Oxford (Ohio)/Wien (OTS) - Erstmals in der Geschichte der Marshallplan-Jubiläumsstiftung findet ein Lehrlingsaustausch
statt: 22 österreichische Lehrlinge lernen während ihres Austauschs in den USA amerikanische Berufsausbildung
kennen. Gleichzeitig warnt die Marshallplan-Jubiläumsstiftung vor den Folgen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt:
„Jeder zweite Job ist betroffen.“
„Mit dem Austausch von Lehrlingen mit den USA betreten wir Neuland“, sagte Wolfgang Petritsch, Präsident der
Marshallplan-Jubiläumsstiftung, 6. Juni beim Marshallplan Symposium im Amerika Haus in Wien. Im Rahmen des
Pilotprojekts werden heuer erstmals 22 Lehrlinge aus Österreich in die USA fahren. Die Lehrlinge werden in
Österreich zu Einzelhandelskaufleuten und im Bereich der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ausgebildet und
kommen aus dem Burgenland und aus Niederösterreich. Sie werden für drei Wochen nach Oxford im US-Bundesstaat
Ohio fahren, wo sie die amerikanische Kultur erleben, ihre Sprachkenntnisse verbessern und auch das Bildungssystem
und die Wirtschaft kennenlernen. Der Lehrlingsaustauch wird in Zusammenarbeit mit dem AFS Austria durchgeführt.
Petritsch unterstrich mit der Verbreiterung des Austauschprogramms die Bedeutung der dualen Ausbildung in Österreich.
Für ihn sei die „Aus- und Weiterbildung und der Austausch von Lehrlingen ein neuer wichtiger Baustein, damit
wir mehr junge Menschen auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten“. Die österreichischen Lehrlinge
sollen aus den USA Erfahrungen und Impulse mitnehmen, die ihnen in ihrem späteren Berufsleben helfen sollen.
„Die Verbreiterung des Fellowship-Programms ist von enormer Bedeutung und betont den hohen Stellenwert der dualen
Ausbildung in Österreich und die Vorbildwirkung für den Arbeitsmarkt“, sagte Petritsch weiter.
Die Marshallplan-Jubiläumsstiftung finanziert und vergibt jährlich 110 Fellowships sowie drei Stiftungsprofessuren.
„Digitalisierung: Eine Herausforderung für die Lehrausbildung“
Beim Symposium der Marshallplan-Jubiläumsstiftung stand außerdem die Frage nach der Zukunft der
Berufsausbildung im Mittelpunkt. Univ.-Prof. Mag. Dr.in Gudrun Biffl skizzierte in ihrem Vortrag die allmählich
spürbar werdenden Auswirkungen der Digitalisierung in Österreich: „Die Digitalisierung wird eine Welle
der Automatisierung auslösen.“ Die Forscherin rechnet damit, dass jeder zweite Arbeitsplatz von der Digitalisierung
in Österreich betroffen sein werde und dass zwölf Prozent aller Jobs in Österreich mittelfristig
wegbrechen werden. Das seien vor allem „Routine-Tätigkeiten“, wie sie sagte. Gerade in der Dequalifikation
und dem damit verbundenen Statusverlust sieht sie eine explosive Mischung. Hinzu kämen 20 Prozent Risikoschüler,
die Schwierigkeiten in den Bereichen NAWI, Lesen und Mathematik haben. „Um gegenzusteuern, muss in die Erwachsenenbildung
investiert werden, um die Menschen an künftige Anforderungen heranzuführen“, forderte Biffl.
Überreichung der Marshallplan Fellowships
Den feierlichen Abschluss des Abends bildete die Verleihung der 110 Fellowships an renommierten Universitäten
in den USA und Österreich durch Wolfgang Petritsch und H.E. Trevor D. Traina, den Botschafter der Vereinigten
Staaten von Amerika in Österreich.
In der Geschichte der Marshallplan-Jubiläumsstiftung wurden bis dato insgesamt 687 Marshallplan Scholarships,
90 Berkeley Program Fellowships, 22 Lehrlings-Scholarships sowie 16 Professorships in New Orleans und 22 Johns
Hopkins Fellowships vergeben. Petritsch: „Die Marshallplan-Jubiläumsstiftung unterstützt den akademischen
Wissenstransfer zwischen Österreich und den USA jährlich mit etwa 1.000.000 Euro.“ Botschafter Traina:
„Durch das bilaterale Austauschprogramm trägt der Marshallplan auch weiterhin zum Gedeihen der amerikanisch-österreichischen
Beziehungen bei – als Symbol der transatlantischen Kooperation und Freundschaft über Generationen hinweg.
Transatlantisches Netzwerk
Mit diesem Wissenstransfer führt die Marshallplan-Jubiläumsstiftung die lange Tradition transatlantischer
Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik Österreich fort. Dabei steht das
Bemühen im Vordergrund, die Interaktion von Wissenschaftlern auf beiden Seiten des Atlantiks zu unterstützen
und zu intensivieren. Der Wissenstransfer basiere laut Petritsch auf den ursprünglichen Anliegen des Marshallplans:
Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und Ausbau der transatlantischen Beziehungen. Die Marshallplan-Jubiläumsstiftung
ist eingebettet in ein Netzwerk unterschiedlicher Akteure in beiden Ländern und pflegt mit diesen ein kooperatives
Verhältnis. „Indem wir aktiv eine Führungsrolle im amerikanisch-österreichischen Wissenstransfer
auch öffentlich sichtbar wahrnehmen, erinnern wir an die großen historischen Erfolge der amerikanisch-österreichischen
Freundschaft“, sagte Petritsch abschließend.
Über die Marshallplan-Jubiläumsstiftung
Die österreichische Marshallplan-Jubiläumsstiftung (Austrian Marshall Plan Foundation) fördert
den wissenschaftlichen Austausch von Studierenden und Forschenden aus Österreich und den USA mit dem Ziel,
Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen sowie die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu fördern.
Jährlich werden Stipendien an österreichische Studierende mit exzellenter Studienleistung für Forschungsaufenthalte
in den USA vergeben. Der Marshallplan (European Recovery Program) war ein Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA,
das nach dem Zweiten Weltkrieg Westeuropa mit Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren versorgte.
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