge von Wien, der Meisterbrief von Julius
Tandler, persönliche Gegenstände des Großmeisters Alexander Giese, rare Freimaurerbijous und -Schurze
und wichtige masonische und antimasonische Publikationen, zum Teil als Erstausgaben. So entsteht ein auch für
Laien verständlicher Überblick eines wenig bekannten aber deshalb nicht weniger wichtigen Kapitels der
österreichischen Zeitgeschichte. Unterstützt wird die Präsentation aller Bereiche durch zahlreiche
Filmausschnitte und einen interaktiven multimedialen Medientisch.
Feierten 2017 die Freimaurer in aller Welt den 300. Jahrestag der Gründung der Großloge von England,
so ist 2018 ein ganz besonderes Jahr für die Bruderschaft der Freimaurer in Österreich: Nur wenige Wochen
nach der Ausrufung der Ersten Republik wurde am 8. Dezember 1918 die Großloge von Wien gegründet und
auch von den Behörden anerkannt. Damit endete eine Periode der Verfolgung und Unterdrückung, die mehr
als 120 Jahre andauerte. Gründungsmitglieder waren die sogenannten Grenzlogen, die ab 1867 nach dem Ausgleich
in Ungarn arbeiteten, denn dort war die Freimaurerei nicht verboten. Diese Gründung sollte ein 20 Jahre dauerndes
Intermezzo bleiben und mündete in die Vernichtung durch den Nationalsozialismus. Die wenigen Überlebenden
gründeten 1945 voll Überlebenswillen nur wenige Tage nach der Befreiung Wiens wieder eine österreichische
Großloge, die bis heute das Zentrum der österreichischen Freimaurerei ist.
Die ersten hundert Jahre in Zeichen der Menschlichkeit
Die Großloge von Wien konnte in der ersten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auf den Strukturen der Grenzlogen
aufbauen und entwickelte sich rasch zu einem Treffpunkt für Männer, denen die Prinzipien der Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit am Herzen lagen. Unter Dr. Richard Schlesinger, der 1919 zum Großmeister
gewählt wurde, konzentrierte sich die Tätigkeit vor allem auf soziale Aktivitäten zur Linderung
der Not im Nachkriegsösterreich. Furchtbare Wohnverhältnisse, verwahrloste Kinder aufgrund von schlechter
Bildung und trister Familienverhältnisse vor allem in den Großstädten, Arbeitslosigkeit und Lohndumping
waren nur einige der Probleme der österreichischen Gesellschaft, an deren Lösung sich die Brüder
Freimaurer beteiligten. Besonders in Wien versuchten sozialdemokratische Politiker mit einem neuen politischen
und sozialen Gesellschaftsmodell Antworten zu finden, die zum Teil auf erbitterten Widerstand konservativer politischer
Kräfte stießen. Die kirchenkritische Haltung, an der auch die Freimaurer maßgeblichen Anteil hatten,
verstärkten diese Tendenzen. Die Ausstellung porträtiert einige der wichtigsten Akteure wie Friedrich
Scheu, Julius Tandler oder auch weniger bekannte Exponenten wie Gustav Scheu, Max Ermers oder die Brüder Suschitzky
und zeigt die Erfolge ihres sozialen Engagements.
Der Zweifel an der internationalen Lebensfähigkeit Österreichs und die instabile Politische Weltlage
waren ein zweiter Themen-Bereich, in dem die Freimaurer sich aktiv engagierten, allen voran Alfred Hermann Fried
oder Richard Coudenhove-Kalergi. Fried wurde für sein Engagement sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet
und Coudenhove-Kalergis Ideen leben heute in den Grundsätzen der Europäischen Union weiter. Die Ausstellung
präsentiert ihre bedeutendsten Schriften und die originale Nobelpreismedaille von 1911.
Die Vernichtung einer Idee
Das Scheitern und der Untergang der Ersten Republik bedeutete auch die Vernichtung der Freimaurer in Österreich.
Die Mitglieder zählten so wie die jüdische Bevölkerung zu den ersten Opfern: Das Logenhaus wurde
geplündert und verwüstet und der rekonvaleszente Großmeister Richard Schlesinger durch die Gestapo
verhört. Die Strapazen und die verweigerte medizinische Betreuung führten zu seinem Tod nur wenige Wochen
nach der Verhaftung. Viele Brüder Freimaurer gingen in die Emigration, manche landeten in der Vernichtungsmaschinerie
der Nazis, aber es gab auch einige, die sich mit dem System arrangierten. Antimasonische Propaganda und die NS-Propaganda
stehen im Mittelpunkt dieses Abschnitts der Schau
Der Neubeginn
Nur eine Handvoll Freimaurer überlebte das NS-Regime und diese Persönlichkeiten – allen voran Karl Doppler
gingen bereits wenige Tage nach der Befreiung Wiens daran die Großloge von Wien für Österreich
und schließlich Österreich zu etablieren. Neben dem ersten Nachkriegs-Großmeister Karl Doppler
werden vor allem sein Nachfolger Bernhard Scheichelbauer und Großmeister Alexander Giese, der auch maßgeblich
an der Gründung des Freimaurermuseums beteiligt war, porträtiert.
Freimaurer im Schloss Rosenau
In dem ursprünglich in der Zeit der Renaissance erbauten, später barockisierten Schloss Rosenau wurde
1972 bei Restaurierungsarbeiten neben diversen freimaurerischen Symbolen und Darstellungen ein
freimaurerischer Logen-Tempel entdeckt, der aus der Zeit um 1736-1748 datiert. Die freimaurerische Vorgeschichte
von Schloss Rosenau war nach dem Verbot der Freimaurerei zu Ende des 18. Jahrhunderts und zahlreichen Umbauten
in Vergessenheit geraten. Die Entdeckung gab nun den Impuls dafür, in den Räumen des Schlosses die Geschichte
und die Grundsätze der Freimaurerei einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Im Jahr 1975 gründeten
deshalb die Großloge von Österreich und ihr damaliger Großmeister Alexander Giese in Zusammenarbeit
mit dem Land Niederösterreich, dem heutigen Besitzer von Schloss Rosenau, an diesem geschichtsträchtigen
Ort das Österreichische Freimaurer-Museum. Hier befindet sich der älteste bekannte Freimaurertempel im
deutschsprachigen Raum und einer der ältesten Ritualräume der Bruderschaft in Mitteleuropa. Insgesamt
sieben Räume im Südflügel des Schlosses, in denen sich das Museum befindet, weisen durch ihre Wandbemalung
und Ausgestaltung starke freimaurerisch-symbolische Bezüge auf. Sie finden sich in den Fresken von Bartolomeo
Altamonte, Daniel Gran und vor allem des Architekturmalers Johann Rinculin, mit denen die heutigen Museumsräume
und die beeindruckenden Stiegenhäuser des Schlosses ausgestaltet sind.
Informationen
Das Österreichische Freimaurermuseum ist von Anfang April bis Ende Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Führungen für Gruppen ab 10 Personen täglich um 11 Uhr und 14 Uhr bzw. gegen Voranmeldung. Sonderführungen
sind auch in der Zeit von November bis Ende März nach Voranmeldung möglich.,
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